Trotz Durchhänger das Maß aller Dinge – Das war die Herbstsaison von Red Bull Salzburg
Bundesliga 4.Januar.2015 Alexander Semeliker 0
Die Herbstsaison 2014/2015 in der tipico Bundesliga ist beendet. In dieser Serie nimmt abseits.at den bisherigen Saisonverlauf, die Taktik, die wichtigsten Team- und Spielerstatistiken und die besten Akteure der zehn österreichischen Bundesligaklubs unter die Lupe. In diesem Artikel sehen wir uns den FC Red Bull Salzburg an.
Bisheriger Saisonverlauf
Obwohl Red Bull Salzburg im Sommer Erfolgstrainer Roger Schmidt und nach den ersten Runden mit Sadio Mane einen der besten Spieler verloren, nahm der Titelverteidiger auch die Saison 2014/2015 als großer Favorit in Angriff. Zwischendurch – vor allem nach dem Verpassen der Champions-League-Gruppenphase – konnte man den Eindruck gewinnen, dass die Bullen heuer trotz überlegener Finanzkraft schlagbar sind. Letztlich erwiesen sie sich aber als konstantestes Team der tipico Bundesliga.
Der Saisonstart der Salzburger war furios: die ersten sechs Spiele wurden mit einem sensationellen Torverhältnis von 29:1 allesamt gewonnen. In der Qualifikation für die Champions League war man nach dem Playoff-Hinspiel gegen Malmö auf Kurs Richtung Gruppenphase. Dann kam die 0:3-Pleite in Schweden, nach der die Bullen wankten: drei Bundesliganiederlagen in Serie und nur ein 2:2 zum EL-Auftakt gegen Celtic. Während die Konkurrenz die in dieser Phase beginnende Inkonstanz bis zum Ende der Herbstsaison beibehielt, konnte sich Red Bull Salzburg an der Tabellenspitze festsetzen. Mit acht Punkten Vorsprung auf den Zweiten ging man in die Winterpause.
Taktik und Spielweise
Als Nachfolger von Schmidt übernahm Adi Hütter das Traineramt und wollte am System des Deutschen wenig ändern. Zunächst hatte es den Anschein, dass es dem 44-Jährigen sogar gelungen wäre, das Spiel weiter zu verbessern. Mit dem Aus in der Champions League und dem steigenden Druck drohte aber alles einzustürzen und die Unsauberkeiten in den Abläufen, die man schon von Hütters Grödigern kennte, stellten große Instabilitäten dar. Der Halbraumfokus im Kombinationsspiel wurde immer größer, die Strukturen aber simpler und wackeliger. Ähnliches galt für das Gegenpressing.
So unternahm Hütter nach der kurzzeitigen Krise eine einschneidende Anpassung an: er stellte die Grundformation vom 4-2-2-2 auf ein 4-3-1-2 um, änderte das Personal im Wesentlichen aber nicht. Der für Mane in die Stammelf gerückte Massimo Bruno konnte seine spielmachenden Qualitäten auf der Zehnerposition besser einbringen und Kevin Kampl glänzte als vertikal pendelnder Achter. Durch die klare Versetzung zwischen Stefan Ilsanker als zentralem Sechser und Christoph Leitgeb als zweitem Achter erreichte man schließlich die nötige Balance.
Teamstatistiken
Die Überlegenheit und Konstanz von Red Bull Salzburg schlägt sich selbstverständlich auch in der Statistik nieder, sodass es eigentlich nur einen Blick auf die nachstehende Grafik benötigt. Einzig bei den klärenden Aktionen scheinen sie abzufallen. Dass sie mit deren 354 ligaweit die zweitwenigsten haben, ist aber nachvollziehbar und keineswegs als negativ zu werten.
Sie kommen schlicht kaum in die Situationen, brenzlige Situationen mit Befreiungsschlägen lösen zu müssen. Entweder schaffen sie es, den Angriff früh zu unterbinden oder sie stehen vor der Aufgabe, einen laufenden gegnerischen Konter zu stoppen. Beides geschieht im Allgemeinen ohne den Ball kompromisslos wegzuschlagen.
Spielerstatistiken
In diesem Abschnitt sehen wir uns die wichtigsten Spielerstatistiken, aufgeschlüsselt nach Positionen und normiert auf eine Einsatzzeit von 90 Minuten, an. Voraussetzung ist, dass ein Spieler mindestens 500 Minuten spielte.
Beste Zweikampfquote (Abwehr): Martin Hinteregger (66,1%)
Meiste Balleroberungen (Abwehr): Andre Ramalho (8,3)
Meiste klärende Aktionen (Abwehr): Martin Hinteregger (4,8)
Meiste Pässe (Mittelfeld): Kevin Kampl (61,9)
Beste Passquote (Mittelfeld): Kevin Kampl (81,5%)
Meiste Torschussbeteiligungen (Mittelfeld): Kevin Kampl (5)
Meiste Balleroberungen (Mittelfeld): Naby Keita (9,3)
Meiste Pässe (Angriff): Marcel Sabitzer (40,3)
Meiste Torschüsse (Angriff): Jonatan Soriano (6,9)
Beste Chancenverwertung (Angriff): Jonatan Soriano (34,5%)
Die Topspieler
Kevin Kampl – Der Slowene galt für viele als einer der besten Spieler, die je in der österreichischen Liga aufgelaufen sind. Auch in seinem letzten halben Jahr gehörte er zu den mit Abstand besten Akteuren, war auch in seiner neuen Rolle als Achter ein unermüdlicher und kaum aufzuhaltender Antreiber. Mit dem Wechsel zu Borussia Dortmund setzte Kampl vor Weihnachten den nächsten Karriereschritt, der angesichts seiner hohen Qualität nicht zu groß sein dürfte.
Jonathan Soriano – Neben Kampl der überragende Akteur bei den Bullen. Der Routinier marschierte auch in der Krisenzeit voran und schoss Tor um Tor. Soriano überzeugte aber nicht nur in den klassischen Stürmer-Disziplinen, sondern band sich auch verstärkt ins Kombinationsspiel ein und bestach mit einem herausragenden Verbindnungsspiel.
Marcel Sabitzer – Der Wechsel des 20-Jährigen sorgte nicht aufgrund des Zustandekommens für Kritik, auch sportlich gab es Fans, die ihn auf der Bank sahen. Tatsächlich etablierte sich der ÖFB-Teamspieler aber als wichtige Option im Angriffsspiel; insbesondere seine Rolle als zweiter Stürmer war interessant. Auch die Ausbeute kann sich sehen lassen: 9 Tore, 9 Vorlagen.
Alexander Semeliker, abseits.at
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