Toranalyse zur 9. Runde der tipp3-Bundesliga | Pichlmann, Hosiner, Burgstaller
Bundesliga 25.September.2013 Alexander Semeliker 0
In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 9. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Thomas Pichlmann (Wiener Neustadt), Philipp Hosiner (Austria Wien) und Guido Burgstaller (Rapid Wien) unter die Lupe.
Admira Wacker Mödling – SC Wiener Neustadt 0:1, Thomas Pichlmann (24. Minute)
Das erste Tor, dem wir uns in dieser Toranalyse widmen wollen, ist das 1:0 des SC Wiener Neustadt im Auswärtsspiel bei Admira Wacker Mödling. Erzielt hat es Thomas Pichlmann, der beim 3:0-Sieg überdies hinaus den Endstand fixierte. Der Treffer ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich die Defensivformationen der „Kleinen“ der österreichischen Liga mit einfachen Mechanismen knacken lassen.
Hier sieht man, dass die Admira scheinbar gut geordnet in zwei Viererketten steht. Allerdings kann man in dieser flachen Stellung keinen Druck auf den Ball ausüben, wenn dieser – wie hier – auf den Seiten ist. Deshalb schiebt man üblicherweise ballseitig nach vorne und formt eine sogenannte Abwehrsichel. Stefan Schwab (weiß) versucht dies zu korrigieren und rückt auf den Ballführenden. Markus Katzer (grün) geht dementsprechend diagonal nach hinten um den offenen Raum abzusichern. Neben diesem gruppentaktischen Fehler tritt anschließend in der Mitte ein individueller auf.
In der Mitte sieht man, dass Pichlmann (gelb) eine Flanke fordert. Der 32-Jährige geht dann aber auf die kurze Stange und macht damit Platz für seinen Mitspieler David Witteveen (blau). Im ersten Bild sieht man, dass dieser von relativ weit hinten kommt und an seinem Gegenspieler vorbeigeht. Thorsten Schick (rot) hätte mit dem Wiener Neustädter mitgehen müssen, lässt ihn aber durchlaufen und bringt so seine Mitspieler in Bedrängnis. Stephan Auer (schwarz) steht zwischen zwei Gegenspielern und kommt nicht rechtzeitig ins Kopfballduell mit Witteveen. In der Mitte hat Pichlmann ebenfalls den Vorteil, in der aktiven Rolle zu sein.
SK Sturm Graz – FK Austria Wien 1:1, Philipp Hosiner (28. Minute)
Sturm Graz war in seinem Samstagspiel gegen die Wiener Austria in allen Werten und Statistiken besser, verlor jedoch, da man zu ineffizient agierte. Zwar gingen die Grazer in der sechsten Minute durch Daniel Beichler in Führung, musste aber eine 1:2-Heimniederlage einstecken. Der 1:1-Ausgleich durch Philipp Hosiner soll nun genauer untersucht werden.
Die Ausgangslange: Sturm steht in einem kompakten Block vor dem Strafraum und schafft damit eine gute Voraussetzung um nach dem Kopfballzuspiel Druck auf den Ball auszuüben. Die Außenbahnen sind zwar aufgrund der engen Formation zunächst frei, im nächsten Schritt würde sich der Defensivblock üblicherweise aber in Richtung Ball verschieben und den Raum verengen. Bei Sturm war dies aufgrund von Abstimmungsproblemen nur bedingt der Fall.
Daniel Royer (blau) kommt an den Ball und wird vom Grazer Außenverteidiger richtigerweise attackiert. In der Mitte schiebt die Doppelsechs gestaffelt nach, was Florian Mader (weiß) ebenfalls mit einer Bewegung zum Ball beantwortet um sich dort als Doppelpassanspielstation anzubieten. Wie man erkennt wird er dabei von Michael Madl (rot) nicht entscheidend verfolgt, wodurch er den Ball zu Royer zurückprallen lassen kann. Der Grund für Madls Zurückweichen ist der zu große Abstand zu Nikola Vujadinovic (grün), der nicht nachrückt und bei Hosiner (gelb) bleibt, diesen beim Kopfball aber anschließend nicht behindern kann.
Üblicherweise würde Vujadinovic nach rechts in den freien Raum verschieben, während Christian Klem (schwarz) Hosiner decken und Madl mit Mader mitgehen würde. Die Idee, Hosiner bei potenziellen Flankensituationen vom kopfballstarken Vujadinovic in Manndeckung nehmen zu lassen, und nicht dem kleinen Klem zu überlassen, ist prinzipiell nachzuvollziehen, jedoch erfordert dies eine präzise Abstimmung. In dieser Szene müsste Mader an den ballnahen Sechser übergeben werden, was die Grazer jedoch verabsäumten.
SK Rapid Wien – SV Josko Ried 1:0, Guido Burgstaller (8. Minute)
Zum Abschluss der aktuellen Toranalyse wollen wir uns dem Sonntagsspiel zwischen dem SK Rapid und der SV Ried widmen. Die Hütteldorfer starteten glanzvoll und erzielten beide Treffer innerhalb der ersten 17 Minuten. Guido Burgstallers 1:0 wollen wir uns genauer ansehen.
Mit vier Spielern steht Ried um den Ballführenden Christopher Trimmel (blau) und steht damit scheinbar vor dem Ballgewinn. Darüber hinaus ist Terrence Boyd (grün) von zwei Spielern zugestellt und ein Pass auf den freien Burgstaller (gelb) nur schwer zu bewerkstelligen, da dieser sehr anspruchsvoll wäre und Thomas Reifeltshammer (schwarz) wohl während der Flugphase auf den Rapidler herausrücken würde.
Die entscheidende Bewegung geht so von Louis Schaub (weiß) aus. Er steht zunächst im Deckungsschatten von Gernot Trauner, macht dann aber einen Schritt nach hinten, woraufhin sich ein kurzes Zeitfenster öffnet, in dem der Passweg zwischen den beiden Riedern offen ist. Trimmel erkennt dies, spielt den Youngster an und geht dann mit Tempo hinter die Abwehr.
Hier sieht man die daraus resultierende Situation. Die vier Ried-Spieler wurden mit einem einzigen Pass ausgespielt und befinden sich in der letzten Linie in Gleichzahl, die im Falle des Herausrückens eines Spielers in eine Unterzahl übergeht. Man erkennt, in diesem Stadium ist der Angriff der Hütteldorfer nur mehr sehr schwer und durch perfekte Abstimmung aufzuhalten. In Anbetracht dieser Umstände reagieren die Oberösterreicher recht gut und werden in der weiteren Folge nur von der hohen Spielintelligenz von Schaub ausgespielt.
Die beiden Innenverteidiger rücken geschlossen auf den Ballführenden raus. Viele Spieler hätten in dieser Szene bereits jetzt auf Burgstaller gespielt. Dadurch, dass Reifeltshammer aber nicht gerade rausrückt, sondern diagonal nach rechts, hätte er diesen Pass höchstwahrscheinlich abgefangen. Schaub spielt jedoch nochmal nach außen auf Trimmel, da Oliver Kragl (rot) dort gegen zwei Spieler alleine steht. Der Rieder Rechtsverteidiger orientiert sich aber naturgemäß in die Mitte zu Boyd, der aufs Tor zieht und steht dort ebenso wie Burgstaller bei Trimmels Querpass komplett frei.
Alexander Semeliker, abseits.at
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Alexander Semeliker
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