Statistikanalyse: Das sind die „Dribblanskis“ der österreichischen Bundesliga
Bundesliga 9.April.2016 Alexander Semeliker 0
Das Dribbling war für sehr lange Zeit das Merkmal der herausragenden Spieler im Weltfußball. Mit der immer stärker werden Entwicklung im gruppentaktischen Bereich scheint es nun aber so, dass die Möglichkeiten zur Eigeninitiative geringer werden. Für neutrale Zuschauer bleiben die Dribblings aber weiterhin das Salz in der Suppe.
In diesem Artikel nimmt abseits.at die Daten der Spieler in Österreichs höchster Spielklasse unter die Lupe. Welcher Spieler geht am häufigsten in Eins-gegen-Eins-Duelle? Wer gewinnt sie am öftesten? Wie sehen die Erfolgsquoten der einzelnen Akteure aus? Wie gewohnt werden wir dafür verschiedene Indikatoren verwenden.
Methodik und Stichprobenumfang
Im Rahmen dieser Auswertung werden lediglich Spieler berücksichtigt, die in der laufenden Saison mindestens 300 Minuten in der tipico Bundesliga auf dem Rasen standen, insgesamt mindestens 20 und durchschnittlich pro 90 Minuten mindestens zwei Dribblings bestritten. Damit umfasst die Stichprobe insgesamt 69 Spieler, deren Daten in mehreren Kategorien ausgewertet werden. Die Rohdaten umfassen die Anzahl an Ballaktionen, erlittenen Fouls und natürlich die erfolgreichen sowie nicht erfolgreichen Dribblings.
Eine spezielle Rolle nehmen dabei die Fouls ein. Ein solches kann nämlich ebenfalls das Resultat eines erfolgreichen Dribblings sein. Andererseits passieren Fouls auch aus gänzlich anderen Situationen heraus, deren Ursprung nicht eine Eins-gegen-Eins-Situation ist. Um dennoch ein brauchbares Gefühl zu bekommen, betrachten wir die jeweilige Frage aus mehreren Blickwinkeln.
Wer dribbelt am häufigsten?
Zunächst wollen wir uns die Resultate ansehen, wenn als Grundlage ausschließlich die von Opta, dem Datenlieferanten der Bundesliga, als Dribbling identifizierten Aktionen herangezogen werden. Nachdem die bloße Gesamtanzahl keine gehaltvolle Aussagekraft hat, sind die Daten wie gewohnt auf 90 Minuten Einsatzzeit normiert. Die nachfolgende Grafik zeigt die Top 10.
Angeführt wird das Feld von zwei recht unterschiedlichen Spielertypen. Wolfsbergs Jacobo pflegt nämlich einen eher klassischen Dribblingsstil, der darauf abzielt, den Gegner auszuspielen und weniger den Zweck hat in offene Räume zu kommen. Hee-Chan Hwang hingegen ist ein enorm dynamischer Spieler, der mit seinen Dribblings das Tempo schnell erhöhen kann. Ähnliche Spielertypen sind die dann folgenden Spiridonovic, Schaub und Avdijaj.
Reagy Ofosu, Thorsten Röcher, Yordy Reyna und Thomas Goiginger sind wiederrum Akteuere, die ihre Dribblings dann setzen, wenn sie bereits Tempo aufgenommen haben. Dass Naby Keita der einzige zentrale Mittelfeldspieler unter den Top 10 ist, deutet bereits an, dass der Salzburger ein ganz besonderer Spielertyp ist.
Addiert man nun noch zusätzlich die erlittenen Fouls, dann ändert sich am Gesamtbild wenig. Erwähnenswert sind die Verschiebungen der Salzburger. Während Hwang stark nach hinten rutscht, ist Keita vier Plätze weiter vorne zu finden. Nur ein Spieler innerhalb der vorliegenden Stichprobe wird häufiger gefoult als der 21-Jährige (dreimal pro 90 Minuten). Das ist einerseits eine Konsequenz seines Status‘, andererseits vermutlich auch seiner Position geschuldet. Im Mittelfeldzentrum sind die Räume naturgemäß enger und man wird häufiger in Zweikämpfe verwickelt. Das bringt uns zum nächsten Problem.
Wer dribbelt am liebsten?
Die bisherigen Resultaten geben zwar Aufschluss darüber wie häufig ein Spieler dribbelt, sind jedoch nicht zwingend ein Indikator dafür, dass generell gerne dribbelt. Möglicherweise hat er einfach vielmehr Ballkontakte als andere und dadurch kommt unterm Strich eine höhere Anzahl heraus. Um herauszufinden, welcher Spieler die höchste Affinität zu Dribblings hat, bringen wir daher die Anzahl an Dribblings in Verbindung mit den gesamten Ballaktionen.
Wiederrum findet man einige bereits bekannte Namen wieder. Dass Keita aus den Top 10 herausfällt und Hwang der Spieler ist, bei dem die Dribblings den größten Anteil an den Ballaktionen einnehmen, bestätigt die oben getroffenen Annahmen. Mit Dimitri Oberlin gibt es einen weiteren Bullen-Youngster, der regelmäßig in Eins-gegen-Eins geht, wenn er den Ball hat.
Wer dribbelt am erfolgreichsten?
Die Frage nach der Effizienz ist wie vielen Bereichen ein sehr heikles Thema. Als ersten Indikator gehen wir den klassischen Weg und betrachten die simple Erfolgsquote, die sich aus dem Anteil der erfolgreichen Dribblings an der Gesamtzahl ergibt.
Diese Liste bringt durchaus interessante und überraschende Ergebnisse. Die mit Abstand höchste Erfolgsquote hat Jano – einer der wohl unterschätztesten Spieler der Liga. Dass der routinierte Spanier dermaßen weit vorne liegt, zeigt einmal mehr seinen Status als Ruhepol, den man als Mitspieler in brenzligen Situationen ruhigen Gewissens anspielen kann. Mit Alois Höller, Michael Novak, Sven Sprangler und Manuel Prietl schafften es zudem vier weitere SVM-Kicker in die Top 10.
Setzt man ein erlittenes Foul nun einem erfolgreichen Dribbling gleich, dann ändert sich auf den vorderen Rängen nichts. Dahiner gibt es jedoch drei neue Namen. Christian Derflinger und Dominik Hofbauer gelten bei Grödig und Altach als jene Spieler, die am ehesten für Überraschungsmomente sorgen können. Erwähnenswert ist auch die Quote von Kevin Friesenbichler, der den zweitbesten Stürmer um 7,5% abhängt.
Wer liefert das beste Gesamtpaket?
Aufgrund der vergleichsweise niedrigen Anzahl an Dribblings in einem Spiel kann es jedoch auch zielführend sein, nicht die simple Erfolgsquote als Indikator heranzuziehen, sondern die Anzahl an erfolgreichen Dribblings. Jano bestreitet beispielsweise im Schnitt nur 2,2 Dribblings pro 90 Minuten. Zur Beurteilung des besten Gesamtpakets ist sind in der nachfolgenden Grafik zudem die erlittenen Fouls ebenfalls berücksichtigt. Immerhin bleibt das eigene Team danach weiterhin im Ballbesitz.
An der Spitze steht hier Donis Avdijaj, der wie an anderer Stelle bereits ausgeführt, mit seiner hohen individuellen Qualität das oft unstrukturierte Spiel von Sturm Graz vorantreiben soll. Dass Keita auch hier im Spitzenfeld steht, unterstreicht einmal mehr welch herausragender Kicker der Guineer ist. Auch Louis Schaub ist ein außergewöhnlich starker Dribbler, der dank seiner Dynamik, Technik und seines Spielverständnis nicht nur oft an seinen Gegenspielern vorbeikommt, sondern freie Räume optimal ausnutzt.
Alexander Semeliker abseits.at
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