In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 15. Runde der tipp3-Bundesliga | Gründler, Tomi, Zulechner, Schicker

Philipp Zulechner - SV GrödigIn dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 15. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Alexander Gründler (Wacker Innsbruck), Tomi (SV Grödig), Philipp Zulechner (SV Grödig) und Rene Schicker (Admira Wacker) unter die Lupe.

 

FC Wacker Innsbruck – SC Wiener Neustadt 1:0, Alexander Gründler (10. Minute)

Der FC Wacker Innsbruck feierte am Samstag gegen den SC Wiener Neustadt den ersten Sieg seit Ende Juli. Beim 4:0 traf neben Neo-Teamspieler Lukas Hinterseer auch Alexander Gründler zweimal. Bereits in der zehnten Minute bracht der 20-jährige Startelfdebütant sein Team in Führung. Dabei zeigten die Tiroler ein ausgesprochen gutes Pressing.

Heimo Pfeifenberger, der Trainer der Wiener Neustädter, sagte nach dem Spiel, dass er seine Mannschaft darauf anwies, nicht von hinten heraus zu spielen. Eine nachvollziehbare Entscheidung, denn eine wichtige Voraussetzung dafür sind ballsichere und pressingresistente Spieler, was bei den Niederösterreichern kaum der Fall ist. Man erkennt die Unsicherheit bereits im obigen Bild. Bei ballsicheren Mannschaften – zum Beispiel dem FC Barcelona oder Bayern München – bildet der Torhüter den Mittelpunkt des Aufbaudreiecks, damit ein Feldspieler für andere Zonen am Spielfeld frei wird. Hier ist es allerdings Innenverteidiger Mattias Sereinig (weiß), der für Redundanz sorgt.

Bei den Tirolern erkennt man, dass sie nicht kopflos drauflos pressen wollen, sondern zunächst bemüht sind die Anspielstationen ins Mittelfeld zuzustellen. So weisen die beiden Außenspieler Gründler (gelb) daraufhin, den Wiener Neustädter am Mittelkreis zuzustellen. Dadurch wird das Aufbauspiel des Gegners verzögert. Der Ballführende hat zwar viel Zeit, weiß aber nicht, was er mit dem Ball machen soll.

Im nächsten Schritt schieben die hinteren Innsbrucker weiter nach vorne und erhöhen so den Druck. Insbesondere das Herausrücken von Darko Jevtic (schwarz) ist in dieser Szene wichtig. Der Schweizer übernimmt Gründlers Gegenspieler, sodass dieser auf den Ballführenden gehen kann. Von den Anspielstationen für Sereinig, die mehr oder weniger allesamt zugestellt sind, scheint Manuel Wallner (rot) noch die annehmbarste zu sein, da sich Alexander Hauser (blau) zunächst ebenfalls nach hinten orientierte. Allerdings handelt es sich um eine Pressingfalle, denn Hauser rückt schon vor dem Pass auf den Innenverteidiger.

Wallner gerät nun in eine arge Drucksituation, in der er – wie viele Spieler der österreichischen Bundesliga – die falsche Entscheidung trifft. Er nimmt den Ball an und will einen Rückpass zum Torhüter spielen. Wie man im obigen Bild erkennt man, dass Hauser und Gründler diesen Pass antizipieren und der Tiroler Stürmer anschließend einnetzen kann.

Aus Sicht der Wiener Neustädter wäre es besser gewesen in die Mitte zu spielen. Sereinig geht nach dem Zuspiel nämlich in das dortige Loch. Zwar ist anzunehmen, dass es sich hierbei um eine weitere Pressingfalle der Tiroler handelt, allerdings hätte Sereinig auch ein offenes Sichtfeld und zwei mögliche Anspielstationen.

SV Scholz Grödig – SK Rapid Wien 1:0, Tomi Correa (14. Minute)

Auch der SV Scholz Grödig zeigte am vergangenen Wochenende eine überaus gute Leistung, überzeugte vor allem mit einem guten Defensivspiel. Über das Pressing und Gegenpressing spielten sie sich die Salzburger gegen den SK Rapid Wien zahlreiche gute Chancen heraus. Allerdings reichte es letztendlich nur zu einem 2:2.

Thomas Salamon und Thomas Zündel (blau) schalten zunächst gut um und überladen die Seite von Christopher Trimmel (grün), woraufhin Grödig hinter den Rapid-Rechtsverteidiger kommt und die Grün-Weißen nur mehr in einer Dreierkette dastehen. Dies ist aber kein Problem, da Grödig nur einen Spieler vor dem Ball hat. Vielmehr zu kritisieren ist die Aufteilung der Doppelsechs. Thanos Petsos (weiß) und Brian Behrendt (rot) stehen vertikal auf einer Linie anstatt gestaffelt nebeneinander. Deshalb klafft auf der Zentralachse ein großes Loch.

Aufgrund des schlechten Querpasses von Salamon bekommt Rapid allerdings die Chance, den Angriff der Grödiger abzufangen und dem Loch im Zentrum die Wirkung zu nehmen. Allerdings macht Harald Pichler einen großen Fehler, denn er spielt sogar noch in diesen freien Raum. Dabei sieht man im obigen Bild das ein kurzer Pass auf gleich drei Mitspieler möglich wäre.

Hier sieht man die Auswirkung des Fehlpasses. Rapid steht mit sieben Feldspielern auf der rechten Seite, während die linke fest in Grödiger Hand ist. Das nutzen die Grödiger schließlich gut aus und Tomi netzt nach Hereingabe von Philipp Huspek ein.

SV Scholz Grödig – SK Rapid Wien 2:0, Philipp Zulechner (66. Minute)

Beim ersten Tor nutzte der SV Grödig die Fehler des SK Rapid gnadenlos aus, allerdings ohne diese aktiv zu erzwingen. Anders sah dies beim 2:0 durch Philipp Zulechner aus, bei dem die Gastgeber großen Druck aufs gegnerische Aufbauspiel ausübten.

Rapids Torhüter bringt den Ball mit einem kurzen Abwurf schnell ins Spiel, woraufhin die Grödiger umgehend hoch pressen. Im obigen Bild erkennt man, dass für den Ballführenden alle Anspielstationen zu gestellt sind. Unter diesen Umständen löst er dieses Problem sehr gut und befreit sich mit einem Dribbling von seinem Gegenspieler. Doch Grödig hält auch danach den Druck sehr hoch.

Hier sieht man, dass Zulechner (gelb) sofort nachrückt, nachdem sein Teamkollege ausgespielt wurde. Dadurch blockiert er zwar den direkten Pass auf die ballferne Seite, wo zwei Wiener in Überzahl stehen würden, allerdings wird auch Pichler (schwarz) frei. Die anderen Grödiger erkennen die Situation aber sehr gut. So rückt Mario Leitgeb (weiß) von hinten nach um im Falle eines Zuspiels in die Mitte sofort dort zu sein. Den entscheidenden Impuls für die Balleroberung setzt aber der lange Sprint von Tomi (blau). Aufseiten von Rapid trägt wieder Pichler große Schuld am Gegentor. Der Abwehrspieler leistet sich einen Fehler bei der Ballannahme anstatt mit dem ersten Kontakt gleich nach rechts zu verlagern.

Admira Wacker Mödling – Red Bull Salzburg 1:0, Rene Schicker (54. Minute)

Zum Abschluss dieser Toranalyse wollen wir noch einen Blick in die Südstadt werfen, wo ausgerechnet Admira Wacker den Erfolgslauf von Red Bull Salzburg stoppte. Der Tabellenletzte gewann gegen die 33 Spiele ungeschlagenen Mozartstädter mit 3:1, wobei die ersten beiden Tore der Maria Enzersdorfer nach ruhenden Bällen fielen. Das erste sei nun näher beleuchtet.

Hier sieht man die Ausgangsposition vor dem Freistoß von Daniel Toth. Die Salzburger stehen weitestgehend im Raum, haben nur auf die kopfballstarken Christoph Schößwendter (blau), Richard Windbichler (weiß) und Stefan Schwab (schwarz) Manndeckungen. Rene Schicker (gelb) steht ohne direkte Bewachung am Sechzehner. Der Vorteil dieser Deckungsvariante von Salzburg ist es, dass sie im Allgemeinen besseren Zugriff auf Flanken haben und durch die Manndeckungen dennoch die Gefahr von Kopfballgegentoren eindämmen.

Allerdings zeigt sich in dieser Szene auch der Nachteil der raumorientieren Deckung. Zwar kann man dem Laufweg des zugeordneten Spielers leichter folgen und läuft nicht Gefahr durch Kreuzen aus dem Spiel genommen zu werden, allerdings ist es schwer als erster am Ball zu sein. Der Gegner kennt den Spielzug, weiß wohin der Ball gespielt wird. Zudem ist es hier fraglich, ob Schicker überhaupt einem Salzburger zugewiesen ist. Franz Schiemer (rot) reagiert nämlich nicht auf den Lauf des Admiraners sondern konzentriert sich auf den Ball und rückt dementsprechend mit dem gesamten Block nach hinten, anstatt schon früher nach vorne zu gehen.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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