Es geht endlich wieder los in der österreichischen Bundesliga! Zum Auftakt stand gleich ein tolles Eröffnungsspiel auf dem Programm, in welchem Meister Red Bull Salzburg die Wiener Austria empfing. Bei den Bullen war man dabei gespannt, wie man die Abgänge von einigen Schlüsselspielern verkraften würde und ob man an Qualität eingebüßt hat. Gleichzeitig wurde aber auch viel in die Mannschaft investiert und einige spannende Neuzugänge geholt, auf die man gespannt sein konnte. Auf der anderen Seite hat auch die Austria eine turbulente Transferperiode hinter sich und es wurde kräftig in die Mannschaft investiert, weshalb man sich viel von diesem Duell versprach. Und es sollte auch letztlich die Erwartungen erfüllen.
Spielbeginn mit hoher Schlagzahl
Nach einer recht kurzen Vorbereitung ging es also für beide Mannschaften nun als eingemachte. Personell gab es bei beiden Teams wenige Überraschungen. Bei den Salzburgern am ehesten noch die Degradierung von Kapitän Ulmer, der auf der Bank Platz nehmen musste und durch Wöber ersetzt wurde. Systematisch blieb es bei der bekannten 4-Raute-2-Formation und mit Fernando startete letztlich nur ein Neuzugang bei den Bullen. Auf der anderen Seite hatte die Wiener Austria etwas größere Probleme bei der Aufstellung, fielen doch mit Kapitän Mühl und Offensivspieler Jukic zwei Schlüsselspieler kurzfristig aus. Sie wurden positionsgetreu durch Handl und Keles ersetzt. Im Vorfeld stand bei den Violetten natürlich die Frage im Raum, wie man es gegen den Liga-Krösus diesmal taktisch anlegen würde.
In der abgelaufenen Saison gelang es in den meisten Begegnungen die Spiele eng zu gestalten und den Salzburgern Paroli zu bieten. Meist setzte man dabei auf eine Fünferkette und auch diesmal schien es eine Möglichkeit, die jedoch spätestens durch den Ausfall von Kapitän Mühl eher keine Option mehr war. Also stellte man sich den Bullen in der gewohnten 4-2-3-1-Formation entgegen, in der die Neuzugänge Früchtl, Ranftl, Holland und Gruber starteten. Und von Anfang an zeigte man, dass man nicht vorhatte, sich zu verstecken. Bereits nach wenigen Sekunden eroberte man im Pressing nach einem Fehlpass von Capaldo den Ball und fand gleich zwei Topchancen vor, die man jedoch nicht verwerten konnte. Damit verpasste man nach wenigen Sekunden die große Gelegenheit, mit einer Führung im Rücken ins restliche Spiel zu gehen.
Die ersten Sekunden des Spiels waren bereits eine gute Referenz, was sich die Violetten für einen Matchplan zurechtlegte. Den Aufbau von Salzburg empfing man meist aus einem 4-4-2/4-4-1-1, wo „Zehner“ Fischer neben Huskovic in die Spitze rückte. Dabei versuchten die beiden Spitzen im ersten Schritt, durch kurze Abstände zueinander, die Passwege ins Zentrum und den Sechserraum zu verschließen, um Senkrechtstarter Seiwald in den Deckungsschatten zu nehmen.
Damit sollte u.a. auch Seiwald aus dem Spiel genommen werden und die Bürden des Spielaufbaus auf seine Mitspieler verlagert werden. Nach einigen Pässen startete dann das Anlaufen der Austria, indem Huskovic im Bogen anlief und die Verbindung zwischen den beiden Innenverteidigern kappte, während Fischer den Sechser deckte und der ballnahe Flügelspieler ebenfalls nach vorne rückte. Dadurch gelang es in einigen Situationen, die Salzburger in Bedrängnis zu bringen. Vor allem Stürmer Huskovic war unheimlich giftig und höchst engagiert im Anlaufen und in der Arbeit gegen den Ball.
Salzburg setzt auf angreifende Außenverteidiger und Spielverlagerungen
Doch nicht nur Huskovic: Allgemein gingen die Wiener sehr leidenschaftlich zu Werke und man versteckte sich nicht. Die Austria rückte mit der Abwehr weit auf, ging laufend ins Gegenpressing und kämpfte um die ersten und zweiten Bälle, wodurch viele Zweikämpfe geführt wurden und eine hohe Intensität entstand.
Man nutzte auch die Verunsicherung in der Abwehr der Bullen durch das schnörkellose und direkte Umschaltspiel in die Offensive, wodurch man immer wieder ins letzte Drittel kam. Die Folge waren einige Gelegenheiten, welche man durchaus zu einem Tor hätte nutzen können. Und Salzburg? Die wirkten zwar in der Defensive nicht immer sattelfest, präsentierten sich offensiv dafür brandgefährlich. Das lag auch am sehr interessanten Matchplan, welchen man sich gegen die Austria zurechtlegte.
Im Spielaufbau bauten nicht nur die beiden Innenverteidiger das Spiel auf, es gab auch sehr starke Abkippbewegungen von Seiwald und Capaldo zu sehen. Sechser Seiwald rückte immer wieder zwischen die Innenverteidiger, um gegen die beiden Stürmer des Gegners eine Überzahl zu kreieren, während Capaldo auf die linke Seite auswich und die Position von Wöber quasi übernahm.
Diese Abkippbewegungen zielten darauf ab, dass man die eigenen Außenverteidiger weit aufrücken lassen konnte, die somit de facto als Flügelstürmer agierten. So entstand situativ auch mal ein 4-2-4-artiges System und man sorgte für maximale Breite. Damit wollte man die Kompaktheit und den Zentrumsfokus der Gäste kontern, was man auch an den Aufbaumustern sehen konnte. Viel ging nicht nur über die Außenverteidiger, sondern immer wieder gab es Spielverlagerungen auf die ballferne Seite und speziell Bernardo ragte in dieser Kategorie mit seinen exakten langen Bällen heraus.
Die beiden pfeilschnellen Stürmer attackierten konstant die Tiefe und zogen die Aufmerksamkeit auf sich, wodurch entweder sie anspielbar waren (wie beim Stangenschuss von Sesko), oder der Raum für die aufrückenden Außenverteidiger geöffnet wurde. Das sorgte für viel Stress für die Abwehr der Austria und man musste hochkonzentriert agieren, da jeder kleine Fehler fatale Folgen hätte haben können. So waren auch die violetten Flügelspieler teilweise gezwungen, weit nach hinten mitzuarbeiten und die Laufwege attackierenden Außenverteidiger der Salzburger aufzunehmen. Dadurch entstand auch situativ mal eine Fünfer- oder gar eine Sechserkette.
Individuelle Klasse bringt Salzburg auf die Siegerstraße
Die Austrianer versuchten hier einen Spagat zwischen situativen Pressingsequenzen und einer eher abwartenden tiefen Positionierung zu finden, um die Offensivpower von Salzburg zu stoppen. Am besten funktionierte es jedoch, wenn man ins Gegenpressing ging und den Gegner quasi mit den dessen eigenem Mittel entgegentrat.
So konnte man immer wieder die Bälle erobern und das Spiel damit weit vom eigenen Strafraum fernhalten. Das war natürlich nicht unriskant, denn sofern es Salzburg gelang, dieses Pressing zu umspielen, fand man viel Raum vor und konnte die Tempovorteile ausspielen. Das gelang in der ersten Halbzeit allerdings nicht so häufig, da die Wiener aggressiv und geschlossen attackierten und immer wieder mehrere Spieler in Ballnähe brachten.
So blieb es eine enge Begegnung auf Augenhöhe und beide Mannschaften hatten ihre guten Momente und Gelegenheiten auf die Führung. Doch genau in solchen Situationen haben die Salzburger einen Trumpf, um das Spiel in die eigene Richtung zu kippen. In der 38. Minute war dies wunderbar zu sehen, als nach einer tollen Kombination, Sucic seine Genialität bewies und die gesamte Defensive aushebelte, ehe Sesko aus kurzer Distanz zur Führung traf. Für die Austria natürlich unheimlich bitter, war man nicht nur gut im Spiel, sondern konnte man sich beim Gegentreffer auch im Defensivverhalten wenig vorwerfen.
Doch man ließ sich davon nicht beirren und versuchte weiterhin dagegenzuhalten, um vor der Halbzeitpause zum Ausgleich zu kommen. Und man hatte dann tatsächlich auch die große Möglichkeit, direkt auf den Rückstand zu antworten: Nach einem Eckball kam Huskovic aus kurzer Distanz zum Kopfball, köpfte jedoch den Torhüter an und verpasste damit das 1:1. So blieb es beim knappen Rückstand aus Sicht der Favoritner und es ging in die Halbzeit.
Austria verliert nach und nach den Zugriff
Bereits vor dem Wiederanpfiff gab es eine Hiobsbotschaft für die Gäste, denn Innenverteidiger Handl fiel unglücklich auf die Schulter und musste ausgewechselt werden. Damit musste der vierte Innenverteidiger eingewechselt werden, die junge Liverpool-Leihgabe Koumetio, der sein Debüt in der Bundesliga feierte. Das war bereits das erste Anzeichen, dass der zweite Durchgang nicht nach Plan laufen würde.
Und so stellte sich auch das Spielgeschehen dar, denn bereits in den Anfangsminuten hatte man mit Problemen zu kämpfen. Die Abstände im Gegenpressing wurden größer und die Gastgeber fanden auch spielerische Lösungen dagegen, wodurch die Bullen ein ums andere Mal mit Tempo gefährlich in die gegnerische Hälfte eindringen konnten. Das hatte zur Folge, dass die Austrianer viel hinterherlaufen mussten und die Kompaktheit von Minute zu Minute immer brüchiger wurde.
Doch nicht nur das, auch die schnellen Ballverluste im eigenen Ballbesitz, wirkten sich negativ auf das Spielgeschehen bei den Gästen aus. Im ersten Durchgang konnte man das noch durch das gute Gegenpressing ausgleichen, doch nun bedeuteten die Ballverluste, dass man schmerzhafte lange Wege nach hinten machen musste und schleißlich nur noch hinterherlief. Hier hätte man mehr Ruhe im Ballbesitz gebraucht, um den Ball in den eigenen Reihen laufen zu lassen und sich so in diesen Phasen „ausruhen“ zu können. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, denn die Bullen ihrerseits schalteten einen Gang hoch und pressten nicht nur hoch an, sondern wollten die sich bildenden offenen Räume ausnutzen. So schwanden die Kräfte der Gäste immer mehr und diese Negativspirale führte dazu, dass die Salzburger immer dominanter wurden.
So war es nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Treffer fiel. Und so kam es dann auch, als der brasilianische Neuzugang Fernando nach einem Einwurf an der Strafraumgrenze zum Abschluss kam und ein Traumtor erzielte und damit das 2:0 besorgte.
Dies war eine kleine Vorentscheidung, denn die violetten Gäste fuhren kaum Entlastungsangriffe und der Zugriff auf die Partie war nicht mehr gegeben. Dazu kamen dann auch noch individuelle Fehler, wie jener des jungen Innenverteidigers Koumetio, der nervös wirkte und sich auch im Aufbauspiel einen dicken Bock leistete, der zum 3:0 durch Okafor führte. Das war letztlich die endgültige Entscheidung, auch wenn die Einwechslungen der Wiener etwas frischen Wind brachten und man zu einigen weiteren Gelegenheiten kam, um zumindest den Ehrentreffer zu erzielen. So blieb es aber letztlich beim 3:0-Endstand.
Fazit
Im ersten Durchgang bekamen die Zuseher eine hochattraktive und spannende Begegnung zwischen zwei Teams zu sehen, welche von einer hohen Intensität und vielen Pressingmomenten geprägt war. Die Austria präsentierte sich stark und konnte nicht nur viele Ballgewinne erzielen, sondern immer wieder auch gefährlich in das letzte Drittel eindringen und Gefahr erzeugen. Bitter ist hier vor allem, dass man ein Geschenk nach wenigen Sekunden nicht annehmen konnte, um in Führung zu gehen. Aber auch die Salzburger präsentierten sich stark, spielten immer wieder ihr enormes Tempo in der Offensive aus und zeigten schöne Kombinationen. Die hohe individuelle Klasse führte dann auch zum toll herausgespielten 1:0, mit dem man das Spiel in die eigene Richtung kippte.
Im zweiten Durchgang konnte die Austria ihr Niveau nicht mehr halten und verlor den Zugriff, was sicherlich auch mit dem Ausfall von Handl zusammenhing, dessen lautstarke Kommandos fehlten und generell die Abwehr Stabilität kostete. Aber auch der schmale Grat mit dem Gegenpressing und den vielen eigenen Ballverlusten meisterte man nicht mehr so gut, weshalb die Räume immer größer wurden und so auch die Laufwege, die man gehen musste. So hatte folglich Salzburg nicht mehr die großen Probleme und konnte dank der Überlegenheit im zweiten Durchgang einen verdienten Sieg einfahren. Dennoch konnte die Austria erhobenen Hauptes die Heimreise antreten, denn trotz der Ausfälle präsentierte man sich speziell im ersten Durchgang ebenbürtig und zeigte, dass auch heuer wieder mit den Violetten zu rechnen ist.
Dalibor Babic, abseits.at
Dalibor Babic
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