In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 16. Runde der tipp3-Bundesliga | Okotie, Boyd, Mane

In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 15. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Rubin Okotie (Sturm Graz), Terrence Boyd (Rapid Wien) und Sadio Mane (Red Bull Salzburg) unter die Lupe.

SK Sturm Graz – SV Ried 1:0, Rubin Okotie (13. Minute)

Das bewegliche System gab beim 3:1-Sieg des SK Sturm Graz gegen die SV Ried den Ausschlag zugunsten der Steirer. In unserer Spielanalyse wurde bereits ausführlich auf das 2:0 eingegangen, im Rahmen der dieswöchigen Toranalyse wird nun auch das 1:0 durch Rubin Okotie untersucht.

Der Ausgangspunkt des sechsten Saisontors von Okotie: ein Abstoß von Johannes Focher. Die Grazer verschoben sich geschlossen auf die rechte Seite, wo sie im Zielgebiet des Balls gegenüber Ried die lokale Überzahl haben (grün). Diese wird dadurch erhöht, dass sich auch Okotie (gelb) mit Tempo zurückfallen lässt und zum Kopfball hochsteigt.

Zwar kann er das Luftduell nicht gewinnen, da die Dreierkette der Innviertler (schwarz) nicht mit ihm aufrückt, klafft aber ein großes Loch im Zentrum (grün), aufgrund dessen Manuel Weber (blau) den zweiten Ball in Ruhe annehmen und verarbeiten kann. Mit einer Seitenverlagerung, die dank der Fehlstellung der Abwehr ermöglicht wird, leitet der Sturm-Kapitän den Ball schnell in eine weitere Rieder Problemzone weiter – die rechte Außenbahn, wo sich Florian Kainz (grün) im großen Zwischenraum positioniert.

Zwar kommt Clemens Walch schnell hinter den Ball und rückt Gernot Trauner energisch raus, allerdings kann Kainz mit einem anspruchsvollen Dribbling den Ball behaupten und den Ball auf den durchstarteten Christian Klem spielen, der aufgrund des Ballfokus von Walch und Trauner im Rieder Rückraum viel Platz vorfindet. In der Mitte sieht man, dass Okotie weiterhin nicht in unmittelbarer Strafraum- bzw. Ballnähe ist und dadurch nicht seinem „natürlichen Gegenspieler“ zugeordnet ist, sondern eigentlich Anel Hadzic den Stürmer übernehmen müsste. Allerdings befindet sich der Grazer im Rücken des Rieders, was eine Deckung erschwert.

Mit einem Sprint an Hadzic vorbei kommt Okotie in den Rücken der Abwehr, die sich mehr am Ball orientiert als an ihm und dadurch den Rückpass nicht abfangen kann. Der Rest ist Formsache.

SV Mattersburg – SK Rapid Wien 0:3, Terrence Boyd (38. Minute)

Dass der SK Rapid Wien derzeit eine schwere Phase durchläuft ist augenscheinlich, gegen die ebenfalls in einem Tief befindlichen Mattersburger gewannen die Hütteldorfer auswärts jedoch 3:0. Dank zweier Freistoßtore von Deni Alar führte man schon nach einer halben Stunde 2:0, beim dritten Treffer nutzte man die gestreckte Formation des SVM.

Der Ursprung dieses Tors liegt in einem Abschlag von SVM-Keeper Thomas Borenitsch, der von Harald Pichler abgefangen und retourniert werden konnte. Während die Mattersburger Offensivkräfte, wie im obigen Bild ersichtlich ist, sofort in Ballnähe sind, rückt die Hintermannschaft zu langsam auf. Durch diese Diskrepanz in der Kompaktheit hat Rapid massig Platz zwischen den Mattersburger Sektionen, was sich darin niederschlägt, dass gleich vier Weiße – unter anderem Dominik Wydra (rot) – im Mittelfeld ohne direkten Gegenspieler sind.

Hier sieht man die tiefe Stellung der restlichen Burgenländer, die den rollenden Angriff nur noch schwer bremsen können. Adnan Mravac muss auf den zentralen Guido Burgstaller achten (grün), Lukas Rath auf Christopher Trimmel (weiß), wodurch der Abstand zwischen den beiden Mattersburgern vergrößert wird. Auf Wydra kann, aufgrund der Formationsstreckung zuvor, kein Druck ausgeübt werden, woraufhin dieser einen gut getimten Steilpass durch die geöffnete Schnittstelle spielen kann. Am oberen Bildrand sieht man Torschütze Terrence Boyd, der in weiterer Folge dadurch zum Abschluss kommt, weil ihn Patrick Farkas (schwarz) an Nedeljko Malic (blau) übergeben wollte. Dies verlief jedoch nicht reibungslos, wodurch der Bosnier bei Trimmels Hereingabe zu spät kam.

FC Red Bull Salzburg – FC Wacker Innsbruck 1:0, Sadio Mane (18. Minute)

Wie schon letzte Woche glänzte Red Bull Salzburg bei seinem Pflichtsieg nicht, gewann aber dennoch recht komfortabel mit 2:0. Erneut war es ein Tor nach einer Standardsituation, das die Bullen dazu veranlasste im Energiesparmodus die drei Punkte einzufahren. Erzielt wurde es von Neuzugang Sadio Mane.

Die Struktur sah dabei gleich wie in Wiener Neustadt aus: man versuchte mit mehr Leuten ins Zielgebiet des Balls kommen als der Konkurrent und überlief dort einen Gegenspieler mit zwei eigenen. Eine entscheidende Rolle kam dabei wieder Franz Schiemer, dem letztwöchigen Torschützen, zu. Der ÖFB-Teamspieler drängt Innsbrucks Martin Svejnoha zurück (rot), wodurch dieser die Abseitsstellung von Mane (gelb) aufhebt. Der Senegalese wird zudem von seinem Gegenspieler Christopher Wernitznig (blau) nur halbherzig beachtet. In der Mitte sieht man außerdem den Zweikampf zwischen Jonathan Soriano (grün) und Thomas Bergmann (schwarz).

Bergmann orientiert sich in die Mitte, verschätzt sich dabei jedoch und unterläuft die Flanke. Soriano hingegen bedrängt gemeinsam mit Schiemer den überforderten Svejnoha. Die Flanke kommt durch und Mane kann aufgrund der erwähnten fehlerhaften Deckung von Wernitznig freistehend einnetzen.

Bildquelle: http://www.laola1.tv/

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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