Umbau in Favoriten- Das abgelaufene Transferfenster bei Austria Wien
Bundesliga 2.Februar.2012 Patrick Redl 0
Im Winter ging´s rund in Favoriten! Zwei absolute Leistungsträger verließen den Klub, vier neue Spieler wurden geholt. Zudem gab es einen Wechsel auf der Trainerbank. abseits.at lässt den abgelaufenen Monat Revue passieren und versucht sich an einem Ausblick auf die Frühjahrssaison der Veilchen.
Vorweihnachtlicher Knalleffekt
Kurz vor Weihnachten gab der Vorstand um Thomas Parits die sofortige Ablöse Karl Daxbachers bekannt und reagierte somit auf das enttäuschende Schlussviertel der Hinrunde aus Sicht der Austria. Aus den letzten neun Spielen holte der Klub nämlich bloß acht Punkte. Als Nachfolger wurde Ivica Vastic, der bisherige Trainer der Amateure, präsentiert. Unterstützt wird Vastic vom violetten Urgestein Manfred Schmid – bisher Co Trainer in Wiener Neustadt -und Damir Ozegovic , der als Spieler unter anderem bei Admira Wacker und dem Wiener Sportklub tätig war und zuletzt Co-Trainer beim SV Horn war. Die Aufgabe des Trainerteams sollte sich im Laufe der Transferzeit nicht erleichtern, eher das Gegenteil ist der Fall denn…
…Junuzovic und Barazite verlassen die Veilchen…
Obwohl beide Abgänge ob ihrer gezeigten Leistungen, auch und vor allem im Europacup, durchaus zu erwarten waren, ging letztlich alles doch überraschend schnell. Zlatko Junuzovic wechselt an die Weser zum SV Werder Bremen. Dass Junuzovic im Sommer bei Werder anheuern würde, war schon länger klar. Ursprünglich wollte sich Klaus Allofs allerdings die Ablöse sparen und erst im Sommer zuschlagen. Kurz vor Ende des Transferfensters wurde Werder doch noch aktiv und sicherte sich bereits vorzeitig die Dienste des österreichischen Nationalspielers. Werder-Trainer Schaaf setzt große Hoffnungen in Junuzovic und möchte ihn laut eigenen Angaben bereits im nächsten Spiel einsetzen.
Nacer Barazite wechselt in die 2. französische Liga zum AS Monaco, wo mit Hilfe der finanziellen Unterstützung des neuen Mehrheitseigentümers und Milliardärs Dimitri Rybolovlev und einem umfassenden Transferprogramm der Wiederaufstieg in die Ligue 1 gelingen soll. Barazites Abgang soll den Veilchen drei Millionen Euro gebracht haben.
… und werden ersetzt
Als Ersatz für die Abgänge wurden Tomas Simkovic von Wiener Neustadt und Roman Kienast vom SK Sturm präsentiert. Simkovic, der bereits im Nachwuchs für die Austria gespielt hat, wurde bis Sommer 2014 (+ einjähriger Option) verpflichtet und soll fortan auf der linken Angriffsseite kurbeln. Im Gegensatz zu Junuzovic, der sich eher im Zentrum aufgehoben fühlt, ist Simkovic ein gelernter Linksaußen. Ob er die Lücke wirklich füllen kann, wird sich weisen. Roman Kienast wurde bis Sommer 2015 verpflichtet und soll seine Torjägerqualitäten fortan im violetten Dress zur Geltung bringen.
Diese Verpflichtung ist aus mehreren Gründen zwiespältig im violetten Anhang aufgenommen worden. Zum einen wähnt man einen ähnlichen Stürmertyp mit Roland Linz bereits im Kader (laut Vastic spricht hingegen nichts gegen einen Sturm Kienast/Linz, zumal bei näherem Hinsehen auch Unterschiede in den Bereichen Ballbehandlung, Kopfballspiel, defensive Mitarbeit etc. zu finden sind), zum andern hätte man sich einen flinkeren und wendigeren Typen als Barazite Ersatz erhofft. Auch die Tatsache, dass Kienast beim Stadtrivalen groß geworden ist, schmeckt einigen Fans so gar nicht. Im Sinne des Sports und der internen Ruhe, bleibt allerdings zu hoffen, dass dem Verein ein Theater wie bei Roman Wallner erspart bleibt.
Stabilität in der Defensive
Neben dem offensiven Aderlass und Handlungsbedarf versucht man in Favoriten auch die Defensive zu stärken. Gelingen soll dies mit dem Australier James Holland (Vertrag bis 2013 +2). Holland wurde trotz eineinhalbjähriger Restvertragslaufzeit ablösefrei von AZ Alkmaar verpflichtet, wo der defensive Mittelfeldspieler über eine Reservistenrolle nicht hinauskam. Von Holland erhofft man sich mehr Ruhe und Übersicht im Spielaufbau und mehr Sicherheit in der Defensive.
Diese soll auch der auf den letzten Drücker verpflichtete Ivan Kardum garantieren. Der 24-jährige Goalie wurde von NK Osijek geholt und mit einem Vertrag bis 2014 (+2) und somit mit einem Vertrauensvorschuss ausgestattet. Die Verpflichtung war notwendig geworden, weil sich, der im Herbst ohnehin oft kritisierte, Pascal Grünwald in der Vorbereitung schwer verletzte und operiert werden musste. Der Tiroler fällt vermutlich die gesamte Rückrunde aus.
Fazit und Ausblick
Die Wiener Austria hat einen turbulenten Winter hinter sich. Neben dem Trainerwechsel verließen zwei Spitzenspieler den Verein. Demgegenüber stehen vier Neuverpflichtungen, die ihre Qualitäten in der Rückrunde unter Beweis stellen können.
Thomas Parits geht mit Ivica Vastic ein Risiko ein, da der Neo-Coach vor allem in der Kreativabteilung nicht mehr auf der Arbeit Daxbachers aufbauen kann, sondern gefordert ist, aus dem vorhandenen, wenn nicht schlechteren, dann zumindest anderen, Spielermaterial ein funktionierendes Team zusammenzustellen. Der Anspruch des Vereins, einen internationaler Startplatz zu erreichen, sollte in jedem Fall möglich sein, ob der Anspruch der Fans, die Mitsprache um den Titel, realistisch ist, wird sich weisen und hängt logischerweise auch mit dem Rückrundenstart zusammen. Mit dem Heimspiel gegen die SV Ried und dem darauf folgenden „Auswärts-Derby“ im Happelstadion stehen gleich zu Beginn zwei Schnittpartien auf dem Programm. Können beide positiv bestritten werden und das Momentum auf die eigene Seite gebracht werden, steht einer erfolgreichen Rückrunde nichts im Wege. Umgekehrt stünde die sportliche Führung und die Mannschaft bei einem misslungenen Rückrundenstart bereits mit dem Rücken zur Wand – zur Erinnerung: die Austria geht mit vier Punkten Rückstand auf Winterkönig Rapid und Ried in die Rückrunde.
Man darf also gespannt sein.
Patrick Redl, abseits.at
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