In Europa gibt es einige Beispiele von Trainern, die mehrere Lebensphasen eines Vereins als Betreuer mitgemacht haben: Alex Ferguson bei Manchester United,  Franz Lederer... Trainerwechsel in Innsbruck – die Ära Walter Kogler beim FC Wacker rückblickend betrachtet

In Europa gibt es einige Beispiele von Trainern, die mehrere Lebensphasen eines Vereins als Betreuer mitgemacht haben: Alex Ferguson bei Manchester United,  Franz Lederer in Mattersburg oder Thomas Schaaf in Bremen aktuell. Früher Otto Rehhagel in Bremen, Volker Finke in Freiburg, Nils Arne Eggen in Trondheim und insbesondere Guy Roux bei AJ Auxerre. In Summe gelingt es nur wenigen Trainern und Vereinen, sich über mehr als zwei bis drei Saisonen treu zu bleiben. Fast hätte es auch Walter Kogler beim FC Wacker Innsbruck zum Langzeit-Trainer geschafft. Nach über vier Jahren endete jedoch diese Woche eine – für Innsbrucker Verhältnisse – lange Ära am Tivoli. Was war und was zurückbleibt:

Vom Spieler zum Trainer

Als Spieler hat Walter Kogler so ziemlich alles erreicht, was man als österreichischer Fußballspieler erreichen kann: Fünf Meistertitel an drei Stationen (dreimal in Innsbruck, je einmal mit Salzburg und der Wiener Austria) gefeiert, ein Cupsieg mit der Austria, über 400 Bundesliga-Spiele, WM-Teilnahme mit dem Nationalteam (Frankreich 1998), Auslandserfahrung bei AS Cannes und Beteiligung an zahlreichen Europacupschlachten für die Austria, den FC Tirol, Salzburg und den FC Kärnten.

Viele prominente Trainer haben auf die schnörkellose Defensivkunst des Walter Kogler gesetzt: Herbert Prohaska, Josef Hickersberger, Jogi Löw, Otto Baric, Horst Hrubesch, Hermann Stessl, Kurt Jara, Heribert Weber, Egon Coordes oder Gustl Starek.

Nach den Erfolgen in Innsbruck mit dem anschließenden Lizenzentzug des FC Tirol ließ Walter Kogler seine Karriere in seiner Kärntner Heimat beim FC Kärnten ausklingen. Dort begann er auch seine Trainerkarriere: Zuerst als Betreuer im Nachwuchs und dann ein Jahr in der Regionalliga beim SK St. Andrä. Als Trainer wahrgenommen wurde Walter Kogler erstmals kurz vor Weihnachten 2007, als er den DSV Leoben in der zweiten Liga übernahm. Mit Leoben konnte er die Liga sicher halten und wurde dann im Mai 2008 als junge Trainerhoffnung mit dem Neuaufbau beim FC Wacker Innsbruck betraut. Bisherige Referenzen: Eigentlich nur die Spielerkarriere und die eigenen Trainer als Vorbilder. Insbesondere an den jüngeren und modernen Trainern orientiert sich Walter Kogler laut eigenen Aussagen: „Jogi Löw ist, für mich, für die neue und moderne Trainergeneration eine Leitfigur. Mit ihm hat das in unseren Breiten so richtig begonnen. Von ihm habe ich schon als Spieler in Innsbruck viel lernen können. Seine hohe Lernbereitschaft, seine Offenheit gegenüber Neuem, sein absolut integrer Charakter und seine gut strukturierte Arbeit, das beeindruckt. Und die Menschlichkeit ist auch nie zu kurz gekommen.“

Rückkehr als Trainer

Walter Kogler kehrte also an den Innsbrucker Tivoli zurück, wo er auch seine größten Erfolge als Spieler gefeiert hat. Der FC Wacker Innsbruck war gerade abgestiegen und die Mannschaft hatte sich mehr oder weniger aufgelöst. Aus größtenteils jungen Spielern aus der Region bzw. der zweiten Liga musste Walter Kogler eine neue Mannschaft formen. Lediglich Andreas Schrott und Marcel Schreter waren von den Routiniers der vergangenen Bundesliga-Jahre übrig geblieben. Die Zielsetzung bei jenem Verein, der in Österreich bereits so viele Titel wie kein anderer Verein außerhalb Wiens gewonnen hat, war vorgegeben – wenn auch vorerst unausgesprochen: Wiederaufstieg in die tipp3 Bundesliga. Mit dieser neu zusammengewürfelten Mannschaft war dies nicht auf Anhieb möglich. Dennoch konnte man den zweiten Platz hinter dem damaligen Magna-Projekt Wiener Neustadt (Lizenz von Schwanenstadt) erreichen und sogar die mitfavorisierten Admiraner von Mäzen Trenkwalder auf den dritten Rang verweisen. Die Richtung stimmte, das war in Innsbruck zu spüren.

Aufstieg

Doch auch im zweiten Jahr war der Aufstieg nicht selbstverständlich: Mit der Admira und dem SCR Altach waren potente Konkurrenten in der Liga. Doch die Mannschaft des FC Wacker entwickelte eine starke Siegermentalität und gewann die entscheidenden Spiele im Frühjahr 2010 gegen die direkten Konkurrenten. Und auch wenn man sich gegen vermeintlich kleine Gegner einmal schwer tat, gelang es schlussendlich die Punkte zu retten. Das letzte und entscheidende Match fand im Paschinger Waldstadion gegen die Amateure von Red Bull Salzburg statt und wurde zur großen Völkerwanderung: 3.500 Fans begleiteten die Mannschaft nach Oberösterreich und feierten nach 90 Minuten den Wiederaufstieg. Die Meldung vor dem Spiel, wonach sich über 20 Busse an Fans angemeldet haben, kommentierte Walter Kogler damals so: „Wir bereiten uns konzentriert auf das Spiel vor, als wäre es eine normale Partie, die wir gewinnen wollen.“ Einer der vielen Absender von Gratulations-SMS, die nach dem Match am Mobiltelefon von Walter Kogler aufschienen, soll dann Jogi Löw gewesen sein.

Die folgenden Jahre in der Bundesliga

Für die Bundesliga wurde die Mannschaft an wichtigen Positionen mit leistbaren Routiniers verstärkt: Mit Iñaki Bea in der Verteidigung, Mit Tomas Abraham im defensiven Mittelfeld und mit Miran Burgic im Sturm. Wie so oft bei Aufsteigern, begann das Bundesliga-Comeback erfolgreich: Bis in den späten Herbst spielte Wacker Innsbruck oben mit und konnte zumindest einmal gegen jede große Mannschaft in der tipp3 Bundesliga triumphieren: 4:0 zum Auftakt zu Hause gegen Rapid, 3:0 auswärts bei der Austria oder 3:2 auswärts in Salzburg. Im Frühjahr und im Herbst 2011 folgten durchwachsene Ergebnisse. Wenngleich das Minimalziel, nämlich mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben, locker erreicht wurde.

Noch im Frühjahr 2012 durfte sogar mit einem Europacup-Platz spekuliert werden. Auf Grund der routinierten Legionäre in Schlüsselpositionen mussten Walter Kogler und Sportdirektor Oliver Prudlo für die Saison 2012/2013 den Mannschaftsumbau starten: Jünger und österreichischer war die Vorgabe – und sie wurde kadertechnisch erfüllt. Doch sportlich klappte es zum ersten Mal nicht bei Wacker in der Ära Kogler. Auch in den beiden Vorsaisonen hatte es jeweils Phasen gegeben, wo die Mannschaft über mehrere Spiele unglücklich aussah und länger nicht gewinnen konnte. Stets jedoch hatte Walter Kogler ein Rezept gefunden, um mit leichten Umstellungen die Trendumkehr zu schaffen. Dies dürfte auch der Grund sein, warum ihm lange das Vertrauen geschenkt wurde, auch dieses Mal zurück in die Spur zu finden.

Doch nach nur drei Punkten nach elf Runden war der äußere Druck auf den Vorstand zu groß geworden. Walter Kogler wurde beurlaubt und geht – nach eigenen Aussagen – mit einem guten Gefühl und der Überzeugung, dass seine Mannschaft den Klassenerhalt schaffen wird. „In Summe überwiegt das Positive“ urteilt er am Tag der Beurlaubung in der Tiroler Tageszeitung über seine Zeit beim FC Wacker Innsbruck. Jedem entlassenen Trainer kann man so eine rückblickende Einschätzung wohl nur wünschen.

Was bleibt?

Walter Kogler musste in schwierigen Zeiten eine neue Mannschaft aufbauen und festigen. Der Wiederaufstieg war von großer Bedeutung für den Verein, schließlich zeigen viele Beispiele in Österreich, dass bei einem Abstieg aus der Bundesliga rasch die Versenkung im Fußball-Nirgendwo droht. Was bleibt zurück von Walter Kogler? Die Mannschaft eines finanziell mittlerweile konsolidierten Mitgliedervereines, die im Jubiläumsjahr 2013 in der höchsten österreichischen Liga um den Klassenerhalt kämpfen muss. Jene Klasse, in die der Trainer Walter Kogler den FC Wacker Innsbruck selbst zurückgeführt hat. Diesen Erfolg kann ihm keiner aus dem Lebenslauf streichen!

Siehe dazu auch: Abgestiegen aus der Bundesliga ohne Comeback:

http://www.abseits.at/fusball-in-osterreich/bundesliga/aus-der-bundesliga-abgestiegen-ohne-comeback-serie-4-teil-sk-vorwarts-steyr-199899/

Matthias Pokorny, abseits.at

Matthias Pokorny

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