Toranalyse zur 17. Runde der tipico Bundesliga 2014/2015 | Schütz, Djuricin, Wernitznig, Soriano
Bundesliga 6.Dezember.2014 Alexander Semeliker 0
In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 17. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Daniel Schütz (SV Grödig), Marco Djuricin (Sturm Graz), Christopher Wernitznig (WAC) und Jonathan Soriano (Red Bull Salzburg) unter die Lupe.
SCR Altach – SV Scholz Grödig 0:1, Daniel Schütz (6. Minute)
Im Duell der letzten beiden Aufsteiger setzte sich der SCR Altach gegen den SV Grödig mit 3:1 durch. In der Anfangsphase spielten die Salzburger die Vorarlberger jedoch regelrecht an die Wand und hatten einige gute Chancen, aus denen sie aber nur ein Tor erzielten. Eben jenes von Daniel Schütz wollen wir uns im Rahmen dieser Toranalyse ansehen.
Die Abläufe bei diesem Treffer waren ein Paradebeispiel für die Spielweise des SV Grödig. Im zweiten Drittel hat die Baur-Elf den Ball erobert und spielt dann mit dem ersten Pass sofort in die Tiefe nach vorne. Dort haben die Grödiger mit Yordy Reyna (blau) einen perfekten Spieler für ihre Spielweise. Der Peruaner ist enorm antrittsstark und auf engem Raum technisch stark. Reyna weicht wie gewohnt zur Seite aus und kommt entgegen. Dadurch zieht er den linken Altach-Innenverteidiger, Jan Zwischenbrugger (weiß), nach vorne.
Dieser kommt jedoch zu spät und Reyna kann den Ball zu seinem Mitspieler spitzeln und geht dann in die Tiefe, wodurch er Cesar Ortiz (rot) bindet und von der Zentralachse wegzieht. In den dadurch geöffneten Raum sprintet Daniel Schütz (gelb). Es entsteht mehr oder weniger eine zwei-gegen-eins-Situation, die die Grödiger ohne Probleme ausspielen.
Admira Wacker Mödling – SK Sturm Graz 0:1, Marco Djuricin (25. Minute)
Admira Wacker Mödling befindet sich weiterhin im Tief. In der 17. Runde waren die Niederösterreicher dem SK Sturm Graz in allen Belangen unterlegen und verloren 0:2. Ab der 14. Minute mussten sie zu zehnt spielen, was sich unter anderem beim ersten Gegentreffer auswirkte.
Die Admira steht zunächst in einer 4-3-1-1-Pressingordnung. Aufgrund des fehlenden Spielers fehlt ihnen jedoch der Druck auf den Ballführenden. Erschwerend hinzu kommt das schlechte Verhalten von Thomas Ebner (rot), der hier so steht, dass sein Team weder Zugriff auf den Ball bekommt, noch er den Passweg durch die Linien zustellt. Die Spieler von Sturm nutzen dies mit guten Positionierungen in den Grauzonen der Zuordnungsbereichen aus.
Rechtsverteidiger Martin Ehrenreich (grün) bleibt breit, während Thorsten Schick (blau) in den Halbraum eingerückt ist. Der Linksverteidiger der Admira orientiert sich an Ehrenreich – ebenso Marvin Egho (weiß), der deshalb den von Ebner offen gelassenen Passweg nicht schließen kann. Ein weiteres Problem aus Sicht der Admira ist, dass sich beide Innenverteidiger vom Zurückfallen von Marco Djuricin (gelb) aus dem Abwehrzentrum herausziehen lassen. So kann dieser in der Folge seine Geschwindigkeitsvorteile nutzen, nach dem Steilpass von Schick den Tormann umkurven und einnetzen.
FC Red Bull Salzburg – Wolfsberger 0:1, Christopher Wernitznig (28. Minute)
Im Sonntagsspiel holte der Wolfsberger AC bei Red Bull Salzburg einen Punkt, was aufgrund der letzten Entwicklung durchaus überraschend kam. Die Kärntner erlebten nach dem sensationellen Saisonstart nämlich einen Rückschlag mit nur einem Punkt aus fünf Spielen. Ein wichtiger Spieler im Spiel gegen den Bullen war Roland Putsche, der das zweite Tor seines Teams selbst erzielte und das erste vorlegte. Genau dieses sehen wir uns nun genauer an.
Ausgangspunkt für dieses Tor ist ein Abschlag des WAC-Tormanns. Die Salzburger schieben, wie man in diesem Bild sehr gut sehen kann, gewohnt stark auf den aktiven Flügel. Damit könnten sie bei einer Ablage auf Michael Berger (schwarz), der wohl vorrücken würde, sofort hohen Druck erzeugen. Der angespielte WAC-Akteur köpft jedoch entgegen der von den Salzburgern antizipierten Spielrichtung und hebelt damit deren Pressing aus. Entscheidend dafür, dass dies so „einfach“ geht, sind vier Spieler.
Einerseits verschiebt Stefan Ilsanker (rot) relativ weit aus dem Sechserraum heraus. Angesichts der generellen Spielweise bzw. der Tatsache, dass Red Bull häufig horizontal kompakt stehen will, kein Fehler. Dass er dabei die Zentralachse öffnet, ist ein einkalkuliertes Risiko. Vielmehr müsste der Raum in seinem Rücken von Mitspielern geschlossen werden, wenngleich Ilsankers Bewegung etwas unkoordiniert wirkt. Andre Ramalho (weiß) lässt sich diagonal hinter seinen Innenverteidigerkollegen fall um einem (unwahrscheinlichen) langen Pass vorzubeugen. Deshalb kommt er gegen Putsche (blau), der gut antizipiert, zu spät. Andererseits ist das fehlende Rückwärtspressing von Christoph Leitgeb (grün) zu kritisieren, der die Zentralachse ebenfalls hätte sichern können.
FC Red Bull Salzburg – Wolfsberger AC, Jonathan Soriano (91. Minute)
Ein wichtiger Faktor dafür, dass der WAC die Salzburger lange in Schach halten konnte, war, dass sie das Tempo in den gegnerischen Angriffen entschärfen konnten. Die Kühbauer-Elf ließ kaum Überladungen in einem Halb- oder im Zwischenraum zu. Je länger das Spiel dauerte umso langsamer verschoben die Lavanttaler allerdings und so konnte Red Bull Salzburg letztlich vor beiden Elfmetern auf die Abwehr zulaufen.
Die Viererkette des WAC steht hier zwar horizontal sehr eng, allerdings zu tief bzw. rückt nach einem temporären Befreiungsschlag nicht mit dem Mittelfeld nach vorne. Salzburg spielt mit dem ersten Kontakt im Gegenpressing den Ball hoch in den Zwischenlinienraum, wo sie gleich drei Spieler haben. Alan (blau) köpft zu Jonathan Soriano (gelb), der nur einen Spieler im Rücken hat, diesen aber problemlos in Schach halten kann. Unterstützend hinzu kommt die ausweichende Bewegung von Ilsanker (weiß), der Dario Baldauf (rot) nach außen zieht. So bekommen die beiden Stürmer die Möglichkeit zum Doppelpass. Soriano dringt in den Strafraum ein und der Rest ist Geschichte.
Alexander Semeliker, abseits.at
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