Beim Spiel zwischen der Admira und Mattersburg trafen zwei Mannschaften aufeinander, welche zwar vom Namen her keine großen Kaliber sein mögen, aber letzte Woche... Trotz 34% Ballbesitz die bessere Mannschaft – Mattersburg bezwingt die Admira

Beim Spiel zwischen der Admira und Mattersburg trafen zwei Mannschaften aufeinander, welche zwar vom Namen her keine großen Kaliber sein mögen, aber letzte Woche taktisch und spielerisch durchaus zu gefallen wussten. Keine bekannten Namen auf beiden Seiten und dennoch haben die beiden Vereine zu den besten der letzten Runde gehört. Deshalb war es nur eine logische Folge, dass sich in dieser Partie ein gutes Match entwickeln müsste – hofften zumindest die Fans auf den Tribünen.

Viele Tore konnte man nicht sehen und es war kein sonderlich schnelles oder spektakuläres Spiel, doch bereits der erste und letzte Treffer dieser Partie zeigten das Potenzial der Gäste: ein schnelles und technisch sauberes Tor, wundervoll herausgespielt für einen Konter und danach der tiefe Bunker.

Wechselwirkung der jeweiligen Formationen

 

 

 

 

 

 

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Die Gastgeber begannen mit einer 4-4-1-1-Formation und versuchten über hohe Außenverteidiger, schnelle Flügel und ein taktangebendes Zentrum die Gäste nach hinten zu drücken. Vorne hatte man mit Sulimani und Ouédraogo ein Sturmpärchen, welches sich in der Spitze abwechselte und mit vielen schnellen Läufen das gegnerische Abwehrzentrum durcheinander bringen wollte. Zusätzlich wurden sie von den offensiven Außenbahnspielern und einem aufgerückten Zentrum unterstützt. Sowohl Schachner als auch Schwab postierten sich möglichst hoch, um die gegnerische Abwehrreihe zusätzlich unter Druck zu setze, während die Außenspieler sich in Halbpositionen aufhielten. Die nötige Breite brachten letztendlich die Außenverteidiger ins Spiel, die aufrückten und bis zum zweiten Drittel als Anspielstation für die Offensiven fungierten. Paradebeispiel hierfür natürlich Auer, der letzte Woche mit seiner aggressiven und vertikalen Spielweise sogar ein Tor erzielen konnte. Die Außenspieler Jezek und Sabitzer positionierten sich nahe an den Außenverteidigern hinter ihnen und bildeten Pärchen, um durch Hinterlaufen und schnelle Kombinationen nach vorne zu kommen, allerdings ergaben sich mehrere Probleme: einerseits konzentrierten sich die Mattersburger ohnehin auf eine Sicherung des Zentrums, andererseits spielte die Viererkette der Gäste sehr eng und ließ lediglich die Außenspieler des Mittelfelds breit in der Defensive agieren.

Dies hatte zur Folge, dass man letztendlich in der Mitte sehr eng und numerisch überlegen stand, während die Außenbahnen einigermaßen gesichert waren. Wurden diese Stellen überspielt, waren sie allerdings durch die Außenverteidiger der Viererkette dahinter automatisch abgesichert, da man einfach aufrücken und attackieren konnte. Der vordere Spieler auf der Seite würde sich danach zurückfallen lassen und warten, bis er nicht mehr der tiefste Spieler auf seiner Außenbahn wäre. Gemeinsam mit dem frühen Tor für Mattersburg hatte dies als Konsequenz, dass die Admira zwar extrem viel Ballbesitz erhielt, dieser aber stark auferlegt und erzwungen war. Man spielte gegen eine tiefstehende Mannschaft, die bewusst Abstriche im eigenen Offensivspiel in Kauf nahm, um stattdessen hinten dicht zu stehen. Durch die extrem aufgerückte Spielposition schnürte man klarerweise den Gegner tief ein, konnte aufgrund mangelnder Kreativität jedoch nicht deutlich mehr Chancen erspielen.

Ganz im Gegenteil, Mattersburg konterte extrem gefährlich und nutzte die klassischen Fehler im modernen Fußball: fehlende Kompaktheit und langsames Umschalten. Beim Siegtor schalteten die Mattersburger nach Ballgewinn schnell um und die zentralen Mittelfeldspieler reagierten ebenso schnell und intelligent wie die Stürmer. Ein Lochpass und eine Eins-gegen-Eins-Situation fixierten einen gelungenen Angriff, welcher nicht der letzte dieser Sorte war – allerdings der letzte erfolgreiche. Einige Male kam man auf ähnliche Weise bis vor das gegnerische Tor und konnte dann aber nicht mehr effektiv verwerten, alles in allem aber trotz nur 34% Ballbesitz eine einigermaßen gute und souveräne Leistung zeigen. Bei gleichvielen Torversuchen hatte man deutlich mehr Großchancen – ein höherer Sieg wäre nicht unverdient gewesen. Vor der engen Viererkette sicherte die Doppelsechs ab, im Offensivgang blieb Ilsanker zumeist etwas tiefer und Seidl spielte wie eine Zehn, suchte Lücken und band sich gut ins Spiel im letzten Drittel mit ein, gemeinsam mit Naumoski war er der Taktgeber bei den schnellen Kontern. Interessanterweise war es dennoch Bürger, der den wendigen der beiden Stürmer gab und sich die Lücken um Naumoski herum pickte – gemeinsam mit dessen spielgestalterischem Drang, welcher sich in einer tieferen Durchschnittsposition äußerte, offenbarte sich ein fluides und rochierendes Stürmerpaar, dass füreinander Löcher öffnete und die gegnerischen Schnittstellen auszunutzen wusste. Flankiert wurden sie von Höller und Potzmann, der ballnahe Spieler würde sich immer auf den Außenbahnen zum sicheren Kombinationsspiel bereithalten, der ballferne Außenspieler rückte zumeist hinter die Stürmer und neben Seidl ein, womit man eine verbesserte Ballzirkulation ermöglichte. Zusätzlich entstand für den Gegner die Gefahr, dass man jederzeit mit einem Ball in den Rücken der Abwehr in Sechzehnernähe zu einer gefährlichen Chance kam und deshalb das schwache Umschalten der Admira noch fataler war.

Fazit

Kein tolles, aber doch ein gutes Spiel. Insbesondere in Anbetracht der individuellen Stärke einzelner Spieler beider Mannschaften kann man ein taktisch hochwertiges und spielerisch akzeptables Spiel attestieren, denn man sah die klassischen Symptome einer modernen Fußballpartie: einerseits Ballbesitzspiel und Einschnüren des Gegners, andererseits Kompaktheit und  schnelles Umschalten. Könnten die beiden Mannschaften die Stärken des jeweils anderen übernehmen, um ihre eigenen Schwächen zu verschleiern, würden sich zwei hervorragende Mannschaften entwickeln. Der Mut zur Anpassung ist aber gegeben und es sind wohl lediglich die spielerischen und läuferischen Mängel beider Teams, welche dieses utopische Szenario verhindern.

RM schreibt auch für spielverlagerung.de

Rene Maric

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