Taktikboards zur 7. Runde der tipico Bundesliga 2014/2015
Bundesliga 1.September.2014 Alexander Semeliker 0
Neben den ausführlichen Spiel- und den Toranalysen gibt abseits.at in dieser Rubrik einen kompakten Überblick über alle Spiele der letzten Runde in der tipico Bundesliga. Wir sehen uns dabei in erster Linie Statistiken und Taktikboards an, die von der offiziellen Website der österreichischen Bundesliga bzw. vom britischen Sportdatenunternehmen Opta bereitgestellt werden.
FC Red Bull Salzburg – SK Sturm Graz 2:3
Er ist vollbracht! Red Bull Salzburg musste zum ersten Mal in der laufenden Bundesligasaison Punkte abgegeben. Im Heimspiel gegen den SK Sturm Graz verlor der Doublesieger sogar mit 2:3 – ein weiterer Rückschlag nach dem Aus in der Champions-League-Qualifikation gegen Malmö. Für Sturm war es nach der knappen Niederlage gegen den WAC am vergangenen Wochenende die Bestätigung des Aufwärtstrends. Dabei nahm das Team von Darko Milanic wenig Risiko, wie man anhand der nachstehenden Grafik erkennt.
Sturm hatte im Zentralen Bereich extrem viele klärende Aktionen, vor allem die große Anzahl zwischen Strafraum und Mittellinie ist dabei sehr auffällig. In diesem Zusammenhang sei die genaue Definition einer klärenden Aktion von Opta angeführt: „This is a defensive action where a player kicks the ball away from his own goal with no intended recipient of the ball.“ Sturm suchte mit diesen langen Bällen nicht den schnellen Gegenstoß, sondern sie versuchte damit in erster Linie Salzburg keine Chance für ihr Pressing zu geben – mit Erfolg.
Wie die obige Grafik zeigt hatten die Bullen zwar extrem viel Ballsicherungen, dafür aber kaum Tackles und abgefangenen Bälle. Auch hier sei auf die Definitionen von Opta verwiesen. Während ein abgefangener Ball nämlich eine aktive Bewegung in den Pass impliziert, handelt es sich bei Ballsicherungen um Aktionen, bei denen einem der Ball in die Füße gespielt wird bzw. er diesen nur mehr „aufsammeln“ muss – ein kleiner, aber feiner Unterschied, vor allem wenn man von Zugriff sprechen will.
Wolfsberger AC – SC Wiener Neustadt 0:1
Auch der Wolfsberger AC musste am vergangenen Wochenende die erste Saisonniederlage hinnehmen. Aufgrund des 0:1 gegen den SC Wiener Neustadt verpassten die Kärntner den Sprung an die Tabellenspitze. Von der Strategie gingen sie es dabei wie schon während ihres erfolgreichen Laufs an.
Der WAC versuchte das Mittelfeld so schnell wie möglich zu überbrücken, was man anhand des obigen Passschemas ableiten kann. Im Aufbau spielten die Lavanttaler viele lange Bälle, was allerdings gegen ein Team wie Wiener Neustädter nicht das beste Rezept. Die Niederösterreicher haben vielmehr dann Probleme, wenn sie vom Gegner mit Kurzpasskombinationen hin und her geschoben werden und so ihre Formation aufgrund der Mannorientierungen auseinandergerissen wird.
Admira Wacker Mödling – FK Austria Wien 2:1
Der Fall der Wiener Austria geht ungebremst weiter. Nach sieben Spielen stehen die Veilchen weiterhin ohne Saisonsieg da und stehen die Länderspielpause über sogar am Tabellenende. Dass Trainer Gerald Baumgartner daher in der Kritik steht, ist in der heutigen Zeit keine Überraschung. Der 49-Jährige predigte vor der Saison, er möchte ein ähnliches System wie Borussia Dortmund spielen lassen – heißt viel Gegenpressing und hohe Balleroberungen. Ein feiner, aber entscheidender Unterschied zum deutschen Vorbild liegt im hohen Ballfokus, der den Violetten immer wieder zum Verhängnis wird.
In dieser Grafik erkennt man, dass die Austria vor allem durch die hoch vorgeschobenen James Holland und Jens Stryger Larsen in der gegnerischen Hälfte zu Balleroberungen kamen. Allerdings fehlt der Austria in vielen Fällen die Absicherung hinter der ersten Pressingwelle. Entweder steht die Abwehrlinie zu tief oder man kommt aufgrund der wenig vorausschauenden und ballorientierten Spielweise zu spät bzw. gar nicht in die Zweikämpfe.
Dass die Austria links hinten mehr Balleroberungen hatte als rechts, hatte auch mit der Ausrichtung der Gastgeber zu tun. Die Admira agierte nämlich mit einem sehr starken Rechtsfokus, wie die obige Heatmap zeigt. Eldis Bajrami, der nominell als linker Flügelspieler geführt wurde, hatte die meisten seiner Offensivaktionen auf der rechten Seite und überlud diese. Als Absicherung verschob dann Stephan Auer aus dem Zentrum nach außen. Zudem hatte man rechts in Stephan Zwierschitz einen deutlich offensiv stärkeren Außenverteidiger als Patrick Wessely
links.
SCR Altach – SV Josko Ried 2:2
Zwei Teams, die in der aktuellen Saison als Wundertüten einzustufen sind, sind der SCR Altach und die SV Ried. Am Samstag trennten sich die beiden mit einem 2:2. Trotz der hohen Anzahl an Toren war diese Partie nichts für Liebhaber des taktisch anspruchsvollen Fußballs. Sie war zerfahren und die Chancen wurden kaum mit Kombinationen herausgespielt.
Zwar verzeichnete die Statistik am Ende des Tages insgesamt 30 Schüsse, die sich noch dazu fast gleich aufteilten, wie die obige Schussgrafik zeigt, wurde der Großteil dieser Versuche jedoch aus der Distanz abgegeben. Dementsprechend niedrig dürfte die Auswertung mit dem „Expected Goals“-Modell ausfallen.
SK Rapid Wien – SV Scholz Grödig 2:0
Das Ausscheiden in der Qualifikation für die Europa League am Donnerstag traf den SK Rapid und seine Fans wie ein Blitz. Dennoch fanden sich etwa 12.000 Zuschauer zum Sonntagsspiel der Grün-Weißen gegen den SV Grödig ein und sahen dabei einen 2:0-Sieg, mit dem sich die Hütteldorfer auf Rang drei hievten.
Matchwinner war Thomas Schrammel, der diesmal auf der ungewohnten Position des Rechtsverteidigers zum Zuge kam. Der Linksfuß erzielte das 1:0 und leistete zum 2:0 die Vorlage. Im Offensivspiel rückte er nicht ganz so stark ein, wie man dies erwarten konnte – wohl auch aufgrund dessen, dass dies sein Vordermann sehr oft tat – zeigte aber vor allem im zweiten Drittel interessante Kombinationsansätze. In der Defensive war Schrammel sehr solide und verbuchte neben fünf abgefangenen Bällen auch ebenso viele klärende Aktionen. So ist der 26-Jährige, der heuer bisher sehr konstant und gut spielt, in der aktuell turbulenten Zeit ein kleiner Lichtblick beim SK Rapid.
Alexander Semeliker, abseits.at
Alexander Semeliker
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