Auch die SV Ried kommt langsam aber sicher in Fahrt. Alleine die letzten Tage brachten ein solides Testspiel, eine Vertragsauflösung, eine „Kooperation“ (die nicht so genannt werden soll) mit einem deutschen Bundesligaklub und auch am Transfermarkt bewegt sich allmählich etwas!
In Windischgarsten traf die SV Ried auf Slovan Bratislava, den slowakischen Meister, der in der heimischen Liga mit sensationellen neun Siegen in Folge den Titel sicherte und auf slowakischem Boden seit 23.Oktober 2010 ungeschlagen ist. Slovan ist ein Team, das der SV Ried gar nicht so unähnlich ist – sieben Legionäre (zum Vergleich: Bei Vizemeister Senica sind’s zwölf), viele junge Spieler, ähnliche finanzielle Mittel. Nur dass Slovan in der Champions League Qualifikation ran darf und dafür nach Kasachstan zu Tobol Kustanaj muss. Slovan hat also weniger Vorlaufzeit auf die ersten Pflichtspiele als Ried, präsentierte sich aber kaum stärker als die Innviertler, bei denen man mit der ersten Matchleistung nach nur vier Tagen Training vorallem läuferisch rundum zufrieden war. Wermutstropfen: Stefan Lexa verletzte sich bereits nach 25 Minuten an der Wade, musste ausgewechselt werden.
PRETTENTHALERS VERTRAG AUFGELÖST
Nicht mit dabei war Defensivspieler Mark Prettenthaler, dessen Vertrag gestern überraschend aufgelöst wurde. In der offiziellen Pressemeldung des Klubs heißt es, dass sich der 28jährige Prettenthaler „sportlich neu orientieren will“, „ein neues Betätigungsfeld“ suche. Was nicht an die große, öffentliche Glocke gehängt wurde, dürfte jedoch der eigentliche Grund für die plötzliche Vertragsauflösung gewesen sein. Der nunmehr Ex-Rieder lieferte sich bereits im Dezember des Vorjahres in stark betrunkenem Zustand eine Prügelei, schlug in Schladming einer Bar-Besucherin ins Gesicht, wurde jetzt dafür verurteilt. Von der Bahn abgekommen, mit 28 Jahren längst als ewiges Talent gehandelt und jetzt auf den Spuren anderer Städtebummler wie Roman Wallner oder Wolfgang Mair: Wenn Mark Prettenthaler trotz dieser Eskapade einen neuen Bundesligaklub findet, wäre das bereits sein vierter in Österreich. Für Ried, den LASK und Sturm kickte er bereits, in der zweiten Liga außerdem für den Kapfenberger SV.
HINUM WIRD IN DEN NÄCHSTEN TAGEN ERWARTET
Nach Prettenthalers Abgang steht fest, dass Ried den Kader nachbessern muss. Schrammel, Stocklasa, Hackmair und Brenner verließen den Klub bereits zuvor, neu sind bis dato nur Emanuel Schreiner (davor LASK) und Grödig-Rückkehrer Max Karner. Ante portas steht jedoch Rapids Thomas Hinum, der als Teil des Transfergeschäfts rund um Thomas Schrammel gehandelt wird. Hinum, der die erste Woche der Vorbereitung noch mit Rapid mitmachte, fehlte beim gestrigen Training der Hütteldorfer. Insiderberichten zu Folge erwartete ihn Paul Gludovatz bereits Anfang dieser Woche zum Training im Innviertel. Für das lauf- und kampfaktive System der Rieder wäre Thomas Hinum sehr wertvoll. Warum er in Hütteldorf so wenige Chancen bekam, obwohl er sowohl im defensiven als auch im rechten Mittelfeld, zudem auf der Position des rechten Außenverteidigers eingesetzt werden kann, verstanden einige grün-weiße Fans – vorallem in den Monaten der Erfolglosigkeit – nicht. Hinum absolvierte für Rapid 19 Pflichtspiele, davon nur drei über 90 Minuten, stellte sich aber stets solide an. Sein Transfer zur SV Ried dürfte nur noch Formsache sein, denn wie Ried-Manager Stefan Reiter betonte: „Mit Rapid hat man sich immer noch geeinigt.“ – Apropos Rapid: Die Hütteldorfer bestreiten morgen, Mittwoch, auswärts beim SC Retz ihr erstes Freundschaftsspiel. Weil noch einige Teamspieler auf Urlaub sind, Hinum wegfällt und mit Burgstaller und Prokopic zwei weitere Profis zuletzt beim Training fehlten, finden sich im Testspielkader des Vorjahres-Fünften gleich sechs Amateure.
VON KÖLN AUF DEN RIEDER „PARKPLATZ“
Zurück nach Ried. Die Innviertler dürften eine Kooperation mit dem 1.FC Köln eingehen, die allerdings keine „Kooperation“ im eigentlichen Sinne sein soll. Ried-Manager Reiter beschreibt die Zusammenarbeit als etwas, für das man keine langen, komplexen Verträge unterschreiben muss. Köln will sich (vorerst) nicht am Spielermaterial der Innviertler bedienen, sondern eigene Spieler in Ried parken. Der erste Kandidat wäre der 19jährige Deutsch-Kongolese Bienvenue Basala-Mazana, der auf beiden Seiten in der Außenverteidigung zum Einsatz kommen kann, noch kein Spiel für die Kampfmannschaft der „Geißböcke“ machte, dennoch Fixstarter im deutschen U19-Nationalteam ist. Basala-Mazana wird jedoch nicht der Einzige bleiben, der kurzfristig zu einem Thema in Ried werden kann. Auch Rechtsverteidiger Alexander Vaassen (19), der linke Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann (19) oder gar die bisher in der Bundesliga blass gebliebene rumänische Stürmerhoffnung Alexandru Ionita (21, Vertrag bis 2014) würden ins Anforderungsprofil eines zu parkenden Spielers passen. Nur muss sich jeder Spieler, der für das Köln-Ried-Programm in Frage kommt, selbst für eine Leihe zur SV Ried aussprechen, muss sich die Möglichkeiten in Ried vorweg in Ruhe ansehen, darf nicht zwangsbeglückt werden. Anders macht die Kooperation, die keine sein soll, wenig Sinn.
Daniel Mandl, abseits.at
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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