In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 2. Runde der tipico Bundesliga 2015/2016 | Oberlin, Vastic

Toni Vastic_abseits.atIn dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 2. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Dimitri Oberlin (Salzburg) und Toni Vastic (Admira) unter die Lupe.

Red Bull Salzburg – SK Rapid Wien 1:2, Dimitri Oberlin (66. Minute)

Der amtierende Meister ist noch nicht in der neuen Saison angekommen. Nachdem Red Bull Salzburg in der ersten Runde beim SV Mattersburg verlor, steht auch nach der zweiten Partie die Null. Im Heimspiel gegen den SK Rapid Wien verloren die Bullen mit 1:2. Alle drei Toren fielen dabei aus Standardsituationen. Rapid traf jeweils nach einem Freistoß und die Salzburger im Anschluss an einen Einwurf.

Hier sieht man, dass beide Mannschaften ihre Ordnung einnehmen konnten, da der Ball aus dem Spiel war. Die Salzburger stehen in ihrer 4-2-2-2-haften Formation mit hohen Außenverteidigern da, während man bei Rapid das 4-2-3-1, wobei der Stürmer an der Mittellinie steht, ebenfalls erkennen kann. Zudem sieht man die Zuordnung bei den Hütteldorfern, die zwar im Raum stehen, aber sofort jeweils einen Gegner attackieren können. Im Abwehrzentrum gibt es die obligatorische Ein-Mann-Überzahl.

Durch die vielen Eins-gegen-Eins-Stellungen kommt den individuellen Zweikämpfen ein wichtiger Stellenwert zu. Gewinnt man einen solchen, so ergibt sich eine Gleichzahlsituation, was im Allgemeinen einen Vorteil für das ballführende Team darstellt. Aus Sicht der verteidigenden Mannschaft ist es daher essentiell, dass jeder Spieler seinen Gegenspieler verfolgt und gegebenenfalls übergibt. Genau das geschieht hier nicht, denn Philipp Schobesberger (rot) lässt Andreas Ulmer (blau) laufen.

Hier sieht man nun die Folge des laschen Verteidigungsverhaltens von Schobesberger. Die wichtige Überzahlstellung im Abwehrzentrum existiert nicht mehr. Dies ist insofern nachteilig, weil die verteidigenden Rapid-Spieler auf die Bewegungen der Salzburger reagieren müssen und diese so immer kurze Zeit freistehen bzw. Gegenspieler wegziehen können. Mario Sonnleitner (weiß) muss hier auf den Ballführenden gehen, wodurch sein nomineller Gegenspieler Valon Berisha (grün) frei wird.

Christopher Dibon (schwarz), der zuvor ohne direkten Gegenspieler war, wird dadurch vor eine schwierige Entscheidung gestellt. Er kann entweder den Querpass in Richtung Fünfmeterraum belauern oder sich zu Berisha orientieren. Dibon entscheidet sich für letzteres und es kommt zum entscheidenden Duell zwischen Rapids Linksverteidiger und Dimitri Oberlin (gelb), das der Schweizer für sich entscheidet.

Admira Wacker Mödling – SV Mattersburg 2:0, Toni Vastic (69. Minute)

Viel Aufmerksamkeit kam am Samstag auch der Begegnung zwischen Admira Wacker Mödling und dem SV Mattersburg zu. Aufseiten der Südstädter stand nämlich Toni Vastic am Feld, während die Gäste aus dem Burgenland von dessen Vater Ivo gecoacht werden. Dass der Sohn dabei das vorentscheidende Tor schoss, gab der Geschichte einen zusätzlichen kitschigen Touch. Wir wollen dieses Tor analytisch aufarbeiten.

Die Mattersburger haben eine Flanke der Niederösterreicher zwar aus dem Strafraum klären können, sie sind aber nicht in der Lage anschließend entscheidenden Druck auszuüben, da sie in einer zu flachen Staffelung stehen. Insbesondere das Fehlen des zentralen Mittelfeldspielers vor der Abwehr ist hier entscheidend. Jano (weiß), der diesen Raum üblicherweise besetzt, hat sich zurückfallen lassen. Alexander Ibser (schwarz) attackiert hier zwar sofort, kann aufgrund seines Laufwegs den Ball aber nicht aus der gefährlichen Zone bringen, sondern treibt ihn sogar selbst dorthin.

Zwar schafft es Mattersburg zwar den Ballführenden zunächst vom Ball zu trennen – kurioserweise gelingt das sogar Jano – sie erhalten aber aufgrund ihrer flachen Staffelung, die man auch in diesem Bild sehr klar sieht, keinen Zugriff. Die Admira kann in Person von Thomas Ebner (blau) einen weiteren Versuch starten. Die Flanke des Rechtsverteidigers schießt Vastic (gelb) dann akrobatisch ins Netz. Die als Abstiegskandidat gehandelte Admira hält damit nach zwei Spielen bereits bei vier Punkten.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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