Seit zwei Wochen befindet sich die heimische tipp3-Bundesliga in der Winterpause. Wir nutzen dies um auf interessante allgemeine und individuelle Statistiken der abgelaufenen Herbstsaison... Statistikanalyse zur Herbstsaison 2013/2014 der tipp3-Bundesliga: Ballbesitz und Passspiel

BundesligaSeit zwei Wochen befindet sich die heimische tipp3-Bundesliga in der Winterpause. Wir nutzen dies um auf interessante allgemeine und individuelle Statistiken der abgelaufenen Herbstsaison einzugehen und versuchen daraus Parallelen zu den taktischen Beobachtungen zu ziehen. Die Daten stammen von den Statistik-Checks von laola1.at.

 

 

Im ersten Teil nehmen nehmen wir die Ballbesitz- und Passdaten der Teams und Spieler unter die Lupe. Welche Mannschaft hat den meisten Ballbesitz? Bei wem ist das Passspiel am flüssigsten? Wer hat die höchste Erfolgsquote?

Ballbesitz: kein Dominator und ein logischer Letzter

Zu Beginn wollen wir uns die Ballbesitzzahlen der zehn Mannschaften ansehen. Einen klaren Dominator gibt es dabei nicht.

Der SK Rapid Wien hatte in den 21 bisherigen Spielen durchschnittlich den meisten Ballbesitz pro Partie, allerdings nur marginal mehr als der SV Grödig, der bei der letzten Zwischenbilanz noch führend war. Der erste markankte Sprung folgt bei der Wiener Austria, die Teams dahinter folgen ebenfalls in knappen Abständen. Einzig der SC Wiener Neustadt fällt mit durchschnittlich 42,3% Ballbesitz pro Spiel ab.

Aufgrund der beschränkten spielerischen Mittel, die dem Team von Heimo Pfeifenberger zur Verfügung stehen, ist diese abwartende Spielweise verständlich. Gegen die Topteams der Liga fehlt allerdings die nötige gruppentaktische Reife, was in dem einen oder anderen Schützenfest endete.

Ballkontakte: nur unwesentliche Änderungen

Die relativen Ballbesitzdaten sprechen im Allgemeinen allerdings nur einen Teil der Wahrheit, da sie nur die Beziehung zu jeweils einem Gegner herstellen. Aus diesem Grund wollen wir uns nun die absolute Anzahl an Ballkontakten ansehen.

Auch hier führt Rapid vor Grödig und Red Bull Salzburg, einzig im dichten Mittelfeld gibt es geringfügige Verschiebungen. Was allerdings zu beachten ist, ist die Tatsache, dass Red Bull Salzburg und der SC Wiener Neustadt ein Spiel weniger bestritten. Sieht man sich die Ballkontakte pro Spiel an, so führen die Bullen mit deren 615 das Ranking an und die Niederösterreicher stehen mit einem Wert von 512 vor Wacker Innsbruck (498).

Ausschlaggebend dafür ist vor allem die oben erwähnte Spielweise von Wiener Neustadt. Gegen die Topteams stehen sie noch ein Stück tiefer und agieren passiver, sodass sie in diesen Spielen nur sehr selten den Ball berühren.

Ballkontakte pro Pass: Rapids Spiel am flüssigsten

Nun wollen wir den Übergang von Ballkontakten zu den gespielten Pässen machen. Dazu sehen wir uns aber nicht die Anzahl der Zuspiele an, sondern untersuchen, wie oft ein Team den Ball berührt, ehe er abgespielt wird.

Aus dem obigen Diagramm geht heraus, dass es klare Gruppierungen gibt. Am flüssigsten ist das Passspiel bei Rapid, während man bei Wacker Innsbruck am längsten auf einen Pass wartet. Man kann diese Zahlen aus mehreren Blickwinkeln interpretieren. So kann ein höherer Wert beispielsweise auf technische Mängel in der Ballverarbeitung zurückgeführt werden, aber auch dahingehend ausgelegt werden, dass ein Team den Ball lieber am Fuß nach vorne bringt bzw. gerne dribbelt.

Erfolgreiche Pässe: Rapid zuverlässig, Innsbruck schwach

Als nächstes sehen wir uns die Erfolgsquote der Pässe an. Auch hier führt Rapid das Feld an und Wacker Innsbruck bildet das Schlusslicht.

Die Gründe für die hohe Passgenauigkeit bei den Hütteldorfern wurden bereits in der Statistikanalyse zur EC-Gruppenphase erläutert. Rapid geht vor allem im Aufbauspiel wenig Risiko ein und spielt viele Querpässe. Auch die niedrige Ballkontakte-pro-Pass-Ratio kann damit erklärt werden. Will man Löcher in die gegnerische Defensive reißen, muss man nämlich schnell hin und her spielen.

Auch bei Red Bull Salzburg findet man Parallelen zu den Zahlen aus der Europa League. Der Erfolg ist weniger auf ein präzises Passspiel zurückzuführen als auf das starke Gegenpressing. Der SC Wiener Neustadt findet sich indes bei beiden Statistiken überraschend weit vorne wieder. Das zeigt, dass die Mannschaft in dieser Saison mehr Struktur in ihr Spiel brachte und mit dem wenigen Ballbesitz durchaus sorgfältig umzugehen weiß.

Individuelle Ballkontakte: Liendl noch vor Verteidigern top

Nachdem wir uns bisher mit den Ballbesitz- und Passstatistiken der einzelnen Teams auseinandergesetzt haben, wollen wir im Folgenden noch auf die besten Spieler der einzelnen Kategorien eingehen.

Die meisten Ballkontakte der Herbstsaison verbuchte Michael Liendl – nur eines von mehreren Indizien dafür, dass der 28-Jährige für seinen Verein der wohl wichtigste Spieler ist. Noch beachtlicher ist dies, wenn man berücksichtigt, dass Liendl offensiver Mittelfeldspieler ist. Im Allgemeinen – und das zeigt auch die obige Grafik – haben nämlich die Defensivspieler die meisten Ballkontakte, insbesondere die Außenverteidiger.

Diese dienen heutzutage im Aufbauspiel als Anspielstationen bei Verlagerungen und gehen im Offensivspiel meist nach vorne um dort weiter Breite anzubieten. Ihr Wirkungsbereich erstreckt sich also im Allgemeinen über die gesamte Länge des Platzes, wodurch sie entsprechend hohe Ballbesitzzahlen aufweisen können. Neben Liendl stehen mit Stefan Schwab und Peter Tschernegg nur zwei weitere Mittelfeldspieler in den Top 10.

Individuelle Ballkontakte pro Spiel: Grödiger Überraschungen

Ein weiterer relativierender Faktor ist die Anzahl an Spielen, die ein Spieler bestritt. Jemand, der nur selten am Platz stand, kann schwer die gleiche Anzahl an Ballkontakten erreichen wie jemand, der alle Spiele über die volle Distanz absolvierte.

Wir wollen uns hier auf Spieler beschränken, die mindestens elf Spiele bestritten haben, weswegen unter anderem Robert Strobl herausfällt. Der Grödiger kam in seinen sechs Einsätzen auf 434 Ballkontakte, also im Schnitt 72,3 pro Partie. Dennoch führt mit Marvin Potzmann ein Spieler des SV Grödig die Liste an. Der ehemalige Mattersburger ist als gelernter Mittelfeldspieler eine zuverlässige und von seinen Mitspielern gern gesuchte Anspielstation. Mit Thomas Zündel, der mittlerweile suspendiert wurde, und Mario Leitgeb liegen zudem zwei weitere Grödiger im Spitzenfeld

Individuelle Passerfolgsquoten: zuverlässige Routiniers

Zum Abschluss gehen wir noch auf die besten Passerfolgsquoten der Spieler ein. Als Voraussetzung setzen wir hier allerdings eine Schranke von mindestens 250 gespielten Pässen.

Aufgrund dieser Einschränkung fällt beispielsweise Christoph Schösswendter mit einer Passgenauigkeit von 91,6% aus der Wertung. Er machte zwar 15 Spiele – den Großteil über die volle Distanz -, spielte dabei aber nur 95 Pässe. So ist Austrias Kaja Rogulj der Akteur, der im Herbst prozentuell die meisten Bälle an den Mitspieler brachte. Schon in der Meistersaison war der Kroate eher in den Spielaufbau eingebunden als sein Nebenmann Manuel Ortlechner, der auf 87,89% angekommene Pässe kommt.

Hinter Rogulj folgen mit Branko Boskovic und Christopher Dibon zwei Rapid-Spieler – eine Konsequenz des oben erwähnten Ablaufs im Aufbauspiel der Grünweißen. Der Montenegriner agiert im Spielaufbau nämlich tief, lässt sich abwechselnd mit Thanos Petsos zu den Innenverteidigern fallen und spielt verlagernde Pässe. Mario Sonnleitner, der dritte im Bunde der Aufbauspieler, ist mit 83,53% Passgenauigkeit ebenfalls unter den Top 20.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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