Statistiken zur Winterpause: Ballbesitz – viele Wege führen nach Rom
Bundesliga 24.November.2022 Stefan Karger
Aufgrund der Weltmeisterschaft in Katar legt die österreichische Bundesliga eine lange Winterpause ein. Es bleibt somit genügend Zeit sämtliche Aspekte der ersten 16 Runden zu analysieren. Heute wollen wir uns einige interessante Statistiken rund um den Ballbesitz ansehen. Alle Grafiken stammen von Wyscout S.p.a. und lassen sich per Klick vergrößern.
Heute wollen wir uns den Ballbesitzzahlen widmen. Dabei können wir dank der uns zur Verfügung stehenden Daten die Zahlen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, was einige interessante Aufschlüsse bringt.
Sehen wir uns zunächst einmal die Ballbesitz-Statistiken an:
In der ersten Spalte sehr ihr den Ballbesitz in Prozentzahlen ausgerückt. Links daneben findet ihr die insgesamte Anzahl der Ballbesitze und in weiterer Folge die durchschnittliche Dauer.
Diese Differenzierung ermöglicht uns auch ein wenig Einblicke in die grobe Spielphilosophien der Teams, wie wir gleich sehen werden.
Es verwundert wohl niemanden, dass Tabellenführer RB Salzburg knapp 60% Ballbesitz hat und in dieser Statistik das Feld deutlich vor dem SK Rapid anführt. Gleichzeitig sieht man, dass die Salzburger bei der insgesamten Anzahl der Ballbesitze eher im Mittelfeld liegen. Dies bedeutet dann natürlich, dass die Mannschaft von Matthias Jaissle sehr lange Ballbesitzphasen aufweist.
Tatsächlich weist der Serienmeister bei den Ballbesitzphasen zwischen 15 und 45 Sekunden sowie bei den Ballbesitzphasen über 45 Sekunden klar die höchsten Werte auf. Umgekehrt gibt es keine Mannschaft, die so selten innerhalb der ersten fünf Sekunden nach einem Ballgewinn das Spielgerät wieder verliert. Dies spricht dafür, dass der Tabellenführer die Partien kontrollieren will, oftmals mit viel Geduld aufbaut und natürlich auch pressingresistente Spieler in seinen Reihen hat, die nicht zu schnellen Ballverlusten neigen.
Etwas überraschend befindet sich der SK Rapid auf Platz 2 in dieser Statistik, wobei man davon ausgehen kann, dass die Ballbesitzzeiten unter Trainer Zoran Barisic weiter in die Höhe gehen werden.
Es folgen die Wiener Austria und der SCR Altach, der unter Trainer Miroslav Klose in spielerischer Hinsicht verstärkt Akzente setzen will und sich nicht nur über Kampfkraft definieren möchte. Interessant ist, dass ausgerechnet der LASK die einzige weitere Mannschaft ist, die mehr als 50% Ballbesitz aufweist. Bei den Oberösterreichern liegt dies allerdings wie erwartet nicht an den langen Ballbesitzzeiten, sondern an der großen Anzahl an Ballgewinnen.
Blicken wir nun auf die Mannschaften, die weniger als 50% Ballbesitz haben. Nun wird es richtig interessant, denn es hätten wohl nicht allzu viele Fußballfans in Österreich darauf getippt, dass der SK Sturm auf Platz 10 in der Ballbesitzwertung liegt.
Die Grazer haben zwar eine sehr hohe Anzahl an Ballbesitzen, halten das Spielgerät aber nicht lange in den eigenen Reihen, da sie schnell den Weg nach vorne suchen. Während Red Bull Salzburg eine durchschnittliche Ballbesitzdauer von 14.1 Sekunden aufweist, ist diese beim SK Sturm nur 10.6 Sekunden lang.
Keine andere Mannschaft hält kürzer den Ball in den eigenen Reihen. Allerdings kommen der TSV Hartberg und der Wolfsberger AC auf den exakt gleichen Wert.
Während beim Tabellenletzten aus der Steiermark sicherlich auch die individuelle Qualität eine Rolle bei diesen Werten spielt, sind die Zahlen vom Wolfsberger AC sehr interessant.
Die Mannschaft von Robin Dutt, die laut den Expected Points doch recht deutlich unter Erwartung lief, weist bei den Ballbesitzstatistiken in sämtlichen Bereichen fast komplett identische Zahlen mit dem SK Sturm auf. Die mittlere Ballbesitzdauer ist auf die Zehntelsekunde gleich und der Anzahl der insgesamten Ballbesitze ist mit 1930 exakt gleich.
Wir kratzen in diesem Artikel nur ganz grob an der Oberfläche, aber anhand dieser Zahlen lässt sich trotzdem festhalten, dass es durchaus komplex ist, aufgrund von Datenmengen einen Klub in eine gewünschte Richtung entwickeln zu wollen. Es reicht eben nicht zu sagen, dass man so schnell wie der SK Sturm nach vorne spielen will, oder weniger Ballbesitz haben möchte, um mehr Umschaltsituationen zu generieren. Das ist aber auch das Reizvolle und Schöne am Fußball. Grundverschiedene Spielanlagen können erfolgreich sein, während es für ähnliche Philosophien keine Erfolgsgarantien gibt.
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Stefan Karger
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