Nicht wenige freuten sich in Graz auf den Beginn der neuen Saison. Nach der mehr als enttäuschenden Spielzeit 2012/2013 setzten die Verantwortlichen rund um... Transferzeit hui – Saisonstart pfui. Wo steht der SK Sturm nach den ersten Monaten unter Darko Milanic?

Sturm Graz FansNicht wenige freuten sich in Graz auf den Beginn der neuen Saison. Nach der mehr als enttäuschenden Spielzeit 2012/2013 setzten die Verantwortlichen rund um General Manager Gerhard Goldbrich mit einigen interessanten Transfers ein kleines Ausrufezeichen. Alles sollte besser werden. Wurde es aber nicht. Zumindest bisher.

Vielversprechende Transfers

Nach dem missglückten „Projekt Hyballa“ und dem nicht besser gelaufenen Intermezzo von Markus Schopp war klar: es muss sich etwas ändern. Schon bevor man Peter Hyballa als Trainer präsentierte, wünschte man sich im Umfeld von Sturm Graz einen alten Bekannten: Darko Milanic. Mit einem Jahr Verspätung, gelang es den Grazern den ehemaligen Sturmkicker als Coach zu gewinnen. Doch damit nicht genug. Bereits während der Vorsaison wurden mit Anel Hadzic und Daniel Offenbacher zwei bundesligaerprobte Spieler als Neuzugänge präsentiert.  Als mit Marco Djuricin und Daniel Beichler ebenfalls Nachwuchs- bzw. A-Team-Nationalspieler an die Mur gelotst werden konnten, entfachte eine kleine Euphorie. Der Transfer von Aleksandar Todorovski und das Geschenk von „Onkel Frank“, Robert Beric, ließen vermuten: Mit dieser Sturm-Elf ist heuer zu rechnen. Pünktlich zum Trainingsstart aber bereits der erste Rückschlag. Der „verlorene Sohn“, Daniel Beichler, war nicht anwesend. Eine Gehirnhautentzündung bremste den Offensivmann also gleich vor der ersten Trainingseinheit. Auch die Testspiele waren alles andere als überzeugend. Nichtsdestotrotz ging man guten Mutes in die ersten Pflichtspiele.

Souveräner Cuperfolg, aber dann?

In Runde Eins des ÖFB Cups musste man zum Team Wiener Linien. Üblicherweise stottert der Motor im ersten Pflichtspiel der Saison noch ein wenig, mit dem 5:0-Sieg konnten die Blackies aber souverän in die nächste Runde einziehen. Dies sollte aber der bisher letzte Erfolg der neu formierten Sturmmannschaft gewesen sein. Die Qualifikation für die Europa League stand am Programm. Gegen den isländischen Klub Breidablik wollte man sich eine gute Ausgangslage für das Rückspiel in Graz schaffen. Nach einem torlosen Remis sprachen die einen von einem „guten Ergebnis“, während andere bereits die Stirn runzelten. Es folgte der Bundesligaauftakt in Innsbruck. Beim Team, das voriges Jahr nur knapp erstklassig blieb, tat man sich von Beginn an schwer. Defensiv schlichen sich ungewöhnlich viele Fehler ein, offensiv kreierte man kaum gefährliche Chancen. Das 2:2 muss als gewonnener Punkt gesehen werden. Im Rückspiel der Europa League Qualifikation blamierte man sich dann bis auf die Knochen. Vor eigener Kulisse wurde die Partie mit 0:1 verloren, der Einzug in die nächste Runde somit verpasst. Nachdem vergangenen Sonntag auch noch die geplante Wiedergutmachung scheiterte (0:2 gegen Aufsteiger Grödig), stellt sich nun die Frage nach dem „Warum“.

Der Tormann

Seit Milanic das Trainerzepter in Graz schwingt, hat Sturm einen neuen Kapitän. Christian Gratzei hat diese Rolle übernommen und ist somit auch als Nummer Eins gesetzt. Nachdem Gratzei letzte Saison von Peter Hyballa zum Ersatztormann degradiert wurde, will es der Steirer nun wieder allen beweisen. Vergeblich. Bei Fans und Medien musste der Keeper zuletzt oft Kritik einstecken. Seine Abschläge seien zu ungenau, gegen Grödig hätte er die Tore verhindern können, so der allgemeine Tenor. Abgesehen vom 30-Meter-Freistoßtor von Roman Wallner in Innsbruck war kein Gegentreffer aus der Kategorie „muss er haben“. Es wäre zu einfach, die Schuld beim Schlussmann zu suchen. Das Problem beginnt vielmehr bei der Abwehr.

Die Abwehr

Drei Akteure der Viererkette scheinen gesetzt zu sein. Neuzugang Todorovski auf der rechten und Christian Klem auf der linken Seite, sowie Nikola Vujadinovic in der Innenverteidigung. Überzeugen konnten aber vor allem die Außenverteidiger bisher nicht. Aleksandar Todorovski wirkt manchmal mit dem Tempo in Österreich überfordert. Man mag es kaum glauben, aber es hat wirklich den Anschein als würden ihm einige Aktionen zu schnell gehen. Er leistet sich defensiv zwar keine groben Schnitzer, verzögert vermeintliche Konter aber des Öfteren. Auch in der Offensive findet er sich nicht wirklich zurecht. In Zeiten wie diesen ist es für einen Außenverteidiger aber ungemein wichtig, sich ins Offensivspiel seiner Truppe einzumischen. Ähnliches gilt für Christian Klem auf der anderen Seite. Offensiv hat der junge Linksverteidiger schon bessere Zeiten erlebt, auch defensiv läuft es bisher ganz und gar nicht gut. Sowohl gegen Breidablik, als auch gegen Grödig kassierte Sturm Gegentore, weil Klem nicht zur Stelle war. Beide Male stand er zu weit von seinem Gegner entfernt. Es mangelt bei Sturm aber an Alternativen. Links gibt es eigentlich gar keinen Ersatz. Philipp Hütter, der unter Hyballa die Position des linken Verteidigers eingenommen hat, ist noch im Aufbautraining. Rechts hinten wartet mit Martin Ehrenreich nur ein gelernter Verteidiger auf seinen Einsatz. Ehrenreich, der einen stark leistungsbezogenen Vertrag bekam und somit sehr gerne spielen würde, könnte für mehr Akzente in der Offensive sorgen. Besser läuft es in der Innenverteidigung. Nikola Vujadinovic spielt seinen Part souverän. Er ist der Ruhepol in der Abwehr. Auch offensiv ist er brandgefährlich und in der Luft eine Macht. Um einen Platz an seiner Seite kämpfen derzeit Michael Madl und Milan Dudic. Während Madl zu Saisonbeginn den Vorzug gegenüber Dudic bekam, haben sich die Vorzeichen vor dem Grödig-Spiel geändert. Aber auch der routinierte Dudic konnte nichts an der Misere ändern. Dennoch wirkte er sicherer als Michael Madl, der nicht an seine guten Leistungen aus dem Vorjahr anknüpfen konnte.

Das Mittelfeld

Das zentrale Mittelfeld gilt für viele als das Herzstück einer Mannschaft. Darko Milanic, der mit zwei Sechsern spielen lässt, hat sich schnell festgelegt. Anel Hadzic ist gesetzt. Der defensive Mittelfeldspieler, der bei der SV Ried unter anderem mit einem guten Schuss und Zweikampfstärke auf sich aufmerksam machte, konnte bislang aber noch nicht überzeugen. Es scheint so, als traue sich der junge Mann noch nicht zu, Verantwortung zu übernehmen. Dabei hat er sich vor Saisonbeginn noch das Trikot mit der Nummer Zehn geschnappt. Von ihm muss auf jeden Fall mehr kommen. Um den Platz neben Hadzic matchen sich Manuel Weber  und Neuerwerbung Daniel Offenbacher. Während Weber in den ersten Spielen beginnen durfte, stand zuletzt Offenbacher in der Startelf. Doch wie Weber fand auch der Jungstar noch nicht zu seinem Spiel. Der talentierte Mittelfeldspieler bemüht sich zwar, seine technischen Fähigkeiten konnte er aber nicht unter Beweis stellen. Sein abgefälschter Freistoß, der zum Last Minute Remis in Innsbruck führte, war schon das höchste der Gefühle. Auf den Außenbahnen konnte sich bislang auch niemand in den Mittelpunkt zu spielen. Florian Kainz gelingt kaum etwas. Zählte er nach seinem Debüt unter Franco Foda meistens zu den Besten seines Teams, geht es seit letzter Saison bergab. Viele Ballverluste, keine schnellen Dribblings, schwache Torabschlüsse. Dabei wären er und der ebenfalls schnelle Klem auf der linken Seite eine echte Waffe. Rechts geht es Andreas Hölzl ähnlich. Der Tiroler im Dress der Grazer hat offensichtliche Probleme bei der Ballannahme. Viel zu oft springt der Ball weit weg und landet beim Gegner. Auch körperlich könnte Hölzl, wie aber schon länger bekannt ist, etwas zulegen. Gegen Grödig wurde er zur Pause durch Patrick Wolf ersetzt. Der Rückkehrer, der zuletzt an den KSV verliehen war, wirkte spritzig und sorgte für frischen Wind im Grazer Spiel. Man wird sehen, ob er seine Teamkollegen mitreißen kann, oder ob auch er in ein Formtief fällt.

Der Angriff

Lang haben sie sich gezogen, die Bemühungen um den Slowenen Robert Beric. Nun trägt er aber doch das Trikot der Schwarz-Weissen. Der Wunschstürmer, der schon bei NK Maribor mit Darko Milanic zusammenarbeiten konnte, ist der teuerste Transfer von Sturm seit langem. Rund eine Million Euro Ablöse soll er gekostet haben. Natürlich konnte sich der steirische Traditionsklub diesen Mann nicht selbst leisten. Die Überredungskünste von Präsident Christian Jauk waren gefragt. Und schlussendlich konnte man den gebürtigen Steirer Frank Stronach davon überzeugen, ein bisschen „Kleingeld“ springen zu lassen. Politischen Hintergrund, der Wahlkampf steht bevor, soll es keinen geben. Frank Stronach will die steirischen Fußballfans einfach glücklich machen. So sagt man zumindest. Beric ist jedenfalls Stürmer Nummer 1 bei den Blackies. In den ersten Partien zeigte er schon, was er drauf hat: Er kann den Ball gut halten und ist technisch versiert. Gegen Innsbruck legte er die zwischenzeitliche Führung mustergültig auf. Einziges Manko: Er macht (noch) keine Tore. Geht im der Knopf endlich auf, werden die Grazer jedoch noch Freude mit ihm haben. Neben ihm spielt in nächster Zeit wohl Imre Szabics. Mehr als eine Jokerrolle konnte sich der Ungar eigentlich nicht erwarten, nun wird er aber regelmäßig in der Startelf stehen. In Innsbruck wurde er eingewechselt und erzielte prompt einen Treffer. Auch gegen Grödig lief er auf, blieb aber wie seine Mitspieler blass. Auch wenn Szabics nicht mehr der Jüngste ist, kann der den Blackies noch helfen. Zumindest derzeit. Grund für seinen Stammplatz ist die Verletzung von Neuzugang Marco Djuricin. Im ersten Bundesligaspiel zog sich der Stürmer einen Einriss des hinteren Kreuzbandes zu. Diese Verletzung setzt ihn nun für mehrere Monate außer Gefecht. Ebenfalls als Stürmer geholt, fehlt Daniel Beichler noch die körperliche Fitness für längere Einsätze. Da er die erste Phase der Vorbereitung verpasste, kommen für ihn nicht mehr als Kurzeinsätze in Frage. Fix ist aber: Geht den fitten Stürmern endlich der Knopf auf, und sind Djuricin und Beichler voll fit, dann verfügen die Grazer über vier qualitativ sehr hochwertige Offensivkräfte.

Daniel Jerovsek, abseits.at

Daniel Jerovsek

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