Toranalyse zur 22. Runde der tipico Bundesliga 2014/2015 | Aigner, Beric, Keita
Bundesliga 3.März.2015 Alexander Semeliker 0
In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 22. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Hannes Aigner (Altach), Robert Beric (Rapid) und Naby Keita (Red Bull Salzburg) unter die Lupe.
SCR Altach – Wolfsberger AC 1:0, Hannes Aigner (21. Minute/Elfmeter)
Nachdem der SCR Altach am 211. Spieltag bei der Wiener Austria mit 2:5 verlor, hat er am vergangenen Wochenende einen anderen Konkurrenten im Kampf um die europäischen Starplätze geschlagen. Im heimischen Stadion zwang der Aufsteiger den Wolfsberger AC dank eines Elfmetertors von Hannes Aigner in die Knie. Entscheidend beteiligt in der Entstehung war mit Marti Riverola ein Startelfdebütant. Mit der Rolle der Bologna-Leihgabe haben wir uns bereits beschäftigt, die nachstehende Szene zeigt zudem seine hohe individuelle Klasse.
Ausgangspunkt ist, wie bereits bei einem Tor in der 20. Runde, ein Einwurf von der rechten Altacher Seite. Ähnlich wie damals Patrick Salomon bewegt sich hier Andreas Lienhart (weiß) mit Tempo aus dem Zentrum nach außen und zieht damit den direkten Gegenspieler von Riverola (gelb) weg. Bei den Wolfsbergern fehlt in dieser Szene die nötige horizontale Kompaktheit um schnell genug nachzuschieben. Insbesondere die beiden Sechser, Manuel Weber (schwarz) und Roland Putsche (rot) stehen zu weit weg, sodass sich vor Riverola ein großer Raum öffnet. Christopher Wernitznig (grün) konzentriert sich zunächst ausschließlich auf den Einwerfer und wirkt dann etwas orientierungslos.
Nun sehen wir uns Riverolas geniale Ballverarbeitung an. Wernitznig attackiert den Spanier von außen, weshalb sich dieser im Uhrzeigersinn dreht, sodass er seinen Körper zwischen Ball und Gegenspieler bekommt. Die Ballannahme erfolgt dabei mit seinem rechten Fuß. Weber orientiert sich indes zügig ebenfalls zum Ball, was den Raum hinter ihm öffnet. Da Putsche davor sehr weit rechts steht, kann er diesen nicht schnell genug schließen. Obwohl sich Riverola nach außen dreht, schafft er es, mit dem zweiten Kontakt mit dem Ball – diesmal mit dem linken Fuß – kontrolliert in die Mitte geht.
Erstaunlich ist dabei die Geschwindigkeit in Riverolas Handlung, dank der nicht nur in den freien Raum kommt, sondern auch einen freien Passweg auf Louis Ngwat-Mahop (blau) hat. Der Passversuch des Kameruners misslingt zwar, mit etwas Glück bleibt er aber in Ballbesitz und holt im Dribbling schließlich den spielentscheidenden Elfmeter heraus.
SK Rapid Wien – SK Sturm Graz 1:0, Robert Beric (45+2. Minute)
Der SK Rapid Wien verteidigte am Samstag mit einem 1:0-Heimsieg gegen den Sturm Graz den zweiten Tabellenplatz und bleibt im Frühjahr weiter ohne Niederlage. Begünstigt würden die Hütteldorfer dabei auch von einem frühen Ausschluss aufseiten der Gäste. Goldtorschütze war mit Robert Beric ein Spieler, der letztes Jahr noch für die Steirer auflief – bereits das 16. Saisontor des Slowenen. Dabei spielten die Grün-Weißen ihre Überzahl gnadenlos aus.
Bei Rapid wird oft bemängelt, dass sie zu häufig in die Breite spielen, in dieser Situation eröffnen sich dabei aber gute Möglichkeiten. Wie man in diesem Bild sieht, hat Steffen Hofmann (weiß) nach dem Querpass nach vorne hin viel Platz. Die dezimierten Grazer stehen mit einer sehr tiefen und flachen Sechserkette am Strafraum, die diesen Raum für Hofmann ermöglicht. Daniel Offenbacher (rot) ist der einzige Grazer in der letzten Linie, der keinen direkten Gegenspieler hat, und rückt dementsprechend nach vorne.
Hofmann reagiert jedoch gedankenschnell darauf und lupft den Ball hinter die Abwehr. Die Grazer können den Ball nicht klären, sodass Beric (gelb) nach Vorlage von Thomas Schrammel (blau), der gut einrückt und antizipiert, einköpfen kann.
FC Red Bull Salzburg – SV Scholz Grödig 2:1, Naby Keita (59. Minute)
Während Red Bull Salzburg in der Europa League mit zwei Niederlagen an Villarreal scheiterte, sind sie in der Meisterschaft weiterhin der Topfavorit auf den Titel. Am Sonntag gewannen sie mit 3:1 und spielten dabei den SV Grödig phasenweise an die Wand. Einer bestätigte dabei seine aufstrebende Leistungskurve: Naby Keita. Nach dem Aus im Champions-League-Playoff noch heftig in der Kritik, zählt der 20-Jährige zu den stärksten Salzburgern im Jahr 2015. In Ried erzielte sein erstes Bundesligator, gegen Grödig brachte er sein Team mit seinem zweiten auf die Siegerstraße.
Ein Punkt, in dem sich die Salzburger im Kombinationsspiel in der Vergangenheit, von der Konkurrenz abgehoben hat, ist das Positionsspiel im Zwischenlinienraum. Zuletzt konnten sie dies nicht konsequent ausspielen, vor dem 2:1 zeigten sie jedoch, dass sie es nicht verlernt haben und auch in anderer Besetzung spielen können. In dieser Szene bringen die Salzburger fünf Spieler zwischen die Abwehr- und Mittelfeldlinie des Gegners, wodurch sie das Spiel sehr schnell machen können.
Für die Viererkette der Grödiger ist dies eine sehr schwer zu lösende Situation, da die Salzburger auf das Tor zulaufen und man selbst auf die gegnerischen Bewegungen nur reagieren kann. Erschwerend hinzukommt, dass sich die Salzburger klug bewegen. Insbesondere der Laufweg von Marco Djuricin (weiß) sei hier explizit hervorgehoben. Der Winterneuzugang drängt seinen Gegenspieler nach hinten, sodass Keita (gelb) im Zentrum viel Raum bekommt und trotz unsauberer Ballannahme nach Vorarbeit von Jonatan Soriano, der sich sehr gut fallen ließ, treffen kann.
Alexander Semeliker, abseits.at
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