Toranalyse zur 7. Runde der tipp3-Bundesliga | Hierländer, Gartler, Hinterseer
Bundesliga 3.September.2013 Alexander Semeliker 1
In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 7. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Stefan Hierländer (Red Bull Salzburg), Rene Gartler (SV Ried) und Lukas Hinterseer (Wacker Innsbruck) unter die Lupe.
Red Bull Salzburg – SK Rapid Wien 1:0, Stefan Hierländer (43. Minute)
Das Sonntagsspiel zwischen Red Bull Salzburg und dem SK Rapid Wien bot einiges an Brisanz, nicht zuletzt wegen der Entgleisung von Rapids Individual-Trainer Carsten Jancker. Die Salzburger waren das dominierende Team, konnten trotz 13 Torschüssen jedoch nur ein Tor erzielen und mussten sich schließlich mit einem Remis begnügen. Den Führungstreffer durch Stefan Hierländer wollen wir uns dennoch genauer ansehen.
Als Kevin Kampl (blau) an den Ball kommt, hat er viel Platz. Dies liegt zum einen am intelligenten Stellungsspiel des Slowenen, der sich – wie man im obigen Bild gut erkennen kann – zwischen Rapids Abwehr- und Mittelfeldlinie positioniert. Andererseits geht das dortige Loch auch auf die Fehlstellungen beiden Rapid-Sechsern zurück, die von den flexiblen Läufen der Salzburger provoziert wird.
Jonathan Soriano (weiß) hat sich aus dem Sturmzentrum fallen lassen um die Bindung zu Brian Behrendt (grün) zu suchen und zieht diesen mit einem Sprint zum Tor aus dem Mittelfeld heraus. Der zweite entscheidende Laufweg ist jener von Hierländer (gelb). Aufgestellt war der 22-Jährige im rechten Mittelfeld, hier rückt er situativ ein und macht mit Harald Pichler (schwarz) dasselbe wie Soriano mit Behrendt zuvor.
Er will ein Herausrücken des Rapidlers verhindern. Zudem hat Hierländers Bewegungen aus dem Zentrum heraus einen weiteren Effekt: Stephan Palla (rot) ist sich nicht sicher, ob er Hierländer in seinem Rücken übernehmen oder den Ballführenden attackieren soll. Das macht es Kampl leicht den Linksverteidiger stehen zu lassen und mit Tempo nach vorne zu gehen.
Zwar gelingt es Hierländer nicht Pichler aus dem Abwehrzentrum herauszuziehen, aufgrund der schlechten Position von Palla steht er aber am rechten Flügel völlig frei. Pichler selbst hadert wie sein Mitspieler zuvor mit der Tatsache, die falsche Entscheidung getroffen zu haben. Er steht zu weit weg vom Ball um Kampl diesen abzunehmen bzw. einen Pass abzufangen und gibt Hierländer zu viel Platz für einen Torschuss. Dass dieser von Pichler entscheidend abgefälscht wird, passt abschließend ins Bild.
Admira Wacker Mödling – SV Josko Ried 0:1, Rene Gartler (3. Minute)
Hinter Red Bull Salzburg liegt die SV Ried überraschend auf Platz zwei – punktegleich mit den Mozartstädtern und ebenfalls ungeschlagen. Am Samstag prolongierten die Innviertler diese Serie mit einem 4:1-Auswärtssieg bei Admira Wacker Mödling. Matchwinner war Rene Gartler, dessen Dreierpack nun genauer untersucht werden soll, denn er unterstreicht die Annahme, dass der Rieder Höhenflug auf ein taktisch geschlossenes Kollektiv zurückzuführen ist.
Den Löwenteil am ersten Tor hat zweifellos Lukas Thürauer (schwarz), der den Ball im Spielaufbau verstolpert. Doch ungeachtet dessen, zeigt das obenstehende Bild, dass die SV Ried kollektiv Druck auf die Admira ausübt. So werden als Absicherung der ersten Pressingreihe die Spieler der Niederösterreicher in Manndeckung genommen, davor demonstrieren Robert Zulj (blau) und Gartler (gelb) die Wirksamkeit des Deckungsschattens. Gartler orientiert sich zunächst zu Thomas Ebner (weiß) und läuft Thürauer erst an, als dieser zur Mitte zieht.
Dadurch ist Ebner für den Mittelfeldakteur nicht mehr anspielbar und Gartler hat sein Ziel, das Spiel auf Richard Windbichler (rot) zu lenken, erreicht. Diese Absicht ist gut nachvollziehbar, da der Abstand zwischen Ball und Admira-Kapitän relativ groß ist und Zulj auf diesen Pass wartet. Zudem steht Zulj so, dass er einen Diagonalpass von Thürauer verhindert. Wäre diesem der angedachte Querpass gelungen, wäre der Druck auf die Admira noch höher gewesen, da Zulj sofort attackiert und Gartler auf Thürauer nachgeschoben hätte.
Admira Wacker Mödling – SV Josko Ried 0:3, Rene Gartler (28. Minute)
Während das Pressing der Rieder in diesem Spiel kompakt und abgestimmt wirkte, zeigte sich jenes der Admira zwar ebenso aggressiv, stellte sich aber auch als lückenhaft heraus. Ein Beispiel dafür war Gartlers zweites Tor.
Hier sieht man, dass die Admira den Ballführenden Rieder früh unter Druck setzen will und die Linien in vertikaler Richtung auch eng aneinander stehen. Jedoch ist die Formation der Gastgeber in der Horizontalen extrem gestreckt, was man insbesondere an den Außenverteidigern – Markus Katzer (rot) und Stephan Auer (schwarz) – erkennt. Das führt dazu, dass auch die Innenverteidiger breiter stehen müssen. Deren Abstand zueinander wächst noch weiter an, da einerseits Gartler (gelb) sich nach vorne orientiert, dementsprechend Ebner bindet, und Zulj (blau) sich andererseits fallen lässt, so Windbichler (grün) mitzieht.
Des Weiteren führt Zuljs Entgegenkommen dazu, dass Katzer vor der Entscheidung steht, ob er auf Zulj gehen oder Clemens Walch (weiß) decken soll. So steht er unentschlossen zwischen den beiden und die hohe Abwehr kann mit einem einfachen langen Ball ausgespielt werden.
Admira Wacker Mödling – SV Josko Ried 1:4, Rene Gartler (70. Minute)
Auch den dritten Treffer von Rene Gartler wollen wir uns genauer ansehen, da er sowohl ein weiteres Beispiel für Rieds geschlossenes Spiel gegen den Ball ist und als auch eines für die hohe Frequenz individueller Fehler aufseiten der Admira.
Wie beim ersten Tor gelingt es der SV Ried, das Spiel auf den von ihr bevorzugten Spieler zu lenken. Wie beim ersten Tor spielt auch Gartler (gelb) selbst dabei eine wichtige Rolle. Entscheidend dabei ist, dass er den gegnerischen Tormann bogenförmig anläuft. Dadurch sind die Passwege auf Windbichler (rot) und ins Zentrum zugestellt und das Spiel wird auf Ebner (grün) gelenkt, da er auf den ersten Blick scheinbar viel Zeit hat.
Der Innenverteidiger sieht sich jedoch sofort drei Riedern gegenüber. Patrick Möschl (schwarz) orientiert sich zu Windbichler, damit Gartler bei Keeper Andreas Leitner bleiben kann, Clemens Walch (weiß) läuft im hohen Tempo den Admiraner an und Zulj sorgt für die Absicherung. Letztlich ausschlaggebend für das Tor war zwar erneut ein individueller Fehler, jedoch war auch in diesem Fall der Druck auf den entsprechenden Spieler sehr groß.
FK Austria Wien – FC Wacker Innsbruck 0:1, Lukas Hinterseer (43. Minute)
Während die Wiener Austria mit der Qualifikation für die Gruppenphase der UEFA Champions League unter der Woche für viele positive Schlagzeilen sorgte, waren jene nach dem Ligaspiel am Wochenende eher negativer Natur. Gegen den FC Wacker Innsbruck reichte es für den amtierenden Meister nämlich nur zu einem 1:1-Unentschieden. Für die Tiroler war es zwar das fünfte Unentschieden im achten Spiel, dennoch befinden sie sich unter Trainer Roland Kirchler sportlich auf einem guten Weg.
Im obigen Bild sieht man, dass die Innsbrucker die linke Seite überladen wollen. Daniel Schütz (grün) rückt dementsprechend von seiner ursprünglichen rechten Seite in den Halbraum auf der gegenüberliegenden Seite. Deshalb genügt es für Lukas Rotpuller (schwarz) nicht, dem attackierenden FAK-Rechtsverteidiger Rückendeckung zu geben, sondern er muss ein paar Schritte nach rechts verschieben. Dadurch wird allerdings der Abstand zu Lukas Hinterseer (gelb) größer.
In aller Regel würde in so einer Situation der zweite Innenverteidiger nachschieben. Die ist jedoch für Manuel Ortlechner (rot) in dieser Aktion nicht möglich, weil der Linksverteidiger zu weit außen steht um in der Folge Roman Wallner (blau) zu übernehmen. Was folgt, ist eine ähnliche Szene, die es in ähnlicher Weise auch bei der 2:3-Niederlage gegen Dinamo Zagreb gab.
Ortlechner rückt auf den angespielten Wallner. Gewinnt er diesen Zweikampf, ist der Angriff der Innsbrucker abgewehrt, ansonsten – also auch in diesem Fall – ist Gefahr auf ein Gegentor sehr hoch. Rotpuller und Markus Suttner brauchen aufgrund ihrer vorherigen Positionen zu lange um die Mitte zuzustellen und können Hinterseer beim Pass von Wallner nicht entscheidend bedrängen. Dieser nutzt den Vorteil auf der Innenseite zu sein, bringt seinen Körper gut zwischen Gegner und Ball und erzielt die Führung, die jedoch nur bis zur 90. Minute hielt.
Bildquelle: http://www.laola1.tv/
Alexander Semeliker, abseits.at
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Alexander Semeliker
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