Überragender Wallner entscheidet mit vier Scorerpunkten das „4-4-2-Kellerduell“
Bundesliga 16.Dezember.2012 Rene Maric 0
Wacker Innsbruck gegen Admira Mödling ist an sich kein Spiel für Freunde des gepflegten Balles. Die Admira kränkelt seit dem Abgang von Philipp Hosiner an der Effektivität ihrer Spielweise, die an sich aber durchaus spektakulär sein könnte. Die Innsbrucker sind eine von vielen Mannschaften, bei denen es ums nackte Überleben geht und nicht darum, sich eine Spielphilosophie inklusive Umsetzung anzueignen. Eigentlich wäre es auch deswegen ein Spiel für die Admira gewesen: auswärts gegen einen Gegner, der das Spiel ungerne macht und individuell nicht überlegen ist. Doch die Mödlinger befinden sich seit Wochen in einer Abwärtsspirale und genau diese wollten die Innsbrucker aus psychologischer Sicht nutzen.
Ein 4-4-2-Duell
Beide Mannschaften spielten mit ähnlichen Varianten eines 4-4-2. Oftmals bedeuten solche Duelle, dass entweder eine Mannschaft dominiert, aber keinen Zugriff auf die Räume bekommt oder beide Mannschaften sich mit langen Bällen, Fehlpässen und versuchten Kontern abwechseln. Diese Partie war aufgrund unterschiedlicher Ursachen wechselhaft und entsprach diesem Schemata nicht.
In der Anfangsphase war die Admira beispielsweise besser, was an schnellen und sicheren Kombinationen sowie mangelnder Kompaktheit bei Wacker Innsbruck lag. Die Admira versuchte ihr schnellen Kombinationen nun nicht nur nach Ballgewinnen zu fahren, sondern aus dem Aufbauspiel heraus schlecht besetzte Räume der Gegner mit maximaler Dynamik anzugreifen. Gleichzeitig setzten sie die Innsbrucker früher unter Druck als üblich und konnten somit einige Male aus dem Mittelfeld heraus kontern.
Problematisch war auch das Umschaltspiel der Wacker-Akteure nach hinten, wenn ihre jeweilige Position beziehungsweise ihr Zuständigkeitsbereich im Raum überspielt wurde. In dieser Grafik sehen wir ein Beispiel aus der Anfangsphase.
Ein Angriff 3-gegen-3 entsteht, in welchem die Admiraner die richtigen Bewegung und das bessere Sichtfeld haben. Von hinten wird nur unzureichend zugeschoben, im Idealfall schieben die offensivsten Akteure in die Tiefe und helfen dem herausgerückten Verteidiger, der sich in dieser Szene zwischen Abwehr und dem einzigen sichtbaren Admira-Spieler im Rückraum befindet, um wieder problemlos in die Kette zurückzukehren. Solche Mechanismen fehlen in Österreich und sind Mitgrund für die Anfälligkeit gegen bessere Mannschaften. Darum war die Admira auch in der Anfangsphase besser – ihr offensives Umschalten war dem defensiven von Wacker überlegen.
Diese Phase dauerte etwa zwanzig Minuten – bis Roman Wallner zur Führung traf. Die Admira wirkte jetzt verunsichert und die Innsbrucker konnten sich mit dem Führungstreffer im Rücken nicht unbedingt defensiver, aber kompakter und stabiler ausrichten, was zu Problemen bei den Gästen führte.
Roman Wallners Wert
Ohnehin war Routinier Wallner der Matchwinner an diesem Abend. Grob gesagt: bei drei Toren kam er auf vier Scorerpunkte; beim letzten Treffer holte er den Elfmeter nämlich nicht nur heraus, sondern versenkte ihn auch noch mit Eiseskälte. Das erste Tor war allerdings deutlich mehr ein Tor der Marke Wallner und zeigte, wieso er als Juwel galt.
Zugegeben, beim ersten Tor hatten die Innsbrucker auch etwas Glück, dass die Admira einmal mehr zu passiv agierte und den Flankengeber nicht ordentlich zustellte. Dieser konnte zwischen drei Verteidigern hindurch eine scharfe Hereingabe machen; so etwas darf auf höchstem Niveau schlichtweg nicht passieren. Es reicht heutzutage nicht nur, sich in der Nähe aufzuhalten und versuchen den Weg in die Mitte zu versperren, man muss den Gegner auch aktiv bedrängen und ihn außerhalb seiner Balance halten. Ein Aspekt, der den Admiranern an diesem Tag fehlte.
Dennoch ist die Bewegung Wallners aus individualtaktischer Perspektive außerordentlich. Er antizipiert die fast unmögliche Flanke, startet genau im richtigen Moment und übertölpelt seinen Gegenspieler. Die große Frage lautet natürlich, wieso dieser seinen Fehler machte: hielt er die Flanke für unmöglich, reagierte er zu spät oder ist es ein taktischer Fehler, überhaupt so spät zu reagieren und sollte man nicht lieber auf Verdacht den kurzen Pfosten proaktiv zustellen?
Letztlich trotzdem ein Lob an Wallner, der sich gut bewegte, sein sehenswertes Timing zur Schau stellte und seinen Torriecher bewies.
Auch beim nächsten Treffer waren die Faktoren Passivität und Wallner maßgeblich.
Das 2:0 als Sinnbild der Probleme Admiras
Nach einem versuchten Schnellangriff der Admira eroberte Rechtsverteidiger Thomas Bergmann den Ball. Relativ einfach konnte er mit Ball am Fuß einen weiten Weg überbrücken, hatte aber nur eine Anspielstation, nämlich Roman Wallner. Der Stürmer bewegte sich auf die Seite und bot sich intelligent an, erhielt den Ball und wurde nicht ordentlich attackiert. Er schob den Ball zwischen den Beinen eines Gegenspielers Bergmann in den Lauf, der sich durchsetzte und nach ein paar Metern im Sprint aus Ermangelung an Anspielstationen auf den Ball stieg.
Bis dahin hatte die Admira das meiste schon ziemlich passiv gemacht, kontextuell war es aber kein Problem. In gewisser Weise hätte man sogar positiv sagen können, dass sie den Gegner aufrücken ließen, um den Mangel an Anspielstationen konstant zu halten, auch wenn das wohl zu hoch gegriffen wäre, denn bewusst taten sie dies sicherlich nicht.
Dennoch hatten sie Bergmann eigentlich in einer Falle: umgeben von Gegenspielern, die einzige bespielbare Anspielstation lag hinter ihm und er war weit außerhalb seiner Position. Im Idealfall würde Daniel Toth (#26) sich an Wallner orientierten und im Sprint dessen Laufweg verstellen, während Stephan Palla (#3) von hinten im Bogen auf Bergmann schiebt. Dieser kann dann nicht nach innen und kann von den zwei Verteidigern problemlos und effektiv gepresst werden. Doch stattdessen blieb man einmal mehr passiv, Bergmann ging nach innen und erzielte mit einem Kunstschuss einen schönen Treffer von etwas hinter der Strafraumlinie.
Fazit
Kein großartiges Spiel beider Mannschaften, doch Wacker schaffte nach schwachem Beginn die Wende und wurde dominanter. Man kontrollierte den Gegner besser nach dem Führungstreffer und setzte sich letztlich wohl auch verdient durch.
Rene Maric, abseits.at
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Rene Maric
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