Statistikanalyse zur Herbstsaison 2013/2014 der tipp3-Bundesliga: Zweikämpfe, TSR, PDO
Bundesliga 7.Januar.2014 Alexander Semeliker 0
Die heimische tipp3-Bundesliga befindet sich aktuell in der Winterpause. Wir nutzen dies um auf interessante allgemeine und individuelle Statistiken der abgelaufenen Herbstsaison einzugehen und versuchen daraus Parallelen zu den taktischen Beobachtungen zu ziehen. Die Daten stammen von den Statistik-Checks von laola1.at.
Bisher beschäftigten wir uns im Rahmen der Statistikanalyse zu Herbstsaison 2013/2014 mit den Ballbesitz- und Passstatistiken bzw. den Schüssen und den daraus abgeleiteten Statistiken. In diesem letzten Teil wollen wir zunächst einen Blick auf die Zweikampfdaten werfen und dann diese Serie mit den zwei bis dato am meisten etablierten Methoden zur Leistungsbewertung abschließen.
Zweikämpfe: Grödig relativ schwach, absolut gut
Als wir uns mit der Ballbesitzstatistik auseinandergesetzt haben, trat das Phänomen auf, dass der Mittelwert über alle Daten nicht die zu erwarteten 50% waren. Eine naheliegende Erklärung dafür ist, dass nicht alle Teams gleich viele Spiele bestritten haben und man stattdessen den gewichteten Mittelwert bilden müsste. Auch wenn man sich die durchschnittlichen Zweikampfquoten ansieht, stößt man auf dieses Problem. Deshalb wollen wir uns hier auf die absoluten Daten beschränken.
Die meisten Zweikämpfe bestritt der SV Grödig, allerdings mit der zweitniedrigsten Erfolgsquote (49,2% gewonnen) – nur Wacker Innsbruck gewann prozentuell weniger Zweikämpfe (47,3%). Dennoch verbuchte das Team von Adi Hütter aufgrund der hohen Frequenz in absoluten Zahlen die zweitmeisten gewonnen Zweikämpfe (2319). Spitzenreiter in dieser Hinsicht ist Red Bull Salzburg mit 2399, was insofern beachtlich ist, als der Tabellenführer ein Spiel weniger als die Konkurrenz – Wiener Neustadt ausgenommen – ausgetragen hat. Das lässt auf eine hohe Erfolgsquote schließen, was ein Blick auf die Statistik bestätigt. Die Bullen gewannen 52,9% ihrer Zweikämpfe – Ligabestwert.
Dass die zwei Salzburger Teams die meisten Zweikämpfe bestritten haben, lässt sich vor allem mit ihrer Spielphilosophie begründen. Beide Mannschaften spielen ein starkes Gegenpressing. Dass der SC Wiener Neustadt am Ende des Rankings zu finden ist, bestätigt hingegen den Eindruck, dass sie aufgrund gruppentaktischer Mängel dem Gegner oft hinterherlaufen müssen ohne in die Zweikämpfe zu kommen.
Individuelle Zweikampfquoten: Sturm-Innenverteidiger zuverlässig
Nun wollen wir uns ansehen, welche Spieler die zweikampfstärksten in der Liga sind. Dabei muss man jedoch erst eine passende Beschreibung finden. Häufig wird als Definition für Zweikampfstärke der Anteil an gewonnenen Zweikämpfen herangezogen. Diese Werte wollen wir uns daher als erstes ansehen, berücksichtigen allerdings nur Spieler, die mindestens 150 Zweikämpfe bestritten haben.
Aufgrund dieser Schranke fallen zum Beispiel sämtliche Torhüter heraus und unter anderem auch Christoph Schösswendter, der zwar 15 Spiele absolvierte und prozentuell die meisten Zweikämpfe aller Feldspieler gewann (77,1%), allerdings nur deren 35 bestritt. Somit ist laut obiger Definition Nikola Vujadinovic mit einer Quote von ca. 71% der zweikampfstärkste Spieler der Liga, vor Richard Windbichler und seinem Teamkollegen Michael Madl.
Auffällig ist, dass bis auf Peter Hlinka nur Verteidiger in den Top 10 vertreten sind. Das liegt zum einen daran, dass sie meist physische Vorteile gegenüber ihren Gegenspieler haben, zum anderen spielt aber auch ihre Aufgabe eine wichtige Rolle. Während die Angreifer bemüht sind, den Ball in den eigenen Reihen zu halten, genügt es bei einem Verteidiger oft, den Gegner einfach vom Ball zu trennen. Ob die eigene Mannschaft danach in Ballbesitz ist, geht aus der Definition eines gewonnen Zweikampfs nicht hervor.
Gewonnene Zweikämpfe: Mane mehr als ein „Schwalbenkönig“
Wir haben bereits gesehen, dass es nicht immer zweckmäßig ist, die Zweikampfquote als Indikator für ein gutes Defensivverhalten heranzuziehen. Letztlich zählt oft die absolute Anzahl an gewonnen Zweikämpfen mehr. Deshalb wollen wir uns nun mit diesen beschäftigten, dabei aber nicht auf die Anzahl über die gesamte Herbstsaison eingehen, sondern den Durschnitt pro Spiel untersuchen. Voraussetzung sind mindestens elf bestrittene.
Man sieht, dass nun nicht mehr ausschließlich Defensivspieler in den Top 10 aufscheinen. Lukas Hintersser bestreitet beispielsweise nicht nur pro Spiel die meisten Zweikämpfe (30,8), sondern auch absolut (615), sodass er es trotz einer relativ schlechten Erfolgsquote von (39,35%) in die Liste schafft. Am meisten überraschend ist allerdings wohl, dass Sadio Mane mit 14,9 gewonnen Zweikämpfen pro Spiel den ligaweiten Höchstwert verbucht.
Der Senegalese, der als „Schwalbenkönig“ verschrien ist, schafft dies aus demselben Grund wie Hinterseer. Pro Spiel bestreitet Mane nämlich hinter dem Tiroler die meisten Zweikämpfe pro Spiel (29,7). Dass er dabei auf eine deutlich bessere Erfolgsquote kommt (50,35%) liegt daran, dass er im Gegensatz zu Hinterseer im Zweikampf seine Dribblingstärke einbringt, während Hinterseer mehr auf seine Physis setzt.
TSR: RB Salzburg einmal mehr überragend
Nachdem wir uns bisher mit den gängigsten Statistiken beschäftigt haben, sehen wir uns nun zwei daraus abgeleitete Statistiken an. Die Total Shot Ratio ist eine Methode um die Spielstärke eines Teams bewerten zu können. Sie gibt an welchen Anteil an Schüssen einem Team in dessen Spielen zukommt.
Wie zu erwarten war führt Red Bull Salzburg diese Wertung klar an. Das Team von Roger Schmidt kreiert viele Chancen, lässt aber selbst kaum welche zu. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie gut der Wert der Salzburger von 0,662 ist, sei an dieser Stelle erwähnt, dass in den Top5-Ligen Europas nur Juventus, Bayern München und Borussia Dortmund höhere Werte aufweisen können.
Am anderen Ende der Skala findet man mit Wiener Neustadt ebenfalls das Team, das man dort erwarten würde. Dass die Niederösterreicher vor jeder Saison als Abstiegskandidat gehandelt werden, ist also nicht nur aufgrund von subjektiven Eindrücken verständlich, sondern auch statistisch begründbar. Dennoch haben sie mittlerweile ein durchaus komfortables Polster auf die letzten beiden Tabellenplätze herausgespielt.
PDO: Die Erklärung für Wiener Neustadts Erfolg und Salzburgs Rekorde
Den Grund dafür findet man im sogenannten PDO. Er ist ein Maß dafür, wie viel Glück ein Team hat, und berechnet sich aus der eigenen und gegnerischen Abschlussstärke. Damit werden auch Faktoren berücksichtigt, auf die das eigene Team keinen Einfluss hat.
Wie man im obigen Diagramm sieht, liegt Wiener Neustadt mit 1006 im Mittelfeld, aber nur knapp über den langfristigen Durchschnitt von 1000. Die Hauptkonkurrenten im Kampf gegen den Abstieg, Admira Wacker und Wacker Innsbruck, liegen allerdings weit darunter. Andererseits bestätigt die Grafik auch, dass ein Erfolgslauf wie ihn Red Bull Salzburg im Herbst hinlegte, nicht nur von den eigenen Fähigkeiten abhängt, sondern, wie üblich im Fußball, auch die nicht beeinflussbaren Größen mitspielen müssen.
Ein besseres Gefühl über das Zusammenwirken der beiden Faktoren Total Shot Ratio und PDO vermittelt die nachstehende Grafik. Zudem gibt sie weitestgehend Aufschluss über das Zustandekommen des aktuellen Standes in der Bundesliga.
Alexander Semeliker, abseits.at
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