In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 35. Runde der tipp3-Bundesliga | Gorgon, Jun, Okotie

Tomas Jun (FK Austria Wien)In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 35. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Alexander Gorgon (Austria Wien), Tomas Jun (Austria Wien) und Rubin Okotie (Sturm Graz) unter die Lupe.

FK Austria Wien – SV Matterburg 1:0, Alexander Gorgon (4. Minute)

Mit einem 4:0-Heimsieg gegen den SV Matterburg sicherte sich der FK Austria Wien den Meistertitel. Viel Spannung bot diese Partie allerdings nicht, da sich die Veilchen bereits in den ersten zwölf Minuten einen Drei-Tore-Vorsprung herausschossen. Den ersten Treffer durch Alexander Gorgon wollen wir uns näher ansehen.

FAK-Linksverteidiger Markus Suttner hat einen Pass abgefangen und leitet mit einem Pass auf Philipp Hosiner (blau) einen Konter ein. Wie man im obigen Bild sieht, hat sich der Stürmer ins Mittelfeld zurückfallen lassen. Die Mattersburger laufen intuitiv blind – man beachte die tiefe Stellung der Viererkette – zurück, weswegen sich Hosiner im Zentrum drehen kann.

Florin Lovin (grün) steht aufgrund des vorhergehenden Angriffs noch hoch, deshalb muss Thorsten Röcher (orange) vom linken Flügel einrücken. Das eröffnet der Austria aber viel Platz auf der Seite, was Emir Dilaver (schwarz) ausnutzen will. Auch hier hätte eine höhere Position der Burgenländer den Druck auf die Violetten erhöhen können; das gilt vor allem für Alexander Pöllhuber (rot), der weit weg von Gorgon (gelb) steht.

Der Ball kommt zu Dilaver und es ergibt sich die obige Situation. Auch hier ist der Abstand zwischen Pöllhuber und Gorgon extrem groß. Das rührt aber auch daher, dass Hosiner auf die Seite ging – zwischen dem Rechtsverteidiger und dem Innenverteidiger, die er zudem noch zurückdrängt. Dadurch fehlt dem Mittelfeld, das den Ballführenden attackiert, die Rückendeckung und die Austria hat viel Platz im Zwischenlinienraum – neben Gorgon auch Alexander Grünwald (weiß). Zwar erkennt Lovin, dass der FAK-Zehner frei ist und will ihn stellen, er kommt jedoch zu spät.

Grünwald spielt weiter auf Gorgon, den der Rumäne im Vollsprint anläuft. Erst jetzt attackiert auch Pöllhuber, was allerdings nicht zwingend notwendig wäre, da ohnehin schon zwei seiner Mitspieler auf den Ballführenden gehen. Durch sein Herausrücken hat Grünwald die Möglichkeit, in den Raum hinter ihm zu sprinten und wird dort angespielt. Nach seiner Hereingabe profitierten die Wiener zwar zugegebenermaßen von einem Ausrutscher eines Mattersburgers, was den meisten am markantesten in Erinnerung blieb, in der Entstehung war dieser Treffer jedoch durchaus meisterhaft.

FK Austria Wien – SV Matterburg 3:0, Tomas Jun (12. Minute)

Auch auf das 3:0, das den Abschluss der furiosen Anfangsoffensive der Wiener Austria darstellte, soll im Rahmen dieser Toranalyse näher eingegangen werden. Denn wieder zeigten sich bei den Mattersburgern starke Mängel gruppentaktischer Natur.

Die Austria  – besser gesagt Gorgon (blau) – behauptet im Zentrum den Ball und spielt nach hinten, von wo aus der Ball auf die rechte Seite kommt. Dort hat der Außenverteidiger viel Platz, was an und für sich noch nicht schlimm und durchaus normal ist. Allerdings steht davor auch Tomas Jun (gelb) komplett frei. Nachdem der Tscheche auf die rechte Seite rochierte und Gorgon in der Mitte ist, hält nun Linksverteidiger Suttner (orange) die Breite.

Wie beim ersten Tor steht Pöllhuber (rot) wieder weit weg von seinem Gegenspieler. Die Ursache dafür liegt im vorangegangenen Vorrücken von Ivica Majstorovic (weiß), der Gorgon bedrängte. Nachdem er nun wieder zurückgeht, geht Pöllhuber, der dem zweiten Innenverteidiger beim Doppeln von Hosiner helfen wollte, nach links. Es wäre jedoch nicht zwingend notwendig gewesen, dass Pöllhuber soweit einrückt, denn auch Manuel Prietl (grün) würde Hosiner abdecken.

Nachdem Majstorovic nun wieder in der Innenverteidigung ist, die beiden Sechser auf die Seite verschoben haben, steht Gorgon in der Mitte vollkommen frei und kann in weiterer Folge den finalen Pass auf Jun spielen. Zwar stellt sich die Frage, wie sinnvoll es ist, dass beide Sechser so weit rausrücken, und warum man trotz klarer Überzahl den Pass in die Mitte nicht verhindern kann, allerdings muss auch an Michael Mörz (schwarz) Kritik geübt werden. Der SVM-Kapitän trabt bzw. spaziert teilnahmslos herum, anstatt auf den freien Gorgon zu gehen.

FC Wacker Innsbruck – SK Sturm Graz 0:1, Rubin Okotie (46. Minute)

Der Abstiegskampf könnte nicht spannender sein. Eine Runde vor Schluss sind noch vier Mannschaften gefährdet, können aber kurioserweise aus eigener Kraft noch den Klassenerhalt schaffen. Eine davon ist Wacker Innsbruck, das sich am Mittwoch gegen Sturm Graz dank eines Treffers in der Nachspielzeit 2:1 durchsetzte. Die Aufmerksamkeit soll hier aber dem Tor der Gäste gelten.

Die Tiroler stehen zunächst sehr kompakt mit neun Feldspielern hinter dem Ball, während es bei den Grazern in derselben Zone nur deren vier sind. In der Mitte hat man deshalb die klare Unterzahl, allerdings steht Michael Madl (weiß) rechts komplett frei. Um ein Zuspiel auf diesen zu verhindern orientieren sich sowohl Christopher Wernitznig (grün) als auch Christian Schilling (rot) nach außen. Das öffnet jedoch den Passweg zu Reinhold Ranftl (blau), der anschließend auf Rubin Okotie (gelb) querlegen kann und damit seinen ersten Bundesliga-Assist verzeichnet.

Bildquelle: http://www.laola1.tv/

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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