Für Aufregung haben beim Spiel zwischen der Austria und Kapfenberg vom vergangenen Samstag einige Schiedsrichterentscheidungen gesorgt. abseits.at klärt die umstrittenen Szenen auf. Die Wiener... Umstrittene Entscheidungen l Austrias Nachsehen gegenüber Kapfenberg

Für Aufregung haben beim Spiel zwischen der Austria und Kapfenberg vom vergangenen Samstag einige Schiedsrichterentscheidungen gesorgt. abseits.at klärt die umstrittenen Szenen auf.

Die Wiener Austria hat das Heimspiel gegen Tabellenschlusslicht SV Kapfenberg also mit 0:1 verloren und hadert nicht nur mit der eigenen schwachen Leistung, sondern auch mit der von Schiedsrichter Thomas Gangl. Diskutiert werden dabei besonders zwei Entscheidungen, ein Elfmeter, sowie ein aberkanntes Tor. Zudem wird der Ausschluss eines Kapfenberger Spielers als überhart eingestuft. Betrachten wir die drei Beurteilungen anhand des Regelwerks.

Das Handspiel

Kapfenberg greift über die rechte Seite an, eine Flanke von Rene Pitter gelangt in den Strafraum zu Austrias Innenverteidiger Georg Margreitter. Der Ball landet auf Margreitters Hand und springt von dort ins Toraus, Schiedsrichter Gangl zeigt auf den Elfmeterpunkt. Hat Gangl die Situation richtig beurteilt? Es ist nicht sichtbar, dass Margreitter seine Hand absichtlich zum Ball bewegt. Er mag seine Hand zwar leicht bewegt haben, dies aber nur um sein Gleichgewicht zu halten. Hätte er den Ball absichtlich mit der Hand berühren wollen, hätte das wohl anders ausgesehen, zu mal sich Margreitter durch seine Berührung keinen ersichtlichen Vorteil verschafft hat. Vorteilhafter für Margreitter wäre es gewesen, wenn er den Ball mit dem Fuß aus dem Strafraum geschossen hätte. Es liegt also keine Absicht vor, der Ball geht zur Hand und nicht umgekehrt. Man sieht, die Situation war schwierig zu beurteilen. Sogar Austria-Trainer Ivica Vastic hält die Entscheidung für richtig: „Der Elfer war die richtige Entscheidung, nur die Umstände waren unglücklich. Die Hand war im Spiel, da muss man sich als Spieler besser verhalten.“ Die Hand war im Spiel, da hat Vastic Recht, einen Elfmeter hätte Schiedsrichter Gangl allerdings nicht pfeifen dürfen.

Der Platzverweis

Die Austria kontert in der 40. Minute. Tomas Jun sprintet mit dem Ball über die Mittelauflage, wo der Kapfenberger Haruna Babangida ohne Chance auf den Ball seitlich in das rechte Bein von Jun rutscht. Für sein „unsportliches Betragen“ erhält er zu Recht die gelbe Karte. Zum einen unterbindet der Nigerianer einen durchaus aussichtsreichen, schnellen Gegenangriff der Austria durch ein taktisches Foul, zum anderen foult er Jun in rücksichtloser Manier. Der Schiedsrichter, folgt er den Regeln, müsste alleine für eines der Vergehen eine Verwarnung aussprechen, also eine gelbe Karte zeigen. 5 Minuten später hat sich Haruna Babangida die gelbe Karte sichtlich noch nicht zu Herzen genommen. Tomas Simkovic hält den Ball auf Höhe der Mittellinie, da ist Babangida wieder zur Stelle. Simkovic will am Kapfenberger vorbeiziehen, da stellt dieser dem Austrianer ein Bein. Schiedsrichter Gangl zeigt dem Nigerianer Gelb-Rot, eine überharte Strafe? Wieder versucht Babangida nicht den Ball, sondern nur das Bein des Gegners zu treffen. Diesmal kann aber von keinem rücksichtlosen Foul die Rede sein. Demnach wäre das Foul nicht mit einer gelben Karte zu ahnden. Und dennoch erfolgt Gangls Beurteilung regelkonform, denn Babangida begeht ein wiederholtes Foulspiel und wiederholte Vergehen müssen der Regel nach verwarnt werden. Der Platzverweis geht in Ordnung und ist angesichts des häufig zu inkonsequenten Verhaltens der Schiedsrichter gegenüber Fouls durchaus zu begrüßen.

Das Abseitstor

Ivica Vastic hat im Interview seine Sichtweise auch zur dritten umstrittenen Szene dargelegt und gesagt: „Das Tor war regulär, wurde aber leider aberkannt.“ Was war hier geschehen? In der 55. Minute schlägt Alexander Gorgon vom rechten Flügel eine Flanke in den Strafraum, Dario Tadic übernimmt die Flanke per Kopf. Kapfenberg-Torwart Raphael Wolf kann den Kopfball noch abwehren, den Abpraller versenkt Alexander Grünwald aus nächster Nähe. Das Tor zählt nicht, Grünwald soll im Abseits gestanden sein. Die Zeitlupe löst auf: Zwischen Grünwald und Torlinie befinden sich zwei Verteidiger der Kapfenberger und Torhüter Wolf, also sogar drei Spieler. Ein Abseits liegt also nicht vor, der Schiedsrichter und sein Assistent haben die Situation nicht richtig beurteilt. Das Tor war regulär.

Die drei strittigen Szenen sind nun aufgeklärt. Alle drei waren nicht einfach zu beurteilen, alle drei haben von Schiedsrichter Gangl und seinen Assistenten enormes Fingerspitzengefühl erfordert, das sie nur teilweise gezeigt haben. Der Platzverweis ist regelkonform erfolgt, beim Handspiel und dem Abseitstor hätte der Pfiff ausbleiben sollen, auch dann wenn die Situation für die Schiedsrichter nicht eindeutig zu beurteilen war. Die Fehlentscheidungen dürfen allerdings nicht über die schwache Leistung der Austria hinwegtäuschen, und ebenso darüber nicht, dass auch die anderen Bundesligateams bereits das Nachsehen hatten.

Emanuel Van den Nest, abseits.at

Emanuel Van den Nest

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert