Toranalyse zur 2. Runde der tipico Bundesliga 2014/2015 | Alar, Sabitzer, Tomi, Reyna
Bundesliga 28.Juli.2014 Alexander Semeliker 0
In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 2. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Deni Alar (Rapid Wien), Marcel Sabitzer (Red Bull Salzburg), Tomi und Yordy Reyna (beide SV Grödig) unter die Lupe.
SK Rapid Wien – SV Josko Ried 1:0, Deni Alar (66. Minute)
Im ersten Saisonspiel im Ernst Happel Stadion, das die nächsten zwei Jahre als Heimstätte dienen wird, konnte der SK Rapid Wien einen 1:0-Sieg gegen die SV Ried einfahren. Das Siegtor erzielte Deni Alar in der 66. Minute. Der 24-Jährige spielte dabei aber nur eine untergeordnete Rolle. Entscheidender waren vielmehr die schlechte Staffelung der Gäste und die kombinativen Fähigkeiten von Neuzugang Robert Beric.
Ausgangspunkt ist ein schnell ausgeführter Einwurf Rapids, in dessen Anschluss sich die obige Konstellation ergibt. Ried hat an der Strafraumgrenze zwar eine vier-zu-eins-Überzahl, dafür aber keinen Zugriff auf den Ball, da man dort in Unterzahl steht. Gernot Trauner (rot) sicherte zunächst im Abwehrzentrum ab, da die nominellen Innenverteidiger vorne waren, und rückt zu spät auf Steffen Hofmann (blau) heraus. Die Situation hätte dies allerdings schon früher zugelassen. So zieht sich diese Verzögerung durch die ganze Szene durch und Ried kommt zu keinem Zeitpunkt in einen Zweikampf. Die Rieder müssen dem Ball in weiter Folge sogar noch stärker nachlaufen, da erneut zu spät auf einen zurückfallenden Rapid-Spieler nachgerückt wird.
Hier kann sich Hofmann wegen der fehlenden Rückendeckung aufseiten Rieds drehen. Trauner geht, wie man gut erkennen kann, erst jetzt auf den Rapid-Kapitän. Dahinter löst sich Beric (weiß) von Harald Pichler (grün), was insofern wichtig ist, als Ried durch die sich auftuende Überzahl nochmal Zugriff hätte bekommen können. So können sich die Hütteldorfer über den Slowenen lösen und den großen Freiraum auf der ballfernen Seite bespielen. Hinter Alar (gelb) stößt nämlich noch der Rechtsverteidiger nach und so können die beiden problemlos Ried-Linksverteidiger Oliver Kragl (schwarz) umspielen.
SC Wiener Neustadt – FC Red Bull Salzburg 0:1, Marcel Sabitzer (15. Minute)
Die Duelle zwischen Wiener Neustadt und Red Bull Salzburg waren in der Vergangenheit stets eine klare Angelegenheit für die Mozartstädter. Auch am vergangenen Wochenende ließ der Meister gegen die Niederösterreicher nichts anbrennen und setzte sich klar mit 5:0 durch. Dabei konnte Neuzugang Marcel Sabitzer sein erstes Saisontor erzielen. Dieses sehen wir uns nun genauer an.
Was den Wiener Neustädtern in den Spielen gegen die Salzburger immer wieder zum Verhängnis wird ist ihre schlechte Abstimmung im Spiel gegen den Ball. Während man in Ballnähe mutig den Zugriff sucht, steht die Abwehrlinie meist tief, wodurch die Rückendeckung fehlt. Diese ist deshalb wichtig um den Druck auf den Gegner aufrechterhalten zu können, sollte sich dieser von der ersten Pressingwelle lösen können.
Im obigen Bild erkennt man diese Diskrepanz. Die Mittelfeldspieler attackierten in Überzahl den Ballführenden, der allerdings nur einen simplen und nicht perfekt platzierten Lupfer spielen muss um sich zu befreien. Zwischen den Linien fehlt Wiener Neustadt dann aber der Zugriff. Salzburg kann den Ball problemlos kontrollieren und anschließend mit Tempo in die Tiefe spielen. In diesem Stadium ist der Angriff gerade für ein individuell unterlegenes Team aus eigener Kraft kaum zu bremsen, noch dazu wenn der Gegner Red Bull Salzburg heißt.
Was man bei diesem Tor aber erneut sieht, ist die positionelle Flexibilität der Salzburger Angreifer. Bereits im Eröffnungsspiel gegen Rapid konnte man erkennen, dass dies unter dem neuen Trainer Adi Hütter noch stärker ausgeprägt ist als in der letzten Saison. Der linke Flügelspieler Sadio Mane (schwarz) ist in den Zehnerraum eingerückt, Stürmer Alan (weiß) besetzt dafür den Flügel. Jonathan Soriano (blau) orientiert sich nicht in die Tiefe, sondern bringt sich ins Kombinationsspiel ein. Für die Tiefe im Spiel sorgt Sabitzer (gelb) mit einem Vertikalsprint, im Anschluss dessen er auch trifft.
SV Scholz Grödig – SK Sturm Graz 1:1, Tomi Correa (81. Minute)
Der SK Sturm Graz bleibt auch nach dem zweiten Saisonspiel ohne Punkt. In Grödig führten die Steirer lange Zeit, mussten aber in den letzten zehn Minuten zwei Tore hinnehmen und unterlagen damit 1:2. Die Entstehung der beiden Gegentore wollen wir uns im Rahmen in dieser Toranalyse kurz ansehen, vor allem weil sie den großen Unterschied in den entscheidenden Szenen gut aufzeigten.
Der Ausgangspunkt für den Ausgleich der Grödiger ist ein simpler langer Ball auf den Stürmer. Die Grazer gewinnen sowohl diesen als auch den zweiten Ball, allerdings setzen die Salzburger sofort nach. Insbesondere die beiden Zentrumsspieler Stefan Nutz (schwarz) und Sandro Djuric (blau) sind hierbei herauszustreichen. Aufgrund dieses sofortigen Anlaufens der beiden unterläuft dem ballführenden Grazer ein Fehlpass, den Djuric aufnimmt und anschließend in die Tiefe auf Tomi (gelb) spielt. Der Spanier zeigt dann seine hohe individuelle Klasse am Ball und schlenzt diesen ins Netz.
SV Scholz Grödig – SK Sturm Graz 2:1, Yordy Reyna (87. Mintue)
Während aufseiten des SV Grödig die Sechser also sofort ins Gegenpressing gegangen sind, war dies bei ihren Grazer Pendants nicht der Fall. Schon in der obigen Szene agierten Anel Hadzic und Daniel Offenbacher äußerst passiv und standen in schwer anspielbaren Positionen. Beim zweiten Gegentreffer zeigten sie auch im defensiven Umschaltspiel Schwächen.
Sturm nahm am Ende viel Risiko. Hier wurde gerade eins Flanke von der rechten Seite in den Grödiger Strafraum geschlagen, die jedoch abgewehrt wurde. Fünf Sturm-Spieler stehen zu diesem Zeitpunkt vor dem Ball (der Rechtsverteidiger ist außerhalb des Bilds), weshalb Grödig potenziell große Räume im Umschaltspiel vorfindet. Nutz (schwarz) und Djuric (blau) haben aber auch deshalb viel Platz um in die Tiefe zu spielen, weil Hadzic (weiß) und Offenbacher (rot) nicht ins Gegenpressing gehen sondern sich nach hinten orientieren. Aufgrund der großen Räume, die sich dort auftun, ist dies allerdings wenig sinnvoll, da sie diese zu zweit unmöglich schnell genug schließen können.
Alexander Semeliker, abseits.at
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Alexander Semeliker
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