Toranalyse zur 20. Runde der tipico Bundesliga 2014/2015 | Soriano, Ngwat-Mahop, Berger
Bundesliga 16.Februar.2015 Alexander Semeliker 0
In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 20. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Jonatan Soriano (Red Bull Salzburg), Louis Ngwat-Mahop (Altach) und Michael Berger (WAC) unter die Lupe.
SC Wiener Neustadt – FC Red Bull Salzburg 0:2, Jonatan Soriano (67. Minute)
Titelverteidiger Red Bull Salzburg startete mit einem 2:0-Auswärtssieg gegen Wiener Neustadt ins Frühjahr. Die Bullen hatten dabei vor allem in der ersten Halbzeit Probleme mit den guten Pressingansätzen der Gastgeber. Ein Doppelpack von Jonatan Soriano sorgte schließlich aber für den verdienten Erfolg. Nach dessen Freistoßtor fanden die Mozartstädter immer wieder Freiräume vor, weil sich die Niederösterreicher gruppentaktisch nicht mehr so gut bewegten wie davor. Ein Beispiel dafür war der zweite Treffer.
Ausgangspunkt ist ein Freistoß, der kurz auf Massimo Bruno (blau) abgespielt wird. Eine wichtige Rolle spielt Marco Djuricin (schwarz). Der Stürmer öffnet hier mit einem Bogenlauf nach außen den rechten Halbraum. Auf diese Bewegung müssen die Gastgeber nun reagieren. Der linke Innenverteidiger und er linke Außenverteidiger orientieren sich am Stürmer, haben den Ball aber weiterhin im Auge und könnten einen direkten Pass auf Djuricin verhindern. Deshalb der offene Raum von jemand anderen geschlossen werden muss.
Gleichzeitig rückt Stefan Ilsanker (grün) gut auf und visiert den offensiven Halbraum an, der rechte Sechser der Wiener Neustädter erkennt dies und folgt. Damit ist ein direkter Pass in den freien Raum nicht mehr möglich. Interessant und in der Folge wichtig sind auch die anderen Zuordnungen. Soriano (gelb) besetzt das Angriffszentrum. Die verteidigende Mannschaft ist dort meist bestrebt eine Überzahl zu haben.
Da der linke Innenverteidiger nach außen gezogen wurde, rückt nun der rechte Außenverteidiger zurück. Dadurch wird aber dessen nomineller Gegenspieler, Marcel Sabitzer (weiß), frei. Dementsprechend müsste sich Abd Al Rahman Osman Ali (rot) einrücken, was jedoch nicht passiert. Die Folgen sieht man im nächsten Bild.
Djuricin hat sich, nachdem er außen nicht direkt anspielbar war und die Wiener Neustädter den Halbraum gut geschlossen haben, wieder fallen lassen und den Ball bekommen. Er dribbelt nun horizontal und es entsteht die obige Situation. Osman Ali steht zu weit weg von Sabitzer, sodass ein unkontrollierter Pass in dessen Richtung reicht. Der ÖFB-Teamspieler spielt dann umgehend in die Tiefe auf Bruno, der mit einem Querpass Sorianos Tor vorlegt.
Ebenfalls zu erkennen ist der hohe Ballfokus der Wiener Neustädter – ein in der Vergangenheit oft gesehenes Problem, das sie in der ersten Halbzeit noch meist unter Kontrolle hatten. Erst nachdem sie in Rückstand gerieten fielen sie in dieses Muster wieder zurück, sodass sie trotz der guten ersten 45 Minuten mit zwei Gegentoren letztlich noch glimpflich davonkamen.
SCR Altach – Admira Wacker Mödling 1:0, Louis Ngwat-Mahop (9. Minute)
Auch die Admira konnte im Kampf gegen den Abstieg nicht punkten. Die Niederösterreicher verloren auswärts beim SCR Altach trotz guter Leistung und vielen Chancen mit 2:0. Richtungsweisend war dabei das erste Tor der Altacher, die sich danach passiv verhalten konnten und nach einem simplen Spielzug einen Elfmeter erhielten, den sie zum Endstand verwandelten. Ansonsten nutzten sie den Einwurf als taktisches Mittel durchaus gut und kamen dadurch zu Möglichkeiten. Auch das 1:0 resultierte aus einem solchen.
Hauptverantwortlich auf Altacher Seite in dieser Szene sind Andreas Lienhart (blau), der hier einwirft und den Assist geben wird, und Patrick Salomon (schwarz). Altachs Nummer zehn läuft hier in hohem Tempo von der Strafraumgrenze in den Rücken von Lukas Grozurek (grün), dem ebenfalls eine wichtige Rolle zukommt. Der Winterneuzugang wäre eigentlich dem Einwerfer zugeordnet gewesen, aufgrund von Salamons Lauf wird er aber in eine schnelle Entscheidung gedrängt, die auch auf die Positionen seiner Mitspieler Auswirkungen hat.
Grozurek orientiert sich zu Salamon, will diesen gemeinsam mit seinem Mitspieler pressen, da der Altacher in einer sehr ungünstigen Position ist, und lässt Lienhart laufen. Salomon schafft es aber seinen Mitspieler per „Ferserl“ in Szene zu setzen. Da sich Grozurek nach außen orientierte, müsste der entstehende Raum von anderen Admira-Spielern geschlossen werden – hier Konstantin Kerschbaumer (rot) oder Christoph Schösswendter (weiß). Um eine gefährliche, direkte Hereingabe zu verhindern hätten prinzipiell schon zwei, drei Schritte gereicht. Aufgrund der Geschwindigkeit, mit der die Altacher diese Aktion ausspielen ist dies jedoch nicht rechtzeitig möglich und auch Indiz dafür, dass es sich um eine einstudierte Variante handelte.
Wolfsberger AC – FK Austria Wien 1:0, Michael Berger (7. Minute)
In einem nicht hochklassigen, dafür aber kuriosen ersten Sonntagsspiel des Jahres sicherte sich der Wolfsberger AC im Klagenfurter Ausweichstadion drei Punkte gegen die Wiener Austria. Die Veilchen vergaben dabei zwei Elfmeter und erlitten im Kampf um die Europacupstartplätze einen Rückschlag. Der WAC konnte seine gewohnt gute Konterstrategie aufziehen, weil der erste Angriff gleich zum Erfolg führte. Wir sehen uns das entscheidende Tor genauer an. Etwas überraschend fiel aus dem normalen Aufbauspiel heraus – etwas, mit dem der WAC in der zweiten Hälfte der Herbstsaison große Probleme hatte.
Philipp Zulechner (weiß) ist zunächst im Bogen angelaufen – ein mittlerweile weitverbreitetes Mittel. Der Gegner soll so auf eine Seite geleitet werden und dort von den nachkommenden Spielern gepresst werden. Ein an und für sich guter Plan, vor allem dann, wenn der Gegner über zwei aufbauschwache Innenverteidiger verfügt – wie beispielsweise der WAC.
In dieser Aktion läuft der Pressingversuch der Wiener Austria aber ins Leere. Wie man im obigen Bild sehen kann hat der Ballführende nämlich viel Platz, was er nutzt um mit dem Ball am Fuß nach vorne zu dribbeln. Warum der FAK dies zuließ, wird bei Betrachtung des nächsten Bilds klar.
Der WAC schaffte es, die defensiven Mittelfeldspieler, die den Vorstoß des Innenverteidigers eigentlich verhindern sollten, nach hinten zu ziehen. Manuel Weber (schwarz) ging nach außen und blockiert den Linksverteidiger der Austria, während Christopher Wernitznig (blau) einrückte. Diese einfache Rochade reichte, um bei den Veilchen für genügend Zuordnungsprobleme zu sorgen. Im ersten Bild erkennt man beispielsweise wie sich James Holland (rot) erst versichern muss, dass sein Gegenspieler übernommen wird.
Auch der zweite Sechser kann den Vorstoß nicht verhindern, da er von Roland Putsche (grün) gebunden wird. Nachdem sich Wernitznig im Dribbling durchsetzt und einen Doppelpass mit Weber spielt, sind in der Mitte die Wolfsberger in der Überzahl und Rechtsverteidiger Michael Berger (gelb) kann problemlos das Goldtor erzielen.
Klare individuelle Fehler gibt es in dieser Szene aufseiten der Austria nicht. Aufgrund der Bewegungen können sie ihr Pressing schlicht nicht zusammenhängend praktizieren. Mit mehr Risiko hätte man das Aufrücken des Innenverteidigers zwar verhindern können, aber ob es ratsam ist, schon zu Beginn eines Auswärtsspiels die Stabilität zu vernachlässigen – vor allem nachdem kurz davor ein Elfmeter verschossen wurde?
Alexander Semeliker, abseits.at
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