In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 36. Runde der tipp3-Bundesliga | Perstaller, Pollhammer, Schaub

Julius Perstaller (FC Wacker Innsbruck)In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 36. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Julius Perstaller (Wacker Innsbruck), Mario Pollhammer  (Wiener Neustadt) und Louis Schaub (Rapid Wien) unter die Lupe.

Wolfsberger AC – FC Wacker Innsbruck 2:3, Julius Perstaller (78. Minute)

Die letzte Runde der Bundesligasaison 2012/2013 war an Dramatik nicht zu überbieten. In nur einem von 27 möglichen Fällen würde der SV Mattersburg absteigen und lange sah es danach aus, als würde dieser nicht eintreten. Zwar gerieten die Burgenländer gegen Admira Wacker Mödling in Rückstand, im relevanten Parallelspiel lag Wacker Innsbruck aber bis zur 72. Minute ebenfalls zurück – 0:2 auswärts bei Europacupanwärter Wolfsberger AC. Doch mit einem Kraftakt drehten die Tiroler das Spiel. Den entscheidenden Treffer von Julius Perstaller wollen wir uns deshalb genauer ansehen.

Wacker fängt an der Mittellinie einen Angriff des Gegners ab und bekommt die Gelegenheit zu einem Überzahlkonter. Der WAC reagiert zunächst jedoch sehr gut darauf. Sie formen ballseitig einen kompakten Viererblock, der die Passwege zum Tor zustellt. Ein direkter Pass ins Zentrum auf Perstaller (gelb) ist nur extrem schwer zu bewerkstelligen. Ein kurzer Pass auf Simon Piesinger (schwarz) würde diesen aufgrund des konsequenten Rückwärtspressings des WAC in starke Bedrängnis bringen.

Ähnliches gilt für ein Zuspiel auf Thomas Bergamann (grün), auf das nämlich die beiden äußeren Kärntner (wieß) spekulieren. Deshalb entschließt sich der Ballführende zu einem langen Diagonalpass auf Alexander Hauser (blau). Dort kommt es schließlich zum folgeschweren individuellen Fehler von Michael Sollbauer (rot), der den unplatzierten Pass genau vor die Füße von Perstaller köpfelt. Mit einem wuchtigen Schuss entledigt dieser die Innsbrucker jeglicher Abstiegssorgen. Kurioserweise sorgte eine ähnliche Aktion – ein SVM-Verteidiger klärte genau zu einem Gegner – in Matterburg für den Admira-Siegtreffer.

SK Sturm Graz – SC Wiener Neustadt 0:1, Mario Pollhammer (29. Minute)

Vor der Saison galt der SC Wiener Neustadt für die meisten Fans als Abstiegskandidat Nummer eins. Vor der letzte Runde lag es noch immer im Bereich des Möglichen, dass die Niederösterreicher absteigen, doch mit einem klaren 3:0-Sieg beim SK Sturm Graz stellten sie den Klassenerhalt sicher. Dabei wirkten die Gäste um einiges aggressiver und hungriger als die Grazer, für die es um die Teilnahme an der Europa-League-Qualifikation ging. Gesehen hat man dies unter anderem beim 0:1.

Hier sieht man, dass Vorlagengeber Christoph Martschinko (weiß) viel Platz auf der linken Seite hat. Dieser rührt daher, dass Reinhold Ranftl (schwarz) zu überstürmt auf den ballführenden Peter Hlinka ging. Dies hinterlässt im Mittelfeld nur mehr eine Dreierreihe, die erst ballseitig verschieben muss. Hinzu kommt, dass der Rechtsverteidiger nicht nach vorne rücken kann, da ihn Dominik Hofbauer (grün) aufgrund seiner hohen Stellung hinten bindet. Auf der ballfernen Seite hat Mario Pollhammer (gelb) viel Platz, was auf das Einrücken von Vordermann Herbert Rauter (blau) zurückgeht. Der Ex-Grazer zieht dadurch nämlich Sturms linken Außenverteidiger ins Zentrum. Zwar erkennt Florian Kainz (rot) die Situation richtig und geht rechtzeitig zurück, allerdings bedrängt er Pollhammer nicht entscheidend und der 23-Jährige kann einnetzen.

SK Rapid Wien – SV Josko Ried 2:0, Louis Schaub (49.Minute)

Aufgrund der Ausrutscher des WAC und von Sturm Graz war es sogar noch möglich, dass die SV Ried den Sprung in die Europacupplätze schafft. Dafür hätten die Innviertler allerdings einen Sieg im Hanappi Stadion gegen den SK Rapid Wien gebraucht. Geworden ist es letztlich eine 0:3-Niederlage, bei der vor allem Louis Schaub mit einem Doppelpack auf sich aufmerksam machte. Beim ersten Treffer zeigte er einen guten Laufweg, den zweiten wollen wir nun genauer beleuchten.

Den Riedern fehlt hier die Ordnung. Maximilian Karner (rot) ist aufgerückt, was zu einer Dreierkette in der letzten Linie führt, in der die Außenverteidiger müssen enger stehen. Auf den Seiten bekommt der Gegner dadurch Räume – hier besonders Markus Katzer (weiß). Thomas Hinum (schwarz) rückt zwar richtigerweise raus, da sich Katzer aber fallen lässt und die Rapid-Angreifer weiter zentral hoch stehen, weswegen die Rieder-Defensive nicht konsequent nachschieben kann, bleibt der große Raum weiterhin frei und ist für Rapid bespielbar.

Die Grün-Weißen haben in dieser Szene den großen Vorteil in der aktiven Rolle zu sein, die Rieder müssen auf die Bewegungen des Gegners reagieren. Diesen Vorteil nutzen sie hervorragend aus. So gehen hier Dominik Wydra (grün) und Terrence Boyd (orange) in den freien Raum und ziehen dadurch den Rieder Defensivblock von der Zentralachse weg. Das eröffnet den Wiener wiederum eine Überzahlsituation auf der ballfernen Seite. Die Auswirkungen sieht man auf dem nächsten Bild, das den Moment des finalen Passes zeigt.

Marcel Sabitzer (blau) zieht Ried-Linksverteidiger Andreas Schicker (grau) aus der Viererkette heraus und öffnet damit den Passweg auf Schaub (gelb), der schließlich sein zweites Bundesligator erzielen kann.

Bildquelle: http://www.laola1.tv/

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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