In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 10. Runde der tipico Bundesliga 2015/2016 | Soriano, Soriano, Soriano

Jonathan Soriano_abseits.atIn dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 10. Runde nimmt abseits.at drei Treffer von Jonatan Soriano (Salzburg) unter die Lupe.

Red Bull Salzburg – SV Mattersburg 1:0, Jonatan Soriano (5. Minute)

Mit fünf Siegen aus den letzten sieben Spielen scheint Red Bull Salzburg den desaströsen Saisonstart vergessen zu machen. Am Wochenende feierte der Meister einen eindrucksvollen 4:2-Sieg über Mattersburg, bei dem der Gegner ständig unter Beschuss stand. Am Ende stand ein Torschussverhältnis von 35:5. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistete das Sturmduo der Bullen, dessen Zusammenwirken wir bereits analysiert haben. Als demonstratives Beispiel sei nun das Tor zum 1:0 genauer ausgeführt.

Mattersburg-Coach Ivica Vastic ließ sein Team in einer 3-5-2- bzw. 5-3-2-Formation beginnen. Dadurch wollte man vermutlich dem Salzburger Zentrumsfokus entgegenwirken und trotz deren einrückenden Flügelspieler eine Überzahl im Zentrum haben. Diese muss in dieser Szene jedoch aufgegeben werden, da der linke Flügelverteidiger den Ballführenden attackiert. Dadurch entsteht in der Mitte eine vier-gegen-vier-Situation, die die Bullen mit einer guten Kombination zum Tor nutzen. Entscheidend beteiligt sind neben Jonatan Soriano (gelb) und Omer Damari (blau) die beiden Flügelspieler.

Takumi Minamino (schwarz) bewegt sich auf den Flügel und zieht damit den linken Halbverteidiger der Burgenländer aus dem Zentrum. Damari bewegt sich Schulter an Schulter mit den Verteidigern an der Abseitslinie. Diese beiden Faktoren, sowie das langsame Reagieren der SVM-Mittelfeldreihe, führen dazu, dass Soriano bei seinem Zurückfallen viel Platz im Zwischenlinienraum bekommt. Er nimmt den Pass auf ihn jedoch nicht an, sondern lässt den Ball durch zu Valon Berisha (weiß). Dessen Einrücken verfolgt Alois Höller (rot) nicht, sodass es schließlich zur drei-gegen-zwei-Stellung zugunsten der Gastgeber kommt. Diese lassen sich die Möglichkeit dann nicht nehmen und gehen in Führung.

Red Bull Salzburg – SV Mattersburg 2:2. Jonatan Soriano (51. Minute)

Die Führung der Salzburger hielt aber nicht bis zur Pause. Matterburg drehte die Partie, sodass die Bullen mit einem 1:2-Rückstand aus der Kabine kamen. Das Tor zum anschließenden Ausgleich erzielte wieder Soriano. Dieses Tor wollen wir ebenfalls genau unter die Lupe nehmen, da es einen weiteren Aspekt beleuchtet, den wir vor kurzem in einer Analyse ansprachen – nämlich die Rolle von Naby Keita unter Peter Zeidler.

Der Guineer entwickelte sich seit Beginn des Jahres von einem reinen defensiven Mittelfeldspieler zu einem wichtigen Ankerpunkt im Offensivspiel. Er agiert, wie man in dieser Aktion sehen kann, deutlich höher als der zweite Sechser, der hier den Pass auf ihn spielt. Keita visiert hier den Raum zwischen den Positionen von vier Mattersburgern an. Die beiden Spieler auf der rechten Außenbahn werden dabei von Berisha (schwarz) und Andreas Ulmer (weiß) gebunden, während Soriano (gelb) den rechten Innenverteidiger blockiert.

Somit muss lediglich Manuel Prietl (rot) überspielt werden, was auf den ersten Blick einfacher wirkt als es in Wirklichkeit ist. Dieser steht nämlich durchaus passend um Keita attackieren zu können, zeigt jedoch eine kurze Unsicherheit, indem er andeutet auf den Ballführenden zu gehen. Genau in diesem Moment kommt das Zuspiel auf Keita, sodass Prietl seine Schrittfolge nicht so koordinieren kann, dass er den Ball abfangen kann. Der Ball geht knapp an ihm vorbei, Keita dreht sich nach vorne und spielt einen Steilpass auf Soriano, der zum zweiten Mal an diesem Tag einnetzt.

Red Bull Salzburg – SV Mattersburg 3:2. Jonatan Soriano (67. Minute)

Soriano war mit vier erzielten Treffern nicht nur der überragende Mann dieses Spiels, sondern des gesamten Bundesliga-Wochenendes. Das schönste Tor war dabei wohl jenes zum 3:2, das wir auch kurz analysieren wollen. Es zeigte einmal mehr Sorianos gute Fähigkeiten im Verbindungsspiel, seine intelligente Raumnutzung und die Wechselwirkung mit Sturmpartner Damari.

Der Israeli (schwarz) besetzt hier wieder das Angriffszentrum und lauert an der Abseitslinie. Damit zwingt er SVM-Abwehrspieler Thorsten Mahrer (rot) in eine wichtige Entscheidung. Entweder unterstützt er seinen Nebenmann gegen Damari und stärkt das Abwehrzentrum oder er setzt Soriano (gelb) unter Druck. Dieser bietet sich wieder zwischen den Linien an um auf den Breite gebenden Ulmer (blau) zu spielen. Dass dieser dermaßen viel Platz bekommt ist eine weitere Folge von Sorianos Positionierung. Der linke Außenverteidiger des SVM muss hier nämlich auf Ulmer und Soriano achten, hat dadurch im Endeffekt auf keinen der beiden Zugriff.

Nach dem Pass in die Tiefe kommt es zum bereits oft erwähnten und diskutierten hohen Ballfokus einer österreichischen Mannschaft wenn eine Linie überspielt und die Dynamik erhöht wurde. Alle schauen auf den Ball und orientieren sich nach hinten. Soriano lässt sich indes in den freien Rückraum und versenkt den Ball anschließend im Kreuzeck.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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