Überladungsmechanismen lahmgelegt und gut gekontert: So holte der WAC in Salzburg einen Punkt
Bundesliga 1.Dezember.2014 Alexander Semeliker 2
Das Sonntagsspiel der 17. Runde in der tipico Bundesliga lautete Red Bull Salzburg gegen den Wolfsberger AC. Während die Mozartstädter mit einem Sieg den Vorsprung auf die zweitplatzierten Kärntner ausbauen wollten, hätte ein Sieg des WAC primär dessen Abwärtstrend stoppen sollen. Letztlich trennte man sich 2:2.
Als die beiden Teams das letzte Mal aufeinandertrafen, waren die Voraussetzungen andere. Zwar standen sie auch damals auf den ersten beiden Tabellenplätzen, allerdings nahmen die Entwicklungen seitdem andere Wendungen. Der WAC führte nach dem überraschenden Sieg zunächst vier Runden lag die Tabelle an, brach dann aber ein und holte aus den letzten fünf Spielen nur einen Punkt. Die Salzburger hingegen fanden wieder zu alter Stärke und konnten auf sechs Punkte davonziehen.
Kontinuität auf der einen, Personalrochade auf der anderen Seite
Anders als Mitte September im Wörthersee Stadion spielt das Team von Adi Hütter mittlerweile nicht mehr in einer flachen 4-4-2-Grundordnung, sondern es wurde im Mittelfeld auf eine Raute umgestellt. Die Spielweise des Doublesiegers hat sich seit dem jedoch nicht geändert. Man praktiziert weiterhin ein aggressives und mannorientiertes Spiel gegen den Ball und fokussiert sich im Kombinationsspiel auf Überladungen der Halbräume. Die Abläufe im 4-3-1-2 sind aber strukturierter als in der Zeit um die Niederlage in Kärnten.
Auch den WAC sah man im Vergleich zum 1:0 in der achten Runde personelle und formative Unterschiede. Besonders schmerzhaft waren für Didi Kühbauer wohl die Ausfälle der Stamm-Innenverteidigung. Sowohl Michael Sollbauer als auch Nemanja Rnic mussten eine Sperre absitzen. Die beiden waren ein Hauptgrund für den fulminante Saisonstart, sorgten mit ihrer Physis für enorme Stabilität in der Strafraumverteidigung. An ihre Stelle rückten Boris Hüttenbrenner und Daniel Drescher. Darüber hinaus gab es im Vergleich zur 0:2-Niederlage gegen Wiener Neustadt einige weitere Umstellungen.
Keine Überladungsmöglichkeiten für Salzburg
Einerseits krempelte Kühbauer seine Offensivabteilung komplett um. Attila Simon, Peter Zulj, Manuel Kerhe und Jacobo blieben zunächst auf der Bank. Als Solospitze agierte Silvio, im Mittelfeld gab es mit Ausnahme von Christopher Wernitznig nur nominell defensiv orientierte Akteure. Insbesondere die Nominierung von Joachim Standfest als zentralen defensiven Mittelfeldspieler war dabei interessant. Der 34-Jährige überraschte mit einem durchwegs guten Stellungsspiel. Zunächst orientierte sich sehr stark am Zehner der Salzburger, ließ diesen Mannfokus aber in den entscheidenden Momenten immer wieder gut fallen und stellte das Zentrum geschickt zu.
Vor Standfest agierten Manuel Weber und Roland Putsche als Achter mit einem sehr großen Aktionsradius. Im Pressing, das ab etwa der Mittellinie angesetzt war, konnten sie vor allem die Einbindung von Christoph Leitgeb und Kevin Kampl unterbinden. Sie positionierten sich zwar durchaus weit vorne, ließen aber kaum direkte Pässe in ihren Rücken zu, weil sie in ihren Bewegungen gut abgestimmt waren. Ihre Anordnung war dabei asymmetrisch: einer rückte auf den Ball heraus, der andere ließ sich diagonal nach hinten fallen und sicherte den Raum. So kamen die Salzburger kaum in die Halbräume, sondern wurden auf die Flügel gedrängt.
Salzburgs Offensivspieler waren dabei aber keineswegs passiv. Insbesondere Jonathan Soriano und Massimo Bruno zeigten gute Bewegungsabläufe. Der Spanier löste sich ballfern oft von den Innenverteidigern, ging Kurzpasskombinationen ein und orientierte sich dann mit Tempo in die Spitze. Bruno ergänzte dies mit entweder ausweichenden oder vertikalen Läufen. Darüber hinaus ließ er sich, abwechselnd mit Kampl, nach hinten neben einen der Innenverteidiger fallen – vermutlich mit dem Ziel, Putsche oder Weber aus dem Zentrum zu lösen. Die beiden sprangen auf diese Herauslockungsversuche aber nicht an.
Eine weitere wichtige Rolle kam den Außenverteidigern zu. Salzburg konzentrierte sich wie gewohnt stark auf das Zentrum, kamen dort aber aufgrund der erwähnten Abläufe nicht direkt durch und wurde nach außen gedrängt. Dort gab es nominell eine Überzahl zugunsten der Gäste, die diese geschickt ausnutzten. Die Außenverteidiger der Bullen wurden mannorientiert den Flügelspielern zugeordnet, während die Außenverteidiger dahinter frei agieren konnten.
Ein Schlüssel für die Salzburger Durchbrüche in den Halbräumen ist ihre Fluidität. Insbesondere die Achter können so Überzahlsituationen herstellen. Aufgrund der freien Außenverteidiger das in diesem Spiel aber weg. Der WAC ließ sich nicht herauslocken, die drei-gegen-eins-Situation in der ersten Aufbaulinie strahlte keine Gefahr aus. Dribblings von den Innenverteidigern nach vorne, die wohl mehr Wirkung gehabt hätten als das Abkippen von Kampl und Bruno, sah man nicht.
Gewohnt starkes Konterspiel des WAC
Auch im Spiel gegen den Ball hatten die Innenverteidiger – insbesondere Andre Ramalho – die eine oder andere Unsauberkeit drinnen. Das Gegenpressing lief aufgrund ihrer tiefen Stellung einige Male ins Leere. Verbunden mit der überraschend hohen Pressingresistenz des WAC-Zentrums, führte das zu einigen gefährlichen Kontern der Lavanttaler. Die Innenverteidiger rückten spät und riskant heraus und der WAC konnte dann schnell in die Tiefe spielen.
Interessant waren bei den Konterabläufen auch die Rollen von Silvio und Putsche. Der brasilianische Stürmer hielt sich zunächst in der Nähe der Innenverteidiger auf, löste sich dann aber zur Seite und konnte einige Male den Ball sehr gut behaupten bzw. sich um Ramalho herumdrehen. Unterstützend hinzu kamen neben den Antritten der Flügelspieler auch die Vorstöße von Putsche aus dem Zentrum. Der 23-Jährige bespielte in erster Linie die Räume hinter den, ins Pressing gehenden RBS-Achtern, und war an beiden Toren seines Teams entscheidend beteiligt.
Auf diese Art und Weise waren die Wolfsberger das gefährlichere Team, obwohl sie nicht mal 30% Ballbesitz hatten. Eine Tatsache, die aber nicht allzu sehr verwunden sollte. Die offensive Spielanlage von Red Bull Salzburg kommt der Spielweise der Kühbauer-Elf nämlich besser entgegen als beispielsweise das passive Spiel der Wiener Neustädter. Bis zur Schlussphase blieben klare Torchancen für die Bullen aus. Erst als die Kräfte der Kärntner schwanden und die Gastgeber nach Verlagerungen in die Tiefe spielen konnten, wurde man gefährlich. Ein Elfer-Doppelpack von Kapitän Soriano sorgte schließlich für den Endstand.
Alexander Semeliker, abseits.at
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Alexander Semeliker
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