Tomas Simkovic „flüchtet“ nach Kasachstan – ein Sinnbild für den Wandel beim FAK
Bundesliga 3.Februar.2014 Alexander Semeliker 0
Die Wintertransferzeit hatte es in Österreich in sich. Besonders die Wiener Austria war dabei sehr aktiv. So verpflichteten die Veilchen mit David de Paula, Ola Kamara, Tamas Priskin und Thomas Salamon gleich vier Akteure, gaben auf der anderen Seite aber auch einige ab. Landläufig werden diese als „Kaderleichen“ bezeichnet. Einer von ihnen ist Tomas Simkovic, der sich zu einem ungewöhnlichen Schritt entschloss.
„Ich weiß, was mich erwartet“, so der 26-Jährige, der seinen Jugendverein verlässt und nach Kasachstan zu Tobol Kostanay wechselt. Obwohl er der Frank-Stronach-Akademie entstammt und den Sprung zu den Amateuren bereits früh schaffte, kam er erst über Umwege zu den FAK-Profis, wo er keinen bleibenden positiven Eindruck hinterlassen konnte.
Leistungsdaten sprechen gegen Simkovic
Aus dem abgelaufenen Transferfenster scheint die Wiener Austria äußerst gut ausgestiegen zu sein, blickt man zwei Jahre zurück, sah dies ganz anders aus. Mit Nacer Barazite und Zlatko Junuzovic verloren die Violetten zwei Leistungsträger und ersetzten sie mit Roman Kienast und eben jenem Simkovic. Während Erster aufgrund seiner internationalen Tore in der laufenden Saison Kritiker zumindest verspätet verstummen ließ, blieb Simkvic einiges schuldig.
Während sich seine Daten beim SC Wiener Neustadt – 77 Spiele, 14 Tore, 10 Vorlagen – durchaus sehen lassen können, sprechen jene aus der Austria-Zeit gegen ihn. In 51 Bundesligaeinsätzen – mehr als die Hälfte davon begann er auf der Bank – kam er lediglich auf sieben Tore und neun Vorlagen. Nichtsdestotrotz zeigte Simkovic in seinen Spielen regelmäßig taktisch interessante und gute Ansätze, auf die wir nun eingehen wollen.
Passend für Stögers Philosophie
Die stärksten Auftritte bei der Austria hatte Simkovic in der letzten Saison, als er unter Peter Stöger, der ihn schon in Wiener Neustadt betreute, Meister wurde. Der geborene Slowake agierte dabei meist auf einer der beiden Achterpositionen in einer 4-1-4-1-Grundformation. Dort konnte er seine Stärken am besten ausspielen. Simkovic besitzt eine gute Technik, kann sich in Eins-gegen-Eins-Situationen Platz verschaffen und ist ein guter Kombinationsspieler.
Das passt zum einen zu den Anforderungen an die angesprochene Position, zum anderen auch zu Stögers Philosophie. Vor allem das zentrale Mittelfeld agierte unter dem aktuellen Köln-Trainer sehr fluide und riss damit manndeckende Mannschaften immer wieder auseinander. Simkovic bestach zudem mit einem guten Gespür für freie Räume. Schon beim SC Wiener Neustadt ging er von seiner nominellen Position im linken Mittelfeld häufig in den angrenzenden Halbraum und konnte dort Akzente setzen.
Unpassend für Bjelicas Philosophie
Als Nenad Bjelica im Sommer als Nachfolger für Stöger vorgestellt wurde, sagte er, er sehe keinen Grund für große Veränderungen. Dennoch drehte der 42-Jährige an der einen oder anderen Stellschraube, wodurch das aktuelle Spiel kaum noch an jenes aus der Vorsaison erinnert, unabhängig von der Punkteausbeute und den Ergebnisse. Ein wichtiger Einschnitt fand dabei im Zentrum statt. Obwohl der Kader im Vergleich zur Meistersaison unverändert blieb, bekam Simkovic mit Marko Stankovic einen neuen Konkurrenten.
Der 27-Jährige zählte zu den positiven Überraschungen im Herbst, ist aber ein anderer Spielertyp. Zwar wurde er wie auch Simkovic vom Flügel ins Zentrum gezogen, er agiert dort aber viel vertikaler und mit mehr Zug zum Tor. Zudem ist er zweikampfstärker, was sich in der Statistik dahingehend äußerst, dass er 17% mehr Zweikämpfe gewinnt. Interessanterweise setzte Bjelica nach seiner Derby-Wutrede, in der er mehr Einsatz von seinen Spielern forderte, auf Simkovic.
Im Spiel gegen Wiener Neustadt zählte dieser dann tatsächlich zu den ausfälligsten Akteuren, allerdings hob er sich nicht mit seiner Physis von seinen Mitspielern ab, sondern aufgrund der bereits erwähnten Punkte. Er überzeugte im Kombinationsspiel und öffnete mit intelligenten Bewegungen Räume. Dauerhaft konnte er sich aber unter Bjelica nicht etablieren, da er nicht zu dessen Vorstellungen vom Fußball passt.
Sinnbild für schleichenden Philosophiewechsel
Unter dem autoritär wirkenden Kroaten wurde der Grad an offensivtaktischen Abläufen zurückgeschraubt, stattdessen setzt er mehr auf die Komponenten Disziplin und Einsatz. Die Zweikampfschwäche von Simkovic wurde bereits angesprochen, zudem ist der ehemalige ÖFB-Nachwuchsteamspieler zwar im kurzen Antritt dynamisch, über längere Strecken langsam. Passenderweise wurde sein Kaderplatz von de Paula übernommen, bei dem Bjelica explizit seine körperlichen Vorzüge hervorstrich. Insofern steht Simkovic symbolisch für den schleichenden Philosophiewandel, den der Trainerwechsel im Sommer mit sich brachte.
Alexander Semeliker, abseits.at
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