Toranalyse zur Herbstsaison der tipp3-Bundesliga | SK Sturm Graz
Bundesliga 29.Januar.2013 Alexander Semeliker 0
Wenige Wochen vor dem Start in die Frühjahrssaison der tipp3-Bundesliga nimmt abseits.at die zehn Vereine genauer unter die Lupe. Nach den Spielerbewertungen und den Verbesserungstipps, werden in diesem Teil einige Besonderheiten und taktische Highlights im Hinblick auf die erzielten Tore betrachtet. In diesem Artikel betrachten wir den SK Puntigamer Sturm Graz, der aktuell auf dem letzten Europa League-Qualifikationsplatz steht. Unter Trainer Peter Hyballa gehören die Blackies vor allem im Umschaltspiel zu den besten im Lande.
2. Runde: FK Austria Wien – SK Sturm Graz 0:1, Rubin Okotie
Die ersten Punkte der Saison holte der SK Sturm in der zweiten Runde auswärts bei der Wiener Austria. Ausgerechnet Ex-Veilchen Rubin Okotie erzielte beim 1:0-Erfolg seiner Mannschaft den Siegtreffer. Ausgangpunkt des ersten Saisontors der Grazer war ein Ballgewinn von Jürgen Säumel.
Die Austria befindet sich zu diesem Zeitpunkt mit vollem Tempo in der Vorwärtsbewegung, was man vor allem daran erkennt, dass Linksverteidiger Markus Suttner (rot) extrem weit aufgerückt ist. Die Lücke, die er dadurch hinterlässt, nutzen die Grazer in der Folge aus um zum Torerfolg zu kommen. Nachdem Säumel seinen Gegenspieler vom Leder getrennt hat, kommt Leonhard Kaufmann (schwarz) an den Ball und kann anschließend eine weite Strecke durch die Mitte zurücklegen. Entscheidend dafür ist, dass ihm seine Teamkollegen diesen Kanal lange offen halten. Wie sie das machen, erkennt man im nachfolgenden Bild.
Die entscheidenden Spieler sind Okotie (gelb) und Christoph Kröpfl (grün) aufseiten der Grazer sowie Florian Mader (blau) und James Holland (weiß) aufseiten der Wiener. Der Australier kann nicht blind auf den Ball gehen, da sonst Kröpfl im Zentrum leicht anspielbar wäre. Vor demselben Problem steht Mader, der die ganze Zeit über zwischen den Laufwegen von Okotie und Kaufmann unentschlossen hin- und herpendelt.
Da sich der Austrianer schließlich auf keine Option festlegt und ins Straucheln gerät, ist für Okotie der Weg zum ersten Saisontor frei. Der grüne Bereich würde im Idealfall vom Linksverteidiger abgesichert werden, da Suttner aber wie erwähnt vorne war, hatte der Sturm-Angreifer freie Fahrt. Manuel Ortlechner steht dem 25-Jährigen dabei genauso wenig im Weg wie Tormann Heinz Lindner.
13. Runde: Wolfsberger AC – SK Sturm Graz 0:1, Imre Szabics
Das zweite Tor, das in dieser Toranalyse genauer unter die Lupe genommen werden soll, ist das 1:0 von Imre Szabics im Spiel gegen den Wolfsberger AC – ein Paradebeispiel dafür, dass eine kleine unbedachte Bewegung eine weitreichende Auswirkung haben kann.
Der Treffer der Grazer geht von Richard Sukuta-Pasu am rechten Flügel aus. In diesem Moment ist der Deutsche auf sich alleine gestellt, da kein Mitspieler anspielbar ist. Ein wichtiger Grund dafür ist David de Paula (rot), der den Passweg ins Zentrum zu Szabics (gelb) verstellt. Ein direkter Seitenwechsel auf Florian Kainz (blau) wäre zwar prinzipiell möglich, würde aufgrund der langen Flugbahn des Balls aber keinen Druck auf die WAC-Defensive ausüben. Deshalb setzt Sukuta-Pasu zu einem Diagonallauf an.
Nachdem der Grazer seinen Gegenspieler auf dem falschen Fuß erwischt, rückt de Paula zurück um ihm den Weg zum Tor zu versperren – allerdings ein, zwei Schritte zu weit nach hinten. Dadurch öffnet er den Grazern die Diagonale, was diese nutzen um über Szabics als Zwischenstation einen Seitenwechsel durchzuführen.
Auf der gegenüberliegenden Seite kommt für die Kärntner erschwerend hinzu, dass die Gäste eine Überzahlsituation haben, da Manuel Kerhe (weiß) aufgrund des schnellen Seitenwechsels zu weit weg von Christian Klem (schwarz) steht. Der Linksverteidiger hinterläuft in der Folge seinen Vordermann und kann in die Mitte querlegen.
Dort ist Szabics komplett frei, da er zuvor von Michael Liendl nicht verfolgt wurde und sich dessen Mitspieler den durchbrechenden Klem zuwenden müssen.
18. Runde: SK Sturm Graz – SC Wiener Neustadt 1:0, Richard Sukuta-Pasu
Ein weiteres, ähnliches Beispiel, bei dem die Blackies eine nahezu unauffällige Nachlässigkeit des Gegners effektiv ausnutzten, war das 1:0 beim Abschiedsspiel von Klub-Legende Mario Haas. Erzielt wurde es von Richard Sukuta-Pasu.
Hier sieht man, dass die prinzipielle Ordnung der Wiener Neustädter durchaus gegeben ist – einzige Ausnahme ist der etwas zu große Abstand zwischen Thomas Piermayr und Tobias Kainz (weiße Linie), der aber nicht wirksam wird. Mit einem simplen langen Pass und dem Ausweichen von Rubin Okotie (schwarz), dem Manuel Wallner (weiß) folgen muss, wird diese Ordnung aber erheblich gestört. Zu sehen ist das im nächsten Bild.
Die Wiener Neustädter rücken zwar schnell, jedoch planlos, um nicht zu sagen panisch, zurück und geben dabei jegliche Defensivstruktur preis. Die Folgen: Matthias Koch hat im rechten Halbfeld enorm viel Platz um die Flanke in den Strafraum vorzubereiten (grün). Weiters wird Leonhard Kaufmann (blau), der hinter der Mittelfeldreihe vorstößt, ignoriert, wodurch sich in der letzten Ebene eine drei-zu-zwei-Überzahlsituation – Kaufmann, Tobias Kainz (grün) und Sukuta-Pasu (gelb) gegen Christian Ramsebner und Dennis Mimm (rot) – zugunsten der Gastgeber ergibt.
Die beiden Wiener Neustädter verhalten sich zwar prinzipiell richtig, indem sie sich zwischen den drei Grazern positionieren, aufgrund der vorangegangenen Fehler der Mitspieler kommen sie aber gegen Sukuta-Pasu im Kopfballduell zu spät.
Bildquelle: http://www.laola1.tv/
Alexander Semeliker, abseits.at
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