In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 27. Runde der tipp3-Bundesliga | Gartler, Grünwald, Kampl

René GartlerIn dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 27. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Rene Gartler (SV Ried), Alexander Grünwald (Austria Wien) und Kevin Kampl (Red Bull Salzburg) unter die Lupe.

SV Josko Ried – SK Rapid Wien 1:0, Rene Gartler (5. Minute)

Zum dritten Mal in Folge beginnen wir unsere Toranalyse mit einem Treffer gegen den SK Rapid – kein gutes Zeichen für die Wiener. Die Hütteldorfer sind das schlechteste Team der Frühjahrssaison und warten nach wie vor auf einen Sieg im Fußballjahr 2013. Gegen die SV Ried setzte es eine 2:3-Auswärtsniederlage, die in erster Linie auf schwere individuelle Fehler zurückzuführen ist. Das 0:1 durch Rene Gartler ist ein Beispiel dafür. Außerdem zeigt es die Pressinganfälligkeit des Rekordmeisters.

Die Rieder agieren im Pressing sehr mannorientiert, wie man im obigen Bild sehen kann. So stellt Gartler (gelb) beispielsweise den balllosen Innenverteidiger zu. Deshalb bleibt für Gerson (rot) nur ein Passweg offen – in die Mitte zu Harald Pichler (weiß). In Erwartung des Passes schaut sich der Sechser vorausschauend um und versucht sich anschließend nach vorne zu drehen. Grundsätzlich ist das eine vorbildhafte Vorgehensweise, zumal sich Marco Meilinger (blau) tendenziell zur Außenbahn hin orientiert. Allerdings handelt es sich hier um eine Falle der Rieder, wie im Folgenden sichtbar wird. Sie wollten den Ball genau auf Pichler lenken, was unter anderem dadurch erkennbar ist, dass Dominik Wydra im Zentrum eng gedeckt ist.

Nachdem der Ball bei Pichler landet steigt der Druck auf ihn sprungartig an, da sämtliche Rieder in Ballnähe ihr Sichtfeld auf ihn richten. Wydras Deckung wurde losgelassen, Meilinger orientiert sich nun ebenfalls ins Zentrum und auch Gartler steht näher zum Ball als sein direkter Gegenspieler. Der entscheidende Impuls geht aber von Anel Hadzic (schwarz) aus, der von hinten mit Tempo attackiert.

Diesem Druck ist Pichler nicht gewachsen. Nachdem Plan A – mit dem Ball nach vorne zu stoßen – schief läuft, lässt er sich auf einen Zweikampf bzw. riskanten Querpass ein anstatt den sichereren Pass nach hinten zu spielen. Zwar positioniert sich Gartler weiterhin richtig, beide Passwege zu den Innenverteidigern kann er aber nicht verstellen. Pichler verliert anschließend den Ball im Mittelfeld und Ried kann den Konter setzen.

Bei diesem profitieren sie zudem von der schlechten Defensivordnung der Gäste. Michael Schimpelsberger folgt Meilinger zu zaghaft und Gerson steht viel zu tief, weswegen er in der Folge das Abseits aufhebt. Ein weiteres Kapitel in der Mängelliste der grün-weißen Automatismen.

FK Austria Wien – FC Red Bull Salzburg 1:0, Alexander Grünwald (37. Minute)

Um das konträre Bild zur aktuellen Lage bei Rapid zu finden, muss man noch nicht mal die Stadt verlassen. Die Wiener Austria ist auch nach dem 1:1 Spitzenspiel gegen Red Bull Salzburg das Maß aller Dinge in der österreichischen Bundesliga. Beim Elfmeter, der zum Führungstreffer durch Alexander Grünwald führte, bewiesen sie, dass die Abläufe innerhalb des Teams sehr gut abgestimmt sind.

Auf der linken Seite ist zunächst Außenverteidiger Markus Suttner in Ballbesitz. Dort wird er von Christian Schwegler gestellt, während die restlichen Salzburger in der Mitte scheinbar alles unter Kontrolle haben. Sie haben die klare Überzahl und halten die Ordnung (Viererkette mit Doppelsechs davor, eng aneinander). Diese wird allerdings aufgrund der Bewegungen der FAK-Akteure erheblich gestört. Besonders Tomas Juns Lauf ist hierbei zu erwähnen. Der Tscheche zieht Isaac Vorsah (rot) aus dem Zentrum heraus, was in weiterer Folge durchaus entscheidenden Charakter haben sollte.

Aber auch die restlichen Veilchen orientieren sich stark nach vorne, was darin mündet, dass aus den beiden Linien (quasi) nur mehr eine wird. Das entstandene Loch – und damit den Passweg auf Grünwald (gelb) -, das Vorsah hinterlassen hat, muss Christoph Leitgeb (schwarz) stopfen. Das git Suttner freie Bahn, um einen Querpass auf Philipp Hosiner (blau) zu spielen, der sich als einziger Spieler schon frühzeitig fallen lässt.

Dadurch hat er genug Zeit um letztlich präzise auf Grünwald durchzustecken. In der Nähe des Austrianers wäre üblicherweise Vorsah gestanden und hätte den Pass auf ihn unterbinden können. Da er aber davor von Jun nach außen gezogen wurde, fehlen ihm ein paar Schritte um dies zu schaffen.

FK Austria Wien – FC Red Bull Salzburg 1:1, Kevin Kampl (61. Minute)

Neben einem Strafstoß verhängte der Schiedsrichter außerdem eine rote Karte gegen den Ghanaer, worauf Red Bull-Coach Roger Schmidt allerdings eine gute Antwort fand. Salzburg forcierte in der zweiten Halbzeit nämlich das Spiel über die Seiten, was unter anderem zum Ausgleich führte.

Hier sieht man die breiten Stellungen der beiden Hauptprotagonisten, Torschütze Kevin Kampl (gelb) und Vorlagengeber Andreas Ulmer (blau). Die Austria steht im Zentrum sehr kompakt. Genau hier liegen die Schwierigkeit und das Risiko in der Spielweise der Bullen, die in dieser Zone nur zu dritt sind. Allerdings kommt ihnen in dieser Situation die individuelle Klasse der Einzelspieler zu gute. Hier ist es Jonathan Soriano (grün), der gegen drei Spieler den Ball behaupten kann und anschließend auf die Seite zu Ulmer spielt.

Dieser hat sich aus dem Deckungsschatten von Alexander Gorgon (rot) rausbewegt und legt quer auf die gegenüberliegende Seite zu Kampl, der trifft. Dennoch darf die Austria hier nicht kritiklos wegkommen. Zum einen weil es nicht gelungen ist, trotz großer Überzahl den Ball im Zentrum zu erobern bzw. den Pass auf die Seite zu verhindern. Zum anderen weil Goalie Heinz Lindner sowohl bei der Hereingabe als auch beim Abschluss äußerst schlecht ausgesehen hat.

Bildquelle: http://www.laola1.tv/

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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