Toranalyse zur 5. Runde der tipp3-Bundesliga | Zulj, Beric, Zulechner
Bundesliga 22.August.2013 Alexander Semeliker 0
In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 5. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Robert Zulj (SV Ried), Robert Beric (Sturm Graz) und Philipp Zulechner (SV Grödig) unter die Lupe.
FC Wacker Innsbruck – SV Josko Ried 2:3, Robert Zulj (71. Minute)
Die SV Ried ist neben Tabellenführer Red Bull Salzburg das einzige ungeschlagene Team der Bundesliga. Am Samstag gewann das Team von Michael Angerschmid beim FC Wacker Innsbruck 3:2 und schob sich auf Platz drei vor. Den Siegestreffer von Robert Zulj wollen wir uns genauer ansehen.
Dem Tor ging ein langer Ball von Keeper Thomas Gebauer voraus. Die Tiroler stehen in einer 5-3-1-1-artigen Formation, die zwei entscheidende Schwachstellen offenbart. Aufgrund der Tatsache, dass die die Mittelfeldreihe der Heimischen nur von drei Spielern besetzt wird, bieten sich dem Gegner Räume auf den Außenbahnen. Um dies auszunutzen rücken zunächst die Außenverteidiger weit auf. Die Flügelspieler des ursprünglichen 4-2-3-1 rücken ein, der nominelle Zehner geht in die Spitze, wodurch ebenfalls eine keilförmige Grundordnung (2-1-3-4) entsteht.
Das zweite Problem der Tiroler ist, dass der Abstand zwischen Abwehr- und Mittelfeldlinie zu groß ist. Dieser rührt auch daher, dass die breite Sturmreihe der Rieder die gegnerische Verteidigung mit einer hohen Stellung zurückdrängen will. Das dadurch entstandene Loch, in das beispielsweise ein nachrückender Rieder gehen könnte, will Marco Kofler (rot) schließen. Mit dieser Bewegung sorgt er aber dafür, dass sein Team die Überzahl in der letzten Linie verliert und die Gäste mit einem schnellen Vertikalspiel zum Erfolg kommen.
Julius Perstaller (blau) sprintet zwischen dem linken Innen- und Außenverteidiger durch um vom ballführenden Thomas Hinum angespielt zu werden. Egoitz Jaio (grün), der letztlich auch den entscheidenden individuellen Fehler im Zweikampf begeht, muss mitverschieben, da der Ball in den Rücken des Außenverteidigers gespielt wird. Christian Schilling (schwarz) kann am oberen Bildrand nicht entsprechend nachschieben, da er an Rieds linken Flügelspieler, der die Breite hält, gebunden ist. Deshalb ergibt sich in der Mitte eine zwei-zu-eins-Überzahl zugunsten der Innviertler. Sebastian Siller (weiß) orientiert sich naturgemäß zum kurzen Pfosten hin, weshalb Zulj am langen keine Mühe hat einzuköpfen.
SK Sturm Graz – FC Red Bull Salzburg 1:1, Robert Beric (57. Minute)
Eines von zwei sieglosen Teams – und für manche die größte Enttäuschung der bisherigen Saison – ist der SK Sturm Graz. Die Blackies scheiterten in der zweiten Runde der Europa League-Qualifikation und rangieren aktuell am vorletzten Tabellenplatz. Dass die Grazer dennoch Potenzial für mehr haben, zeigten sie am Samstag beim 1:1 gegen Red Bull Salzburg. Beim Ausgleich von Robert Beric konnte man sah man, dass das sowohl in individueller als auch taktischer Sicht. Die Salzburger ereilte dabei dasselbe Schicksal wie letzte Woche.
Die Bullen pressen, wie in diesem Bild zu sehen ist, ballnah äußerst gut. Drei Spieler üben direkt Druck auf den ballführenden Gegenspieler aus. Dahinter sorgen Kevin Kampl (schwarz), Marco Meilinger (grün) und Jonathan Soriano (weiß) für Abschirmung in zweiter Instanz. So geht Kampl auf Sturms linken Außenverteidiger. Der Laufweg des Slowenen verdeutlicht die aggressive Denkweise der Bullen im Spiel gegen den Ball, deren Umsetzung jedoch noch nicht hundertprozentig ausgereift ist. Was damit gemeint ist, erkennt man im nächsten Bild.
Das forsche Attackieren der ersten Pressingwelle reißt dahinter ein Loch in die Formation der Salzburger. Sturm hat ballseitig gegen Dusan Svento (rot) eine drei-zu-eins-Überzahl. Der Slowake orientiert sich in der Folge zweit nach außen, weswegen die Grazer einen einfachen Steilpass in den Lauf von Patrick Wolf spielen können. Martin Hinteregger (blau) versucht zwar intuitiv richtig den Abstand zu Svento zu verkleinern, allerdings öffnet er damit den direkten Passweg zu Beric (gelb), der anschließend sein erstes Tor in der österreichischen Liga erzielt.
SV Scholz Grödig – Wolfsberger AC 1:0, Philipp Zulechner (8. Minute)
In einem furiosen Spiel trennten sich der SV Grödig und der Wolfsberger AC mit 4:3. Die beiden Teams bestätigten damit vorerst die These, dass Aufsteiger im ersten Bundesligajahr äußerst gut sind, während sie im zweiten abfallen. Die Kärntner warten nach fünf Runden noch immer auf einen Sieg, die Salzburger stehen mit 10 Punkten auf Platz zwei. Dabei ist der Erfolg – wie der WAC in der letzten Saison – in erster Linie auf die gruppentaktische als auf die individuelle Stärke zurückzuführen. So gesehen auch beim 1:0 durch Philipp Zulechner.
Die Grödiger spielen zunächst einen Fehlpass ins Zentrum. Die Spieler des WAC stehen in dieser Zone in günstigeren, ballnäheren Positionen. Entscheidend ist dann das Umschaltspiel, das bei den Grödigern um Welten besser funktioniert als bei den Gästen.
Nachdem der zentrale WAC-Akteur an den Ball kommt geht Grödig sofort ins Gegenpressing über. Die ballnahen Spieler ziehen sich zusammen, das weiße Dreieck wird schnell kleiner. Anders als Red Bull Salzburg in der vorherigen Szene sichern die Grödiger ihre erste Pressingreihe besser ab. So schieben Philipp Huspek (grün) und Mario Leitgeb (gelb) umgehend auf die entsprechenden Wolfsberger. Auch nach Leitgebs gewonnenem Zweikampf agieren die Gastgeber auf allen Ebenen schneller.
Bildquelle: http://www.laola1.tv/
Alexander Semeliker, abseits.at
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