Statistik: Die Wandervögel der österreichischen Bundesliga
Bundesliga 7.September.2015 Daniel Walter 0
Akteure, die ihrem Verein eine ganze Karriere lang die Treue halten, sind selten geworden. Die überwiegende Anzahl der Spieler sucht nach einigen Saisonen aus unterschiedlichen Gründen neue Herausforderungen. Manche zieht es ins Ausland und einigen gefällt es in Österreich so gut, dass sie eine Tour durch die Bundesländer machen und für eine Vielzahl der hiesigen Klubs auflaufen. Heute widmen wir uns den Wandervögeln der heimischen Liga und ihren Erfolgen. Sämtliche Akteure der „Startelf“ haben für mindestens sechs Vereine gespielt und alle liefen im Laufe ihrer Karriere für den gleichen Klub auf.
Mit 97 Spielen zur doppelten Meisterschaft
Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Den besten Beweis dafür liefert die hier vorgestellte Mannschaft, bestehend aus prominenten Vertretern des heimischen Fußballs. Diese elf Spieler haben im Laufe ihrer Karriere 60 Vereinswechsel in der höchsten österreichischen Bundesliga vollzogen, wobei die jeweilige Verweildauer extrem variiert.
Ein Spieler ließ sich für seine Rekordwechsel – sieben an der Zahl – 459 Spiele lang Zeit, während der unangefochtene Spitzenreiter seine sieben Wechsel innerhalb von 97 Bundesligaauftritten vollzog.
Die meisten Spiele absolvierte Walter Kogler. Der Verteidiger lief insgesamt 495-mal in der Bundesliga auf. Ein Platz in der ersten Elf blieb ihm allerdings verwehrt, weil der Kärntner durchschnittlich am längsten aller Verteidiger, respektive aller Spieler seinem jeweiligen Verein treu geblieben ist.
Die kürzeste Verweildauer bei einem Verein verzeichnet der Stürmer Tino Jessenitschnig. Der gebürtige Wiener schnürte von 1983 bis 1994 seine Schuhe für diverse Vereine – bevorzugt aus dem Wiener Umland – und erzielte dabei neun Tore. Dabei genügten ihm nicht einmal 100 Meisterschaftsspiele für zwei Meistertitel. Mit 97 Auftritten in der Bundesliga und sieben verschiedenen Vereinen, konnten sich die Fans im Durchschnitt also nur knapp 14 Partien über die Dienste des Stürmers freuen. Die meisten Spiele (16) absolvierte er im Übrigen für den Kremser SC in der Saison 91/92, wo er auch gleichzeitig seine meisten Saisontore erzielen konnte – drei an der Zahl.
Violette Offensivpower, grüne Stabilität in der Defensive und die Admira als Big Player
Insgesamt fünf Spieler standen für sieben unterschiedliche Vereine auf dem Feld. Diesen Rekord halten neben dem bereits angesprochenen Stürmer Jessenitschnig noch die beiden Abwehrspieler Wolfgang Kienast und Herbert Gager, sowie Peter Stöger.
In der Stammelf gibt es zudem noch einen aktiven Spieler, der bereits das Trikot von sieben Vereinen trug. Gelingt Roman Wallner in seiner ereignisreichen Karriere noch ein weiterer Wechsel, darf er sich alleiniger Rekordhalter nennen.
Die restlichen Akteure standen im Dienste von sechs Vereinen, mit Ausnahme des Torhüters Andreas Koch. Dieser hält den Rekord der Tormänner und hat fünf Vereine auf seiner Visitenkarte stehen.
Das gesamte Mittelfeld steht oder stand in jüngerer Vergangenheit an der Seitenlinie heutiger Bundesligavereine und versuchte die reichlich gesammelte Erfahrung an die nunmehrigen Schützlinge weiterzugeben. Ivica Vastic trainiert den SV Mattersburg, Zoran Barisic den Verein, mit dem er bis ins Europacupfinale vorgestoßen ist, Peter Stöger wurde gar Meister mit der Wiener Austria und Markus Scharrer assistierte letzte Saison Michael Baur in Grödig. Verteidiger Herbert Gager komplettiert das Feld der Übungsleiter im Rahmen seines kurzen Engagements bei der Wiener Austria.
Während die gesamte Sturmreihe im Laufe der Zeit bei der Wiener Austria gespielt hat, lief die komplette Defensivabteilung für den Stadtrivalen Rapid auf. Die Veilchen stellen sieben Spieler, der Erzrivale kommt immerhin auf sechs Spieler. Nur vier Profifußballer liefen für beide Vereine auf.
Rekordhalter ist allerdings ein anderer Verein. Sämtliche Spieler standen bemerkenswerter Weise irgendwann einmal im Laufe ihrer Karriere auf dem Gehaltszettel der Admira.
Die Meistertitel der Wandervögel
Spieler, die häufig den Verein wechseln, bekommen oftmals den Stempel der Erfolglosigkeit aufgedrückt. Hartnäckig hält sich das Vorurteil, dass sie sich nicht durchsetzten können, sonst müssten sie ja nicht so oft wechseln.
Auf die Rekordspieler der österreichischen Bundesliga trifft das nur bedingt zu. Die Defensivreihe hat zwar tatsächlich nicht viele Titel gewonnen – insgesamt schafften es die vier Spieler nur auf einen Meistertitel und zwei Cupsiege, wobei zwischen 76 und 285 Spiele absolviert wurden.
Deutlich erfolgreicher liest sich die Ausbeute der Mittelfeld- und Sturmspieler. Ingesamt 19 Meistertitel und immerhin 11 Cuptitel konnten bejubelt werden, der erfolgreichste Spieler war Peter Stöger. Vier Meistertitel und drei Cupsiege durfte der heutige Trainer des 1.FC Köln in seiner langen und erfolgreichen Karriere bejubeln. Zudem ist er der einzige Spieler in dieser Kategorie, der sowohl mit Rapid als auch der Austria Meister wurde.
Die Gesamtbilanz der Startelf: 20 Meistertitel, 13 Cupsiege, 71 Vereine, 738 Tore und 3328 Spiele. Damit hat jeder Spieler durchschnittlich drei Titel gewonnen, wobei wie bereits erwähnt, hauptsächlich die offensiven Akteure für diese Erfolge verantwortlich sind.
Legende: Klubs/Spiele/Tore/Meister/Cup
Jessenitschnig (7/97/9/2/0) – Wallner (7/344/110/3/3) – Mayrleb (6/494/186/1/0)
Vastic (6/441/185/2/4) – Scharrer (6/326/45/3/0) – Barisic (6/272/30/4/1) – Stöger (7/459/96/4/3)
Kienast (7/287/23/0/1) – Gager (7/285/41/0/0) – Plassnegger (6/247/13/1/1)
Hebenstreit (6/76/0/0/0)
Ersatzbank: Koch (5), W. Kogler (6), Berchtold (6), F. Drazan (6), Pfeiler (6), Guggi (6), Kuljic (6)
Titelhamster und Rekordabsteiger
Auch auf der Ersatzbank stößt man auf interessante und spezielle (Bundesliga)Karrieren. Einer erreichte das zweifelhafte Ziel, in Rekordzeit abzusteigen, ein anderer wurde fast ein Mal pro Saison Meister und ein Steirer erreichte in zwei Jahren einer sonst eher ereignislos verlaufenen Karriere mehr als die überwiegende Mehrheit sämtlicher Profis.
Walter Kogler spielte mit 495 Auftritten am öftesten in der höchsten Spielklasse und durfte gemeinsam mit einem weiteren Spieler die meisten Meisterteller stemmen. Mit der Hälfte seiner Klubs stand er am Ende der Saison ganz oben und lernte damit die meisten Hauptplätze im Rahmen von Meisterfeierlichkeiten kennen. Je ein Titel mit den Austrias aus Wien und Salzburg, folgten drei Triumphe mit dem FC Tirol.
Dietmar Berchtold spielte in seinen 149 Spielen für fünf verschiedene Vereine und war zudem Mitglied der Vorwärts-Steyr-Mannschaft, welche in der Saison 1995/96 mit eben so vielen Punkten wie Vereinswechseln von Berchtold abgeschlagen in die zweite Division abstieg.
Fritz Drazan, der Vater des ehemaligen Rapid- und heutigen Flügelspielers des LASK, Christopher Drazan, genügten insgesamt 185 Bundesligaspiele für fünf Meistertitel. Damit unterbietet er sogar noch die Quote von Jessenitschnig, durfte Drazan doch durchschnittlich nach jedem 37.Spiel die Schale in die Höhe strecken. Mit dieser Ausbeute darf er sich als effizientester Titeljäger bezeichnen lassen.
Peter Guggi lief 193-mal in der Bundesliga auf. Abgesehen von seiner Zeit in Hütteldorf, verlief seine Karriere eher durchschnittlich. Doch die zwei Jahre beim Rekordmeister sorgten, vor allem abseits der heimischen Bundesliga für außergewöhnliche Erfolge. In der Liga gelangen ihm in 71 Partien fünf Tore. Mit seinem Treffer im Cupfinale sorgte er allerdings für den bis heute letzten Cupgewinn der Hütteldorfer und spielte in der darauf folgenden Saison sogar im Europacupfinale und ein Jahr später in der Champions League. Worauf die meisten Spieler eine ganze Karriere lang erfolglos hinarbeiten, schaffte der Grazer in zwei Saisonen – Meister, Cupsieger, Europacupfinale, Champions-League-Teilnahme.
Sanel Kuljic sorgte in letzter Zeit hauptsächlich wegen seiner Verwicklung in den Wettskandal für Aufmerksamkeit, allerdings konnte er davor auch auf dem Spielfeld für Ausrufezeichen sorgen. In 103 Bundesligaspielen traf er 36-mal, war für sechs Vereine aktiv und wurde einmal Meister.
Daniel Walter, abseits.at
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