Stefan Schwabs Verletzung und die Auswirkungen auf das Spiel Rapids
Bundesliga 31.Oktober.2014 Daniel Mandl 0
Rapid muss mehrere Wochen auf Stefan Schwab verzichten. Der zentrale Mittelfeldspieler fällt mit einem doppelten Bänderriss voraussichtlich sogar bis zum Ende der Herbstsaison in knapp sechs Wochen aus. Der Zeitpunkt seiner Verletzung ist denkbar ungünstig, denn nach anfänglichen Schwierigkeiten verbesserte sich Schwab in den vergangenen Wochen merklich und wurde zudem noch torgefährlich.
Nachdem Stefan Schwab von der Admira zu Rapid wechselte, brauchte er einige Spiele, um sich in seiner neuen fußballerischen Heimat zu akklimatisieren. Das passintensive Spiel Rapids und das allgemeine Tempo machten dem Salzburger zu schaffen. Dies begann schon im Training, das für den einstigen U21-Teamspieler eine Umstellung im Vergleich zu seinen vorherigen Stationen darstellte. Ein Schicksal, das er mit anderen Rapid-Neuerwerbungen wie Kainz oder Beric teilte.
Anfängliche Konzentrationsschwierigkeiten
Zu Saisonbeginn wirkte Schwab noch kaum ins Passspiel Rapids eingebunden. Die vielen Ballkontakte und vor allem die vielen kurzen Pässe, nagten sichtlich an der Dauerkonzentration des Mittelfeldspielers. Immer wieder wirkte Schwab mit dem Tempo überfordert und speziell bei mehreren Ballkontakten innerhalb einer Situation, oder auch in Szenen, in denen Spielverlagerungen gefragt waren, zu langsam im Kopf.
Völlig andere Rolle als bei der Admira
Bei der Admira kam Schwab eine völlig andere Rolle zu. Über knapp drei Jahre galten die Südstädter nämlich als ausgezeichnete Konter- und Umschaltmannschaft, die im Schnitt viele weite Pässe spielte. Die Admira gestaltete das Spiel über weite Strecken nicht, wodurch Schwab auf seiner zentralen Position weniger Bälle sichern musste, als heute bei Rapid. Wenn die Admiraner den Ball gewannen, ging die Post ab und man versuchte die aufgerückten Gegner mit möglichst schnell vorgetragenen Kontern zu überraschen.
Stück für Stück
Durch die zahlreichen kurzen Ballaktionen, fehlte Schwab bei seinen ersten Spielen in Grün-Weiß das Gespür für die richtige Staffelung. Vorstöße in den Zwischenlinienraum, oder das situative Umschalten zwischen Sechser- und Zehnerposition ließ der Box-to-Box-Midfielder vermissen. Es wirkte so, als könne sich Schwab vorerst nur auf einzelne Dinge und nicht auf das große Ganze konzentrieren. Die Spielweise Rapids ist nun mal technisch und auch läuferisch fordernder, als die der Admira in den letzten Jahren. Gerade bei Ballbesitz im zweiten Drittel.
Einer, der in der 2.Halbzeit zulegen kann
Aber der 24-Jährige fing sich schnell und wurde stärker. Dies begann mit seiner Laufleistung: Seine Leistungsdaten beweisen, dass Schwab sich in der zweiten Halbzeit läuferisch sogar noch einmal steigern kann und demnach einer der Rapid-Spieler ist, die ihre läuferischen Kapazitäten am besten dosieren. Auch wenn Schwabs Passquote noch nicht ideal ist, wurde sie dennoch etwas besser und einen nicht offensichtlichen, aber doch vorhandenen Wert findet Schwab in seinem Verhalten in Duellen.
Sehr viele Kopfballduelle, hohe Erfolgsquote
Einerseits ist der Neo-Rapidler enorm kopfballstark. Von seinen 69 Kopfballduellen gewann er 44, also 63,8%. Das ist zwar kein absoluter Topwert, aber doch eine Marke, die auch so mancher Innenverteidiger aufweist. Aber vor allem die Anzahl seiner Kopfballduelle ist interessant. Während Schwab in 718 Spielminuten auf 69 Kopfballduelle kam, hält Salzburgs André Ramalho nach 905 Einsatzminuten nur bei 59 (54,2% erfolgreich). Die defensiven Mittelfeldspieler der Wiener Austria, Mario Leitgeb und James Holland, kamen gemeinsam in der gesamten Saison nur auf 60 Duelle. Weitere Vergleiche: Ortlechner kommt auf 55, Rnic auf 36 und Windbichler auf 33. All diese Spieler standen aber länger auf dem Platz als Schwab.
Enorm viele Zweikämpfe…
Ähnlich verhält es sich bei den Zweikämpfen. Die Konsequenz, mit der Schwab Duelle annimmt, ist ein wichtiger Faktor für die Präsenz und vor allem das erfolgreiche Gegenpressing im Rapid-Mittelfeld. In der bisherigen Saison führte Schwab 189 Zweikämpfe, von denen er 92, also 48,7% gewann. Aufgrund der großen Anzahl an Zweikämpfen ist die Varianz in dieser Kategorie recht hoch. Betrachtet man jedoch die Zweikampfanzahl anderer zentraler Mittelfeldspieler, liegt Schwabs Präsenz auf Spitzenlevel: James Holland kommt auf 118 Zweikämpfe, Mario Leitgeb auf 104, Stefan Ilsanker auf 120, Manuel Weber auf 160 und Anel Hadzic auf 149. Auch hier gilt: Der Wert von 0,26 Zweikämpfen pro Minute ist ein außergewöhnlich hoher – vor allem für einen Spieler, dessen Mannschaft das Spiel macht.
…Belebung des Gegenpressings
Eine Analyse dieser Werte ergibt, dass Rapids immer besser werdendes Gegenpressing der letzten knapp vier Wochen, auch aus der gestiegenen Präsenz Schwabs resultierte. Er bewegt sich mittlerweile wesentlich besser als zu Saisonbeginn, verschiebt besser und kommt nach Ballverlusten sehr schnell in Duelle, um den Ball zurückzuerobern. Dass er zudem bereits bei drei Pflichtspieltoren – alle drei per Kopf und jedes davon wichtig – steht, spricht ebenfalls für eine deutliche Steigerung.
Zwei verbliebene „Sechser“
Rapid verfügt über fünf Spieler für die beiden Positionen im defensiven Mittelfeld. Mit Behrendt und Schwab kann Zoran Barisic für den Rest der Herbstsaison nicht mehr planen, auch wenn Schwabs Rückkehr in einem der letzten Spiele möglich wäre. Dominik Wydra fehlt mit einer Nervenquetschung im Knie, machte nun insgesamt seit fünf Wochen kein Spiel mehr. Die beiden logischen Alternativen für die Doppelsechs wären daher Thanos Petsos, der aktuell nach seiner Form sucht und Bosniens U21-Teamkapitän Srdjan Grahovac, der zwar noch hektisch agiert, aber nun durchaus Chancen auf Einsätze auf einer etwas offensiveren Position hat, was ihm zum momentanen Zeitpunkt eher liegen dürfte.
Alar wieder im Kader, Systemumstellung als Option
Erstmals seit Anfang August steht auch Deni Alar wieder im Kader, von dem man sich natürlich nach seinem Mittelfußbruch noch keine Wunderdinge erwarten darf. Allerdings bietet sich durch den Engpass im defensiven Mittelfeld und die gleichzeitig gute Form von Steffen Hofmann für die nächsten Wochen sogar eine Systemeinstellung auf ein 4-4-2 bzw. 4-4-1-1 mit Mittelfeldraute an. Für eine ebensolche Raute spricht auch die Spielanlage der äußeren Mittelfeldspieler, die eher einrückend agieren und keine klassischen Flügelflitzer sind. Eine solche, zumindest situative Änderung am System wird durch drei einsatzfähige Angreifer natürlich leichter gemacht. Am Sonntag gegen Altach darf man trotzdem mit dem klassischen 4-2-3-1-System rechnen, zumal Robert Beric gesperrt ist.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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