Stefan Ilsanker, Gegenpressingmaschine – Salzburgs Stabilisator im defensiven Mittelfeld
Bundesliga 30.November.2013 Alexander Semeliker 2
Obwohl die letzten beiden Ligaspiele verloren wurden gilt Red Bull Salzburg weiterhin als Maß der Dinge in der tipp3-Bundesliga. Der Hauptgrund dafür ist, dass sich die Mozartstädter gruppentaktisch weiterentwickelt haben. Das zeigt sich zum einen in den 47 bisher erzielten Toren, zum anderen im starken Spiel gegen den Ball. Ein wichtiger Stabilisator ist dabei Stefan Ilsanker. Wir sehen uns den Spielstil des 24-Jährigen genauer an.
Vier Balleroberungen nach Zweikämpfen, drei abgefangene Bälle, kein einziges Foul und sieben gewonnene Kopfballduelle – den defensiven Statistiken von Ilsanker im Spiel gegen Elfsborg konnte kein Mitspieler das Wasser reichen. Aber auch in offensiver Hinsicht war er im Spitzenfeld zu finden. Nur Sadio Mane war mit fünf Schüssen und vier Schussvorlagen an mehr Schüssen beteiligt als der groß gewachsene Mittelfeldspieler (drei Schüsse, eine Vorlage).
Unauffällig und unspektakulär, aber gewissenhaft
Die Spielweise von Ilsanker ist in aller Regel äußerst unauffällig. Ist sein Team in Ballbesitz kippt er in Busquets-Manier ab, formt mit den Innenverteidigern situativ eine Dreierkette um den Außenverteidigern ihr Aufrücken zu ermöglichen und abzusichern. Da Red Bull Salzburg aber im Allgemeinen mit einer hohen Abwehrlinie spielt, in Andre Ramalho und Martin Hinteregger zwei spielstarke Innenverteidiger besitzt und sich Kevin Kampl oft zurückfallen lässt um seine Vertikaldribblings vorzubereiten, ist sein Einfluss auf das Aufbauspiel relativ gering.
So spielen beispielsweise Thanos Petsos und James Holland, die dies bei ihren jeweiligen Teams ebenfalls praktizieren, prozentuell mehr Pässe als ihre Mitspieler (10,4% bzw. 9,8%), während Ilsanker (9,2%) innerhalb des Salzburger Kaders erst auf Platz vier kommt. Auch hinsichtlich der Passgenauigkeit (82,1%) schneidet er etwas schlechter ab als die beiden anderen Genannten (Petsos 84,6% bzw. Holland 85,5%). Dafür gewinnt er ligaweit die zweitmeisten Zweikämpfe aller Mittelfeldspieler (63%) – ein wichtiger Faktor für die Balance im Spiel der Bullen.
Die Position im Offensivspiel
Die Salzburger agieren im Offensivspiel zuweilen mit sechs oder sieben Spielern vor oder neben dem Ball. Das macht sie zum einen rein theoretisch anfällig auf Konterangriffe, aber zum anderen fehlen dadurch auch sichere Anspielstationen, die den Fluss des Kombinationsspiels aufrechterhalten. Hier kommt Ilsanker, der genau das anbietet, ins Spiel. Mit schnellen Seitenwechseln kann man so die gegnerischen Ketten hin- und herschieben bis sich Lücken öffnen, in die man dann in die Tiefe spielen kann. Ilsanker nutzt den großen Freiraum im Rücken aber auch ab und zu um selbst abzuschließen.
Im obigen Video sieht man ein paar beispielhafte Aktionen. Die Gegner der Salzburger stehen meist tief und versuchen aufgrund der hohen individuellen Klasse Überzahlsituationen in Ballnähe herzustellen. Ilsanker positioniert sich dann tiefer und weiter weg, hat dadurch bei Verlagerungen und Schüssen viel Platz.
Der Übergang ins Gegenpressing in hohen Zonen
Seine größte Stärke hat Ilsanker aber im Gegenpressing, dem Versuch den Gegner sofort nach Verlust des Balls unter Druck zu setzen und selbigen wieder zu erobern. Wenn die Salzburger den Ball in einer höheren Zone verlieren, beispielsweise am gegnerischen Strafraum, orientiert er sich aus seiner abwartenden und zurückgezogenen Position umgehend nach vorne. Er ist also in den meisten Fällen der erste Spieler, der den ballführenden Gegner attackiert. Das erfordert ein gutes Timing, Spielübersicht und Gespür für die Raumaufteilung. Das folgende Video zeigt derartige Balleroberungen durch Ilsanker.
Attackiert man zu kopflos bzw. übersieht man einen anspielbaren Gegenspieler, wird man einfach ausgespielt und dem Gegner eröffnen sich große Konterräume. Aufgrund dieses großen Risikos sollte der gegenpressende Spieler zudem körperlich robust sein um derartige „50/50-Zweikämpfe“ zu gewinnen. Ilsanker, der diese Kriterien wie oben ausgeführt erfüllt, ist dabei meist bemüht, direkt einen Gegenkonter einzuleiten, zum Beispiel durch einen Pass mit dem ersten Ballkontakt. Gelingt das nicht, wird zumindest der Gegner am Herausspielen gehindert und muss gegebenenfalls zu einem langen Ball greifen.
Das Verhalten im Gegenpressing in tiefen Zonen
In tieferen Zonen agiert Ilsanker abwartender. Da üblicherweise auch die Offensivspieler in Ballnähe stehen, konzentriert er sich darauf die erste Gegenpressinglinie abzusichern. So hat er einen größeren Handlungsspielraum, kann entweder den anlaufenden Mitspieler zusätzlich unterstützten oder seinen direkten Gegenspieler zustellen bzw. ihn nach einem etwaigen Anspiel attackieren. Auch hier überzeugt Ilsanker mit guter Übersicht und intelligenter Zweikampfführung, wie man im nachstehenden Video erkennen kann.
Was auffällt ist, dass er nach Balleroberungen stets schnell abspielt – angesichts dessen, dass seine Mitspieler technisch stärker und dynamischer sind, ein nachvollziehbarer Ablauf. Wie beim hohen Gegenpressing ist er auch im Mittelfeld bemüht schnell nach vorne zu spielen. Die Unordnung beim Gegner ist beim Übergang vom offensiven aufs defensive Umschaltspiel nämlich größer als beim Übergang vom normalen Offensivspiel. Ist dies nicht möglich, sucht er einen sichernden Pass nach hinten, damit sich sein Team für den anschließenden Angriff ordnen kann.
Fehlende Pressingresistenz und Antrittsstärke
Zwar lässt sich durchaus damit argumentieren, dass Ilsanker auch von den überragenden Vorstellungen der gesamten Mannschaft getragen wird, seine Leistungssteigerung in der bisherigen Saison ist aber unverkennbar. So sind die überragenden Offensiv- und Defensivzahlen auch deshalb möglich, weil er mit seiner Spielweise die entsprechende Balance herstellen kann. Doch so stark Ilsanker auch darin ist, Gegenspieler unter Druck zu setzen, so anfällig ist er selbst, wenn er von jemand angelaufen wird. So sorgte ein derartiger Ballverlust beispielsweise für das entscheidende Gegentor gegen Rapid.
Ein weiteres Manko ist, dass er vergleichsweise langsam ist, wodurch er sich noch genauer positionieren muss. Steht er falsch, wird es für ihn schwer den Gegner wieder einzuholen. Aufgrund dessen, dass er mehr oder weniger der wichtigste Gegenpressingspieler ist, könnte das schwerwiegende Folgen haben. Unter diesen Gesichtspunkten muss man allerdings auch seine Leistungen sehen, denn dass Red Bull Salzburg aufgrund von Fehlstellungen Ilsankers in Kontersituationen läuft, kommt relativ selten vor.
Alexander Semeliker, abseits.at
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Alexander Semeliker
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