In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 19. Runde der tipp3-Bundesliga | Schicker, Zulechner

Philipp Zulechner - SV GrödigIn dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 19. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Rene Schicker (Admira Wacker) und Philipp Zulechner (SV Grödig) unter die Lupe.

 

 

FK Austria Wien – Admira Wacker Mödling 1:2, Rene Schicker (42. Minute)

Die Wiener Austria kommt unter Nenad Bjelica nicht wirklich in die Gänge. Den Veilchen gelingt es kaum zwei oder mehr Pflichtspiele am Stück zu gewinnen. So setzte es auch nach dem 2:0-Erfolg gegen Sturm Graz am letzten Dienstag einen Punktverlust. Im Heimspiel gegen Admira Wacker Mödling holten man trotz 2:0-Führung nur ein Unentschieden. Bjelica machte in der Pressekonferenz nach dem Spiel vor allem die harte rote Karte gegen Thomas Murg dafür verantwortlich. Sieht man sich die beiden Gegentore an, erkennt man allerdings auch Mängel in der Gruppentaktik der Violetten.

Der Anschlusstreffer der Admira geht auf einen simplen Diagonalpass zurück, in dessen Folge die Admira den zweiten Ball gewinnt. Im obigen Bild erkennt man zwei große Fehler aufseiten der zu diesem Zeitpunkt noch vollständigen Gastgeber. Erstens wäre ein Seitenwechsel für die Niederösterreicher nicht zwingend notwendig gewesen, da Daniel Royer (schwarz) zu weit vom aufgerückten Linksverteidiger wegsteht und dieser die Außenbahn entlang marschieren könnte, da Rene Schicker (gelb) Austrias Rechtsverteidiger Fabian Koch (weiß) bindet.

Das zweite, größere Problem betrifft das Zentrum, wo die Veilchen Staffelungsprobleme haben. James Holland (grün) ist auf den Ballführenden rausgerückt um diesen zu attackieren. Dahinter schiebt der zweite Sechser richtigerweise nach und gibt dem Australier Rückendeckung. Dadurch ergibt sich aber naturgemäß im halblinken Zentrum Raum für einen Admira-Spieler. Die Austria hätte hier zwei Möglichkeiten. Zum einen könnte der ballferne Flügelspieler einrücken, zum anderen könnte Roman Kienast (rot) von der Zehnerposition zurückgehen. Da sich ein Wechselpass anbahnt und die Admira auf der rechten Seite zu zweit steht, scheint letztere Variante sinnvoller.

Kienast geht, wie man in diesem Bild sieht, auch nach hinten, allerdings zu langsam. Auch wenn es in diesem Fall nicht der obige freie Spieler ist, der den zweiten Ball erobert, so hätte Kienast dennoch einen größeren Handlungsspielraum gehabt und Wilfried Domoraud (blau) zusätzlich unter Druck setzen können. Dieser bewegt sich klug von seinem Bewacher weg und nutzt die Tatsache aus, dass Florian Mader nicht entschlossen nach hinten läuft und den Raum entsprechend schließt.

Da nun weder Kienast noch Mader auf Domoraud gegangen sind, muss dies der rechte Innenverteidiger der Austria machen. Das bringt aber Schicker in eine sehr gute Position, da dieser gegen Koch die Innenbahn besetzt und daher seinen Körper zwischen Ball und Gegner bringen kann. Mit einer entschlossenen Zweikampfführung geht der Admira-Angreifer am Austrianer vorbei und spitzelt den Ball ins Tor.

FK Austria Wien – Admira Wacker Mödling 2:2, Rene Schicker (75. Minute)

Beim 2:2 sah man ähnliche Abläufe. Bei der Austria gab es erneut Staffelungsprobleme bei einem Diagonalpass von den Gästen. Zudem setzte sich Schicker erneut mit einem Sprint aus der Tiefe ins Szene, indem er sich ballnäher als Koch, der wieder gegen zwei Spieler stand, positionierte.

Hier sieht man am oberen Bildrand zunächst, dass Koch (weiß) zwischen Schicker (gelb) und dem aufrückenden Admira-Linksverteidiger ist. Zudem steht die Viererkette der Austria in vertikaler Richtung sehr gestreckt. Markus Suttner (rot) steht hoch, Manuel Ortlechner (schwarz) tief. Der Grund für diese vorsichtige Position des FAK-Kapitäns dürfte die Antrittsstärke von Issiaka Ouedraogo (blau) sein. Der Admira-Stürmer ist schneller als der 33-jährige Innenverteidiger, weswegen dieser dem langen Ball mit seinem Stellungsspiel die Wirkung nehmen möchte – etwas, das man bereits in der Champions League gegen Porto sah.

Aus individueller Sicht spricht zunächst nichts gegen dieses Vorgehen, allerdings wäre es unter den gegebenen Umständen vermutlich besser gewesen, wenn Ortlechner mutiger gewesen wäre und etwas höher stehen würde. Die Austria ist zu diesem Zeitpunkt nur mehr zu zehnt, weswegen ein kompakte Formation enorm wichtig wäre. Ouedraogo wäre dann entweder im Abseits gestanden oder näher bei Suttner gewesen, sodass dieser schneller bei ihm gewesen wäre. So hat es den Anschein, als würde sich weder er noch Ortlechner für Ouedraogo zuständig fühlen und der Admira-Stürmer kann obwohl er sich zwei Gegenspielern gegenübersieht frei flanken.

SV Scholz Grödig – SV Josko Ried 3:0, Philipp Zulechner (94. Minute)

Zum Abschluss dieser Toranalyse wollen wir noch einen Blick auf den aktuellen Topscorer der tipp3-Bundesliga werfen. Philipp Zulechner traf beim 3:0-Sieg des SV Grödig gegen die SV Ried zweimal und hält aktuell bei 15 Saisontoren.

Die Rieder stehen in dieser Situation sehr hoch und riskant. Das ist angesichts der Tatsache, dass sich das Spiel bereits in der Nachspielzeit befindet und man 0:2 zurückliegt, nachvollziehbar. Allerdings nehmen nicht alle Spieler das gleiche Maß an Risiko. Im Angriff positionieren sich vier Spieler nahezu auf einer Linie, während der letzte bzw. tiefste Feldspieler in diesem Bild gar nicht zu sehen ist.

Dadurch ist ein erfolgsversprechendes Gegenpressing nicht zu bewerkstelligen. Das Spiel nimmt nach dem Grödiger Ballgewinn enorm schnell Tempo auf und die sieben Ried-Spieler vor dem Ball haben keine Möglichkeit, wieder ins Spiel einzugreifen. Zwei Grödiger überladen anschließend die rechte Seite und so bekommt Zulechner (gelb) genügend Raum um abzuschließen.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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