Das Transferfenster ist noch knapp zwei Monate offen, dennoch gab es in der tipico Bundesliga schon einige interessante Transfers. Logisch, beginnt für die Klubs... Transfers erklärt: Darum wechselte Hofbauer zu Altach und Hellquist zum WAC

_Philip Hellquist - SC Wiener NeustadtDas Transferfenster ist noch knapp zwei Monate offen, dennoch gab es in der tipico Bundesliga schon einige interessante Transfers. Logisch, beginnt für die Klubs mit der ersten Runde im Samsung Cup schon bald die neue Saison. Nachdem wir bereits die Transfers der größeren Klubs unter die Lupe genommen haben, sehen wir uns nun zwei andere an.

Der SCR Altach und der Wolfsberger AC waren die beiden Überraschungsteams der letzten Saison. Die Kärntner konnten ihre enorme Form vom Saisonstart zwar nicht halten und fielen letztlich auf Platz fünf zurück, dennoch qualifizierten sie sich für das internationale Geschäft. Ebenso der Aufsteiger aus Vorarlberg, der Dritter wurde. Beide verpflichteten Spieler vom SC Wiener Neustadt.

Dominik Hofbauer: Flexibel wie die Altacher Formation

Dass bei einem Absteiger gewildert wird, ist an und für sich nichts Besonderes. Im Falle der Wiener Neustädter mag dies auf den ersten Blick allerdings doch so sein, immerhin gab es im Kader keine glamouröse Namen. Umso erstaunlicher sind die Ziele einiger Akteure – ein Indiz für großes Potenzial. Kristijan Dobras wechselte gar zum SK Sturm Graz. Neben ihm sorgte ein weiterer Ex-Rapidler im Frühjahr beinahe für ein Happy End: Dominik Hofbauer.

Der 24-Jährige kam erst im Winter vom SKN St. Pölten in die Bundesliga. Dort war er der kongeniale Partner von Konstantin Kerschbaumer. Wie beim Neo-Brentford-Legionär definiert sich das Spiel von Hofbauer über eine enorme Reichweite und viele unscheinbare, aber wirkungsvolle Bewegungen. Sein Passspiel ist zwar weniger kreativ und strukturiert, zudem agiert er technisch unsauberer; andererseits kann er Kerschbaumer im physischen Bereich ohne weiteres das Wasser reichen. Nachstehend sieht man Hofbauers Statistik-Radar.

Herausstechend sind dabei seine Balleroberungswerte und die – bedenkt man, dass er beim meist unterlegenen Team der Liga spielte – hohe Produktivität. Pro 90 Minuten verzeichnete er 3,03 Tackles und fing 2,43 Pässe ab. Mit 3,03 Torschussbeteiligungen liegt er im guten Mittelfeld und noch vor Spielern wie Philipp Huspek (2,87), Valon Berisha (2,68) oder Philipp Schobesberger (2,63) und nur marginal hinter Ismael Tajouri (3,06). Den 21-Jährigen, der zurück zur Austria geht, gilt es nun zu ersetzen. Und dafür könnte Hofbauer durchaus eine Überlegung sein.

Eine markante Eigenschaft von Hofbauer ist nämlich seine Vielseitigkeit. Zwar ist er im Passspiel ein eher kleinräumiger Spieler, deckt aber mit seiner Laufarbeit, wie erwähnt, viel Raum ab. In Wiener Neustadt spielte er sowohl links als auch rechts im Mittelfeld, zudem zentral offensiv und defensiv. Dies passt sehr gut zum Bild, das man in der letzten Saison von Altach bekam. Damir Canadi stellte sein Team formativ und strategisch immer wieder um.

Mit Hofbauer kommt nun ein polyvalenter Spieler, der ein breites Aufgaben- und Positionsspektrum abdecken kann. Er könnte zum Beispiel die vakante Rolle am Flügel ausfüllen, wo er – wie Tajouri – kombinativ agieren würde. Andererseits gibt es auch die Möglichkeit, ihn als pendelnden Sechser zu bringen – eine Rolle, für die Marti Riverola wohl vorgesehen war, sie aber leider nicht erfüllen konnte. Auch eine Rolle als laufstarke Unterstützung für Oldie Hannes Aigner wäre denkbar. Im Vergleich zu den anderen Stürmern im Kader könnte Hofbauer hier deutlich besser in Kombinationen eingebunden werden.

Bedenkt man, dass die Altacher für den Mittelfeldspieler keine Ablöse zahlen musste, könnte sich dieser ohne weiteres als eines der Schnäppchen dieser Transferperiode herausstellen.

Philip Hellquist: Die Suche nach dem Mehrwert

Eine Personalie, bei der man eher von einem Wechsel weg von Wiener Neustadt ausgehen konnte, war Philip Hellquist. Als der ehemalige schwedische Nachwuchsteamspieler im letzten Winter beim Abstiegskandidaten landete, war ein gewisses Erstaunen vernehmbar. Nach vier Toren in zwölf Bundesligaspielen zog er nun weiter zum WAC. Die Suche nach den Gründen bedarf hierbei jedoch mehr als die Hilfe der Statistiken, wie man in der nachstehenden Grafik erkennen kann.

HellTrd

Ein elementarer Baustein während der Hochphase des WAC war Stürmer Tadej Trdina, während dessen Verletzung es bergab ging. Insbesondere fehlte ein adäquater Ersatz. Der Slowene ist ein bulliger Stürmer, der allerdings auch im Konter gute Qualitäten zeigte. Eigenschaften, die durchaus auch auf Hellquist zutreffen. Dennoch gewann Trdina prozentuell merkbar mehr Kopfballduelle (36,5%) als der Neuzugang (21,3%). Auch in der Defensive weist ihm die Statistik eine höhere Aktivität aus: 1,78 zu 1,06 Balleroberungen pro 90 Minuten.

Während man in den klassischen Stürmerdisziplinen mehr oder weniger gleichauf liegt, sind die Zahlen der Torschussvorbereitungen interessant. Hier hat Trdina mit deren 0,77 zwar einen recht niedrigen Wert, der aber noch immer deutlich über den 0,29 von Hellquist liegt. Sieht man sich die Kombinationsfähigkeiten isoliert an, so ist dies durchaus kurios. Technisch bzw. im Passspiel ist Hellquist nämlich keineswegs ein schlechter Spieler, sondern tendenziell sogar über seinen neuen Mitspieler zu stellen.

Ein möglicher Erklärungspunkt für den schlechten Wert könnte die Spielweise der beiden Teams sein. Bei Wiener Neustadt gab es mit Dobras und Hofbauer zwei sehr starke Zuarbeiter, deren Ziel häufig Hellquist war. Der WAC hingegen hatte Probleme, wenn er das Spiel machen musste, da es im Mittelfeld kaum kreative Akteure gab. So musste Trdina zuweilen selbst derartige Aufgaben übernehmen. Das schraubte zwar seine Statistikwerte nach oben, wirkte gruppentaktisch gesehen, angesichts seines überschaubaren kombinativen Repertoires, ebenfalls hemmend.

Mit Hellquist bekommt Didi Kühbauer also einen grundsätzlich ähnlich veranlagten Stürmer wie Trdina, der im Kombinationsspiel allerdings etwas variantenreicher ist. In den Vorbereitungsspielen spielten die beiden phasenweise Seite an Seite. Ob dies auch in der Bundesliga der Fall sein wird, darf aufgrund ihrer ähnlichen Spielweise bezweifelt werden und würde das Ballbesitzspiel des WAC wohl zusätzlich beschneiden.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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