Statistikanalyse: Wie intensiv und erfolgreich pressen Österreichs Bundesligisten?
Bundesliga 17.Januar.2016 Alexander Semeliker 0
Das Pressing ist mittlerweile zum unabdingbaren taktischen Werkzeug zur Balleroberung geworden. Sein wichtigstes Merkmal ist, dass es von mehreren Spielern abgestimmt aufeinander durchgeführt wird. In diesem Artikel untersucht abseits.at die Pressingverhalten der österreichischen Bundesligisten.
Eine modellhafte Beschreibung des Pressings gestaltet sich aus mehreren Gründen schwer. Es handelt sich dabei nämlich im Allgemeinen um ein Mittel im Defensivspiel, bei dem im modernen Fußball besonders die strategische Positionierung eine erhebliche Rolle spielt. Diese ist aber nicht messtechnisch und objektiv erfassbar. Wir sehen uns daher drei verschiedene Methoden an, die sich auf erhebbare Daten stützen und mit den verfügbaren Daten angewendet werden können.
Erlaubte Pässe pro Pressingaktion
Die erste Methode, mit der wir versuchen, das Pressingverhalten zu beschreiben, ist die PPDA Metrik von Colin Trainor. Sie gibt Auskunft darüber, wie viele Pässe ein Team dem Gegner erlaubt, ehe dieses eine messbare Pressingaktion ausführt. Solche Aktionen sind Fouls, abgefangene Bälle sowie erfolgreiche und nicht erfolgreiche Tackles. Neben diesen vier Kategorien würden als Defensivstatistiken auch noch klärende Aktionen sowie die Anzahl an zugelassenen und geblockten Schüssen zur Verfügung stehen. Diese kommen aber bewusst nicht als Bewertungsgrundlage infrage.
Die vier genannten Kategorien werden oft isoliert betrachtet bzw. werden die absoluten Werte als Maß herangezogen. Dabei wird jedoch ein wichtiger Faktor außenvorgelassen: der Ballbesitz. Nur wer den Ball nicht hat, kann auch pressen. Deshalb benötigt man die Anzahl an gegnerischen Pässen. Diese wird dann einfach durch die Anzahl an Pressingaktionen dividiert und man erhält die Anzahl an erlaubten Pässen pro Pressingaktion. Die Werte für die zehn Bundesligisten sind in der nachstehenden Grafik zu sehen.
Wie zu erwarten lässt Red Bull Salzburg dem Gegner die wenigsten Pässe spielen ehe man ihn stört. Dahinter folgen sieben Teams innerhalb von nicht einmal einem erlaubten Pass mehr. Die meisten Pässe pro Pressingaktion erlaubt der SCR Altach. Dass der SV Grödig weiter hinten zu finden sein würde, war bereits zu Saisonbeginn abzusehen, denn mit Peter Schöttel übernahm ein sehr defensiv sehr konservativer Mann das Traineramt. Die Salzburger stehen meist sehr tief und attackieren spät. Dementsprechend verzeichneten sie im Herbst auch mit Abstand die meisten klärenden Aktionen (615).
Erlaubte Pässe pro erfolgreicher Pressingaktion
Die oben erläuterte Methode lässt darauf schließen, wie intensiv die Teams pressen, gibt jedoch keine Auskunft darüber, ob sie dabei auch erfolgreich sind. Deshalb sehen wir uns nun an, wie viele Pässe dem Gegner erlaubt wurden, ehe er den Ball verlor. Dazu betrachten wir zunächst wieder die Anzahl an Pässen des angreifenden Teams, dividieren jedoch nur durch die Anzahl an erfolgreichen Pressingaktionen. Als solche werden abgefangene Bälle und erfolgreiche Tackles herangezogen.
Gemessen an den absoluten Werten werden die Abstände größer, das Gesamtbild bleibt im Wesentlichen aber gleich. Erneut führen die Bullen das Feld an, während Grödig und Altach am Ende liegen. An dieser Stelle sei jedoch erwähnt, dass eine hohe Zahl an erlaubten Pässen nicht zwingend ein schlechtes Pressingverhalten impliziert. Werden diese zum Beispiel in ungefährlichen Zonen gespielt, wird der Gegner ebenso effizient am Torschießen gehindert.
Pressingintensität
Als letzte Methode sehen wir uns die von Rene Maric eingeführte Größe der Pressingintensität an. Die Idee hinter dieser Metrik ist eine äußerst interessante. Zur Errechnung werden nämlich nicht messbare Daten wie zum Beispiel Balleroberungen herangezogen, sondern die Intensität und Erfolgsquote erfolgt implizit durch Verwendung von zwei leicht zugänglichen Werten: Ballbesitz und Passquote. Der Ballbesitz kann auf verschiedene Arten erhoben werden. Opta, der Statistiklieferant, gibt dafür explizit den Anteil an Zuspielen an.
Mit dieser Betrachtungsweise wird die Idee der Pressingintensität, die lediglich als Quotient von Ballbesitz (=Anteil an Zuspielen) und Passgenauigkeit definiert wurde, sehr einfach zu verstehen. Ein Team, das beispielsweise bei durchschnittlich 60% Ballbesitz 80% seiner Pässe ans Ziel bringt, presst seltener als ein Team trotz 70% Passgenauigkeit auf ebenfalls 60% Ballbesitz kommt. Daraus folgt, dass Wie sehen nun also die Werte der österreichischen Bundesligisten aus?
Auch in dieser Kategorie stehen die Salzburger an der Spitze und haben mit 0,825 einen außergewöhnlich hohen Wert. Von den 468 Teams, die im oben verlinkten Link auf spielverlagerung.de untersucht wurden, hatten nur sechs Mannschaften einen Wert über 0,75. Über 0,8 kamen nur die Bayern unter Pep Guardiola (0,81). Auch in der laufenden Saison kein Team in den besten fünf europäischen Ligen mit einem höheren Wert als die Salzburger. In dieser Hinsicht hat Peter Zeidler die Messlatte für seinen Nachfolger Oscar Garcia also sehr hoch gelegt.
Alexander Semeliker, abseits.at
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