[Trainerinfo] Roger Schmidt – Red Bull sichert sich Trainertalent
Bundesliga 29.Juni.2012 Georg Sander 0
Nachdem Ricardo Moniz am 12. Juni überraschend aus „professionellen“ Gründen trotz Double-Gewinns und Überwintern in der Europa League in Salzburg hingeschmissen hatte, ließ sich die Chefetage in Fuschl viel Zeit. Der neue Trainer, der am 24. Juni per Presseaussendung vorvorgestellt und am 25. Juni offiziell präsentiert wurde, ist so etwas wie der Mann der Stunde in der zweiten deutschen Bundesliga.
Name: Roger Schmidt
Nationalität: Deutschland
Geburtsdatum: 13. März 1967
Alter: 45
Position als Spieler: Mittelfeld
Vereine als Spieler: RW Lüdenscheid, TuS Plettenberg, TuS Paderborn-Neuhaus, SC Verl, SC Paderborn 07, SV Lippstadt 08, Delbrücker SC
Vereine als Trainer: Delbrücker SC, Preußen Münster, SC Paderborn 07, Red Bull Salzburg
Beginn in Paderborn
Nach den Anfängen in Lüdenscheid und Plettenberg ging Schmidt nach Paderborn, wo er seine Familie gründen sollte und seine Kinder geboren wurden. Die Universitätsstadt mit gut 150.000 Einwohnern liegt im Osten des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslandes, Nordrhein-Westfalen. Paderborn liegt in einem Seengebiet, die ersten Siedlungen datieren aus der Altsteinzeit, etwa 18.000 bis 12.000 Jahre vor der westlichen Zeitrechnung. Die fußballerische Konkurrenz aus der unmittelbaren Umgebung heißt Hessen Kassel und Arminia Bielefeld. Der größte Erfolg der älteren Geschichte fand 1982 statt, als der SCP mit dem damaligen Namen 1. FC Paderborn in die zweite deutsche Bundesliga aufsteigen konnte. Schmidt selber kam er erst nach dieser Zeit zum Verein, wurde in Kierspe, zwei Stunden von Paderborn entfernt geboren. Roger Schmidts Karriere auf Regionalebene, die ihn in die dritte Leistungsstufe führen sollte, begann bei der TuS Paderborn-Neuhaus. Beide Vereine waren schon zuvor durch Fusionen zustande gekommen, der SC Paderborn, heutiger Namensträger, wurde 1907 gegründet. Dies war ein Konstrukt, welches ab 1985 den Fußball in der Stadt aus Nordrhein-Westfahlen in höhere Sphären bringen hätte sollen.
Die ersten Spiele
In der damals drittklassigen Oberliga Westfalen verbuchte Schmidt seine ersten Einsätze für die „Ostwestfalen“ aus Paderborn. 1990 schloss er sich dem Verein an, so richtig in Fahrt kam seine Karriere aber erst später. 1992/93 bestritt der damals bereits 25-jährige Mittelfeldspieler gegen Arminia Bielfeld zwei Saisonspiele. Auch in der Folgesaison bestritt er zwei Spiele, wieder beide gegen dieselbe Mannschaft. In der Spielzeit 1993/94 konnte die TuS aus Paderborn und Neuhaus den Meistertitel holen und nahm in der nächsten Saison an der Regionalliga West/Südwest teil, ebenfalls dritte Spielklasse. Teilnehmende Landesverbände waren jene aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. In dieser Saison bestritt er 16 Spiele und hatte einen Auftritt im DFB-Pokal gegen den Chemnitzer FC. Danach entschloss er sich zu einem Wechsel zum Ligakonkurrenten SC Verl.
Die erfolgreichste Zeit beim SC Verl
Neben seiner fußballerischen Karriere studierte Schmidt. Allerdings war es kein naheliegendes Sportstudium, wie er im 11freunde-Magazin erklärte: „Ich habe Maschinenbau studiert und mir mit dem Fußball ein bisschen was dazuverdient.“ Dennoch gestaltete sich seine Zeit beim SC Verl äußerst erfolgreich. In der Spielzeit 1995/96 wirkte er in 34 Partien mit, erzielte acht Tore. Der kleine Verein aus der Stadt, die etwa 15 Kilometer südlich von Bielefeld liegt, landete auf dem passablen zehnten Platz. In diesen Regionen verblieben die Schwarz-Weißen auch in den folgenden Jahren. Die beste Platzierung mit Schmidt, der bis 2002 in Verl kickte, war ein sechster Platz 2001, dann schon in der Regionalliga Nord. Die besten Jahre hatte der Mittelfeldspieler von 1997 bis 2000, als er zum Stamm der Mannschaft aus der Tabellenmitte gehörte und je zehn Treffer erzielen konnte.
Rückkehr nach Paderborn, die Erste
Nachdem er in der Saison 2001/02 mit nur zwölf Spielen auf wenig Spielzeit gekommen war, spielte er noch eine Saison beim nunmehrigen SC Paderborn 07. Damit war die Karriere in der Regionalliga vorbei, er wechselte für ein Jahr zum SV Lippstadt in die 30 Kilometer entfernte, gleichnamige Stadt in die Oberliga Westfalen. Zum Abschluss seiner Karriere spielte er noch beim Delbrücker SC, übernahm ab 2004 auch das Traineramt. Seit 2000 hatte er neben dem Kicken als Ingenieur gearbeitet und mehr oder weniger nebenbei begonnen, die Verbandsligamannschaft des DSC trainiert. „Tatsächlich war es nie mein Plan, als Trainer einer Profimannschaft zu arbeiten, der Fußball ließ mich nie ganz los, nebenher trainierte ich bald die Herrenmannschaft des Delbrücker SC. Zunächst nur für ein Jahr, dann wurden daraus drei, dann vier.“ Er führt den DSC von der Verbandsliga bis in die Oberliga Westfalen.
Der Anruf aus Münster
Im Grunde genommen wollte Schmidt die Trillerpfeife 2008 bereits an den Nagel hängen. Die Arbeit als Trainer war zeitintensiv und mit knapp 40 Jahren sollte Ordnung in sein Leben: „Just in dieser Zeit rief mich der Manager von Preußen Münster an. Er bat mich, doch noch einmal zu Gesprächen vorbeizukommen. Also fuhr ich nach Münster und entschied aus dem Bauch heraus: Von nun an will ich hauptberuflich Fußballtrainer sein.“ Das war im Juli 2008. Das Gründungsmitglied der deutschen Bundesliga war gerade in die Regionalliga West, die durch die Einführung der 3. Liga die vierte Leistungstufe war. Die Münsteraner spielten gut mit und wurden am Ende Vierter, bei 14 Siegen, elf Unentschieden und neun Niederlagen. Die zweite Spielzeit unter Schmidt begann durchwachsen, nach dem ersten Saisondrittel hatte sich das Team aber im oberen Tabellendrittel etablieren. Dennoch kam es am 19. März, als der Klub auf dem vierten Platz lag, zu Trennung. Nach vier Remis in Folge und einem 1:2 verkündete der Präsident der Münsteraner, Marco de Angelis, „dass mit dieser Stimmung im Umfeld ein Weg nach oben nicht mehr möglich ist, dass wir reagieren müssen. Offensichtlich hat unser Trainer kein Rezept mehr für den Erfolg parat gehabt.“
Rückkehr nach Paderborn, die Zweite
Zur Saison 2011/12 übernahm er das Traineramt bei dem nunmehrigen Zweitligisten SC Paderborn 07. Er folgte damit André Schubert nach, der zum FC St. Pauli ging. In einem Interview auf der offiziellen Homepage skizzierte er seine Vorstellungen von Fußball: „Neben der Kampfbereitschaft wollen wir aber auch mit schnellen und guten Kombinationen erfolgreich sein. Die Mischung macht´s. Wir wollen uns nicht damit begnügen, nur defensiv zu denken. Sondern auf den Platz gehen, um Tore zu schießen und zu gewinnen.“ Und das taten die Ostwestfalen auch. Der Verein aus Paderborn spielte lange Zeit ganz oben mit, verbuchte lediglich sieben Niederlagen und zehn Remis. Am 33. Spieltag wäre sogar noch der Aufstieg in die erste Bundesliga drinnen gewesen, Fortuna Düsseldorf sicherte sich diesen allerdings.
Die Gründe für den Erfolg in O-Tönen
Roger Schmidt, der aus einem Abstiegskandidaten beinahe einen Aufsteiger machte, definierte bereits vor der Saison, warum man vor allem im Kopf überlegen war: „Alle Spieler müssen verinnerlichen, dass sie gleichermaßen Verantwortung für die Offensive haben. Das fängt schon in der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld an.“ In einem Interview zur Mitte der Saison, als der SCP 15 Spiele in Folge ungeschlagen geblieben war, führte er weiter aus: „Mit der Zahl der erfolgreichen Spiele steigt das Selbstvertrauen, aber da steckt harte Arbeit dahinter. Die Spieler vertrauen dann irgendwann auf die eigenen Fähigkeiten, anstatt zu verkrampfen, und rufen ihre fußballerische Qualität konstant ab.“ Wenn die Grundeinstellung passt, dann ist eben viel möglich: „Wir treten immer mutig auf und gehen auf den Platz, um Tore zu schießen und zu gewinnen.“ Die Neuzugänge vor der Saison, die aufgrund des Mini-Etats von 4,7 Millionen Euro für die Lizenzspieler vor allem aus unteren Ligen kamen, passten sich dank des klaren Konzepts an.
Der Fußball des Roger S.
Die Paderborner überzeugten nicht nur mit Willen, sondern auch mit einem facettenreichen Spiel. Die Grundordnung in der Defensive ist eine Viererkette mit Doppelsechs, davor ließ er wahlweise mit einer Offensivendreierkette plus Solospitze oder mit zwei Flügelspielern und zwei Stürmern spielen. Ein wichtiger Punkt war das Flügelspiel und vor allem auch die Standards. Die Variabilität schlägt sich auch in der Anzahl der Torschützen nieder. 14 verschiedene Spieler konnten in das Tor des Gegners treffen. Die Salzburger Stürmer dürfen sich ebenfalls freuen, Nick Proschwitz, der Mittelstürmer, erzielte 17 Tore. Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Zusammenhalt im Team, den der Ingenieur sehr hochhält – eine Sache, die bei Red Bull nicht immer zum Tragen kam. Allerdings ist dies nicht alles: „Nur mit Teamgeist gewinnst du keine Spiele. Wichtig ist doch die Qualität der Spieler. Letztendlich ist es ein großes Mosaik, das man zusammensetzen muss.“
Red Bull und Schmidt
Vom Spielermaterial her sollte Roger Schmidt die Spieler für den Fußball, den er sich vorstellt, in Salzburg durchaus vorfinden. Seine Bodenständigkeit und der Wille, mit Kampfgeist nach vorne zu spielen, dürften den Ausschlag für sein Engagement gegeben haben. Bei der Pressekonferenz machte er aber klar, dass die Aufgabe überraschend kam. „Ich hätte mir eigentlich nicht gedacht, dass ich in der nächsten Saison einen anderen Verein trainiere als Paderborn“, sagte er bei der Pressekonferenz. Darüber hinaus ist es nicht verkehrt anzumerken, dass Schmidt wenig bis gar keine Ahnung von der heimischen Bundesliga hat, wie er bei der Pressekonferenz offenkundig zugab.
Vorerst zwei Jahre
Roger Schmidt erhält bei den Roten Bullen einen Zweijahresvertrag und muss nun bis zum Auftakt im ÖFB-Samsung-Cup, dessen erste Hauptrunde vom 13. bis 15. Juli gespielt wird, die für ihn neue Mannschaft auf Vordermann bringen. Die Basis ist gelegt, aber wie üblich bei Red Bull muss er vor allem zwei Ansprüchen gerecht werden: Schön und erfolgreich spielen.
Georg Sander, abseits.at
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Georg Sander
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