Toranalyse zur 27. Runde der tipico Bundesliga 2014/2015 | Sabitzer, Beric
Bundesliga 8.April.2015 Alexander Semeliker 0
In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 27. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Marcel Sabitzer (Salzburg) und Robert Beric (Rapid) unter die Lupe.
FC Red Bull Salzburg – FK Austria Wien 1:0, Marcel Sabitzer (1. Minute)
Das erste Spiel unter der Leitung von Andreas Ogris verlor die Wiener Austria am Samstag mit 3:1. Das erste Gegentor mussten die Veilchen dabei schon nach 18 Sekunden hinnehmen. Wir sehen uns dieses genauer an und werden dabei auf einige in der Analyse erläuterten Punkte treffen. Ebenso sah man Mängel, die sich bereits über die gesamte Saison ziehen.
Hier sieht man die 4-1-4-1-Grundordnung der Austria im Pressing, wobei sich die beiden Achter hoch an den Salzburger Sechsern orientieren. Der Abstand zum Stürmer ist jedoch sehr groß. Dennoch versucht dieser in dieser Situation durch bogenförmiges Anlaufen den Ballführenden auf eine Seite zu locken. Dorthin sollen die Mitspieler dann schnell nachschieben um in Überzahl den Ball zu erobern.
Da die Abstände aber zu groß sind wird kommt der Ballführenden nicht in Bedrängnis, sondern hat ein gutes Sichtfeld nach vorne und kann mit einem guten Vertikalpass die Dynamik schlagartige erhöhen. In dieser Dynamik wird die Ordnung der Austria dann zusehends geringer, sodass sie nicht in der Lage sind den Angriff zu unterbinden. Auf ähnliche Art und Weise kassierten die Veilchen bereits in der 20. Runde gegen den WAC ein schmerzhaftes Gegentor.
Ein entscheidender Faktor dafür, dass die Ordnung der Austria in der entstehenden Dynamik zusammenfällt, ist das Positionsspiel von Takumi Minamino (blau). Der Japaner positioniert sich hier zwischen drei Gegenspielern und bindet diese zumindest in Ansätzen. Das heißt diese werden in den Entscheidungsmomenten kurz zögern, ehe sie eine Entscheidung treffen. Aus Sicht der Gäste ist das besonders kritisch, weil sie mit einer ungewöhnlichen Aufgabenverteilung auf den Flügeln agierten. Die violetten Flügelspieler orientierten sich nämlich durchaus stark an den gegnerischen Flügelspielern. In dieser Szene kommt Minamino jedoch aus dem Rücken des rechten Flügelspielers, sodass auch der Rechtsverteidiger mitgezogen wird.
Minamino wird angespielt und die Austria zieht sich umgehend zusammen. Dadurch haben sie eine vier-zu-eins-Überzahl in Ballnähe. Diese Floskel wird zwar gerne verwendet, um das Pressing eines Teams zu loben, jedoch muss das Kreieren dieser Überzahl auch im richtigen Kontext gesehen werden. Ebenso wichtig, wie das sofortige Attackieren des Balls, ist nämlich auch, dass diese Pressingwelle entscheidend abgesichert wird.
Der Austria gelingt das in dieser Situation, ebenso wie im ganzen Spiel, jedoch kaum. Man bekommt nicht nur keinen Zugriff, sondern lässt den Gegner durch das schlecht abgestimmte Pressing auch schnell in die Zone kommen, in der man in Unterzahl ist. Dann beginnt das Ganze wieder von vorne, sodass die Ordnung immer schlechter wird.
Ein weiteres Problem im Pressing der Austria war der hohe Ballfokus, den man hier sieht. Nachdem die Salzburger über den offenen Raum nach hinten spielen, ist die Ordnung im Mittelfeld mittlerweile fast komplett zerstört. Dieses Rudel orientiert sich umgehend zum Ball, die Wege sind aber zu lang, sodass der Ballführende bereits einen Lupferpass spielen kann bevor er ernsthaft in Bedrängnis kommt. Minamino hingegen geht währenddessen in die Tiefe und kann anschließend auf Marcel Sabitzer (gelb) querlegen.
Dessen Verhalten ist ebenfalls interessant. Der Stürmer positioniert sich zunächst zwischen den Linien und lockt seinen Gegenspieler aus der Position. Nach dem Steilpass auf Minamino muss dieser zur Seite schieben, sodass letztlich Manuel Ortlechner (rot) von einigen die Hauptschuld an diesem Tor zugeschoben. Tatsächlich machte der 35-Jährige keine gute Figur, doch nicht weil er Sabitzer nicht nachkam, sondern weil er davor seinen Teil zur fehlenden Rückendeckung leistete.
SK Rapid Wien – Wolfsberger AC 3:0, Robert Beric (64. Minute)
Der SK Rapid Wien bleibt nach dem 4:1 gegen Wolfsberger AC weiter in Schlagdistanz zu den Bullen. Der samstägige Sieg war zwar deutlich und souverän, jedoch profitierten die Hütteldorfer auch von einer günstigen Chancenauswertung und individuellen Fehlern in der ersten Halbzeit. Dadurch konnten sie anschließend reaktiver spielen und den Gegner noch zweimal auskontern. Beide Male traf Robert Beric.
Der WAC verliert den Ball in Rapids Hälfte und geht ins Gegenpressing. Jedoch schlägt dieses auf allen Eben fehl. Hier sieht man, dass Steffen Hofmann (schwarz) zwar von vier Wolfsbergern umstellt ist, jedoch kann er ohne große Probleme auf Dominik Starkl (weiß) spielen. Entscheidend dafür sind zwei Dinge. Einerseits sind die WAC-Spieler zu weit vom Ball entfernt, orientieren sich aber dennoch ausschließlich zu diesem. Andererseits passt die Staffelung der vier attackierenden Spieler nicht. Markus Berger (grün) und Joachim Standfest (rot) stehen zu weit auseinander, sodass Hofmann selbst bei engerem Abstand wohl auf Starkl spielen könnte.
Ein weiteres Problem des WAC in dieser Szene ist, dass die Abwehr sehr tief steht. Hofmann hat daher nach dem Doppelpass enorm viel Platz und kann auf die Verteidiger zudribbeln. Der Angriff ist für den WAC aus eigener Kraft kaum aufzuhalten. Noch dazu bewegt sich Beric (gelb) gut. Er bindet einen Innenverteidiger, startet auf der Seite und zieht seinen Gegenspieler wieder in die Mitte. Dadurch hat Stefan Schwab (blau) dann viel Platz und kann dem Slowenen problemlos sein 18. Saisontor auflegen.
Alexander Semeliker, abseits.at
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