In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 19. Runde der tipico Bundesliga 2014/2015 | Kvasina, Beric, Sabitzer

_Marcel Sabitzer - Red Bull SalzburgIn dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 19. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Marko Kvasina (Austria Wien), Robert Beric (Rapid Wien) und Marcel Sabitzer (Red Bull Salzburg) unter die Lupe.

FK Austria Wien – SV Scholz Grödig 1:0, Marko Kvasina (77. Minute)

Die Wiener Austria feierte in der 19. Runde gegen den SV Grödig einen verdienten 1:0-Sieg. Die Veilchen dominierten die Partie, überwanden den gegnerischen Keeper aber nur infolge eines Einwurfs, bei dem sich die Grödiger zudem äußerst passiv verhielten.

Hier sieht man, dass Grödig mit acht Feldspielern eine klare Überzahl gegenüber den vier Austrianern haben. Sowohl in Ballnähe, als auch im Strafraum haben die Salzburger zwei Spieler mehr. Sie stehen aber viel zu weit weg von den Gegnern, sodass Marco Meilinger (blau) nach guter Ballmitnahme flanken, und Marko Kvasina (gelb) am langen Pfosten ungestört einnetzen kann. Der 17-Jährige ist damit der jüngste Bundesligatorschütze der violetten Geschichte.

FC Red Bull Salzburg – SK Rapid Wien 0:1, Robert Beric (80. Minute)

Das letzte Spiel der Herbstsaison zwischen Red Bull Salzburg und dem SK Rapid Wien hatte es nochmal in sich. Die Bullen spielten den Großteil der Partie in Unterzahl, gerieten in der 80. Minute in Rückstand, schafften anschließend noch den Ausgleich, nur um sich in der Nachspielzeit doch geschlagen geben zu müssen. Zwei der drei Tore wollen wir uns genauer ansehen; zunächst das 1:0 durch Robert Beric.

Nach dem Ausschluss von Andre Ramalho wurde Stefan Ilsanker (weiß) in die Innenverteidigung zurückgezogen und zeigte dort eine starke Leistung. Insbesondere seine hervorragenden Herausrückbewegungen waren dafür verantwortlich, dass die Salzburger lange stabil standen. Selbst bei diesem Gegentor konnte man das perfekte Timing des ÖFB-Teamspielers erkennen. Hier setzt sich ein Mittelfeldspieler Rapid im Dribbling durch, Ilsanker erkennt dies und rückt sofort nach vorne. Interessant ist dabei der Zeitpunkt: er tut dies nämlich in dem Moment, als sich der Rapid-Spieler den Ball am Gegenspieler vorbeilegt. So kann Ilsanker den Ballführenden bereits beim ersten Ballkontakt unter großen Druck setzen.

Der Rapid-Spieler muss mit dem ersten Ballkontakt einen Pass spielen, in diesem Fall tut er das auf Florian Kaniz (blau). Auch wenn das auf den ersten Blick die logische und intuitive Variante ist, so erkennt man bei näherem Hinsehen, dass dem Ballführenden diese Richtung von Ilsanker quasi aufgezwungen wird. Ilsanker öffnet seinen Körper nämlich zur Seite und verbreitet damit seinen Deckungsschatten. Einen Pass auf Beric (gelb) würde er daher wohl problemlos blocken.

Auch die Bewegung des Slowenen in dieser Szene ist überaus interessant. Er reagiert zunächst sehr gut auf das Herausrücken von Ilsanker und visiert den dadurch geöffneten Raum hinter diesem an. Dadurch bindet er nämlich Salzburgs Rechtsverteidiger Christian Schwegler (schwarz) und verschafft seinen Teamkollegen auf der linken Seite Platz. Dieser wird allerdings nicht genutzt, wie man im nächsten Bild sieht.

Thomas Schrammel (grün) hinterläuft hier und wäre aufgrund des Attackierens von Schwegler komplett frei. Kainz entschließt sich jedoch zu einem überhasteten Pass in die Spitze auf Beric, der sich an und für sich wieder richtig orientiert, aber erneut vom überragenden Stellungsspiel von Ilsanker aus dem Spiel genommen wird. Dass es letztlich trotzdem im Salzburger Tor ist auf individuelle Komponenten zurückzuführen: ein technischer Fehler von Christoph Leitgeb und die Handlungsschnelligkeit bzw. Abschlussstärke von Beric.

FC Red Bull Salzburg – SK Rapid Wien 1:1, Marcel Sabitzer (. Minute)

Auch das 1:1 durch EX-Rapidler Marcel Sabitzer wollen wir uns genauer ansehen, weil es ebenfalls zeigt, dass die Salzburger aufgrund ihres guten gruppentaktischen Verhaltens selbst in Unterzahl schwer zu bespielen sind. Ausgangspunkt ist ein Einwurf von links auf Höhe der Mittellinie.

Auch in Unterzahl agieren die Salzburger mit einem enorm hohen Ballfokus, wie man in diesem Bild sehen kann. Beide Stürmer stehen eng aneinander, Kevin Kampl (blau) ist vom linken Flügel weit eingerückt. Aufgrund der Unterzahl können die Bullen hier jedoch nicht den ballfernen besetzen. Üblicherweise tut dies der Außenverteidiger, Peter Ankeresen (grün) muss in dieser Szene jedoch dafür sorgen, dass sein Team in der letzten Linie eine Überzahl hat und so bei einem etwaigen Ballgewinn stabil gegen Konter ist.

Die Salzburger bleiben nach dem Einwurf in Ballbesitz und spielen wie gewohnt sofort in die Tiefe. Wie beim oben analysierten Tor verhält sich der Defensive, hier jene von Rapid, durchaus gut. Naby Keita (schwarz) bietet sich als Zwischenstation an um in der nächsten Phase auf den überlaufenden Ankersen in die Breite spielen zu können. Diesen Pass könnte Rapid aber durch den einrückenden Außenverteidiger und rückwärtspressenden Sechser verhindern. Das sonst eher wackelige Verhalten der Innenverteidiger wird in dieser Szene zudem nicht bestraft, sondern stellt sich als richtig heraus.

Sie attackieren Kampl nicht, sondern orientieren sich absichernd nach hinten. So hätte der Slowene eigentlich Zeit, sich zu drehen und mit dem Ball selbst in Richtung Tor zu gehen. Er versucht aber direkt einen Pass auf Sabitzer (gelb), der gegen Mario Pavelic (rot) die Innenbahn gewinnt. Da Mario Sonnleitner (weiß) nach hinten weicht, steht er aber genau in diesem Passweg. Wie beim ersten Tor ist es dann letztlich wieder eine technische Unsauberkeit, die den eigentlich schon verhinderten Torschuss möglich machte.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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