Unflexible Scorermaschine: Darum blieb Massimo Bruno in Salzburg hinter den Erwartungen
Bundesliga 23.Juni.2015 Alexander Semeliker 0
Beim FC Red Bull Salzburg kündigt sich für die nächste Saison ein großer Umbruch an. Die Mozartstädter sollen künftig mehr oder weniger ein Ausbildungsverein für RB Leipzig sein. Meistertrainer Adi Hütter wollte sich dem nicht unterwerfen und verließ die Bullen. Neben dem Wechsel der Vereinsphilosophie wird es auch auf dem Spielersektor einschneidende Veränderungen geben, wobei nicht jeder Abgang schmerzen dürfte. abseits.at blickt auf einen solchen.
Massimo Bruno kam als Königstransfer nach Salzburg – über den Umweg Leipzig. Er spielte nämlich nur auf Leihbasis beim österreichischen Doublesieger – ebenso wie Marcel Sabitzer. Während man den ÖFB-Teamspieler nach dessen überragenden Saison unbedingt in die zweite deutsche Liga bringen möchte, darf sich fünf-Millionen-Mann Bruno angeblich einen neuen Verein suchen.
Beste Saisonphase als Zehner
Sabitzer und Bruno standen zu Beginn gewissermaßen im direkten Duell um einen Platz in der Stammelf, den der Abgang von Sadio Mane nach England hinterließ. Der Senegalese war mit seiner Dynamik, Technik und Athletik ein äußerst wichtiger Spieler für die Bullen – für manche sogar noch besser als Jonatan Soriano oder Kevin Kampl. Wie man weiß verlief der Saisonbeginn für Salzburg wie ein Wechselbad der Gefühle. Die Meisterschaft wurde dominiert, in der Champions League war man nach dem Hinspiel auf Kurs Richtung Gruppenphase, ehe man in ein Tief fiel.
Hütter steuerte diesem Tief so entgegen, dass er die Grundformation änderte. Statt dem unter Roger Schmidt etablierten 4-2-2-2 agierten sie nun im 4-3-1-2. Das brachte kurzfristig wieder die nötige Stabilität, auch weil einige Spieler besser eingebunden werden konnten: Kampl und Christoph Leitgeb als pendelnde Achter, Stefan Ilsanker als klarer zentraler Sechser und eben Bruno als Zehner. Für den Belgier war es die beste Phase in der kurzen Ära in Salzburg. Insbesondere seine Qualitäten als Einfädler konnte er gut präsentieren.
Defensive Nachlässigkeiten als Kritikpunkt
Ein Punkt, der Bruno immer wieder angelastet wird, ist die Beteiligung am Defensivspiel. Er arbeite – vor allem im Vergleich zu Mane – weniger zurück. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass dieser ein außergewöhnlich guter Pressingspieler ist. Doch auch im Vergleich zu den anderen Teamkollegen fällt Bruno in dieser Hinsicht ab. Pro 90 Minuten verzeichnete der 21-Jährige 1,83 Tackles und 1,13 abgefangene Bälle sowie 0,92 Fouls – macht unterm Strich 3,88 Pressingaktionen pro Spiel.
Zum Vergleich seien die Werte der anderen offensiven Mittelfeldspieler Salzburgs angeführt. Takumi Minamino kam pro 90 Minuten Einsatzzeit auf 5,18 Pressingaktionen (1,91 Tackles – 1,58 abgefangene Bälle – 1,69 Fouls), Valon Berisha auf 6,26 (2,30 – 1,53 – 2,43) und Valentino Lazaro sogar auf 6,8 (2,43 – 2,49 – 1,88), wenngleich bei diesem berücksichtigt werden muss, dass er zuweilen als Außenverteidiger spielte. Bei Kampl waren es übrigens 5,58 Pressingaktionen pro 90 Minuten.
Auf der anderen Seite glänzte Bruno mit einer herausragenden Produktivität in der Offensive. Ligaweit hatte nur Rapids Steffen Hofmann (4,81) pro 90 Minuten mehr direkte Torschussbeteiligungen als belgische Nachwuchsteamspieler (4,79). In der elften Runde bereitete er in einem Spiel gleich zehn Torschüsse vor. Hinsichtlich der Scorerpunkte (0,77) kann ihm von den genannten Mitspieler nur Berisha (0,89) das Wasser reichen. Dass der Norweger im Frühjahr eine tragende Rolle einnehmen könnte, analysierten wir bereits in der Winterpause.
Taktische und strategische Inflexibilität
Neben der Genesung von Berisha und der Verpflichtung von Minamino spielte bei Brunos rapiden Rückgang in der Rangordnung auch eine seiner weiteren Eigenschaften eine wichtige Rolle. Die Rolle als Zehner im 4-3-1-2 passte deshalb so gut zu ihm, weil er im Vergleich zu den anderen Bullen-Mittelfeldspielern ein eher statischer Akteur ist. Seine Technik, Ballbehandlung und Passqualitäten sind fraglos sehr gut, er neigte aber immer wieder dazu, das Spiel zu verschleppen. Nicht immer war sein Spiel in die Tiefe ausgerichtet.
Auf der Zehnerposition war dies weniger ein Problem als am Flügel. Um ihn herum gab es mit Kampl, Leitgeb, Soriano, Alan und Soriano in jede Richtung Spieler, die diese Aufgaben mittrugen und sofort das Spiel beschleunigten. Auf den Seiten fehlte diese Unterstützung, weshalb er selbst in diese Richtung hätte aktiv werden müssen. Er rückte zwar konsequent in die Halbräume ein, die Aktionen, an denen er beteiligt war, wurden aber nicht flüssig durchgespielt. Zudem wurden seine Schnelligkeitsnachteile tragend.
Ein ähnliches Problem gab es auch mit Sabitzer, der sich jedoch im Angriff durchsetzen konnte. Der 21-Jährige ist strategisch flexibler. Wo Bruno versuchte, ständig die gleichen Abläufe abzuspulen, machte Sabitzer einen Entwicklungssprung. So gehörte der Österreicher über die gesamte Saison zu den besten Spielern der Liga, während Bruno nach eindrucksvollen Scorerwerten im Herbst mit der Zeit immer mehr von der Bildfläche verschwand – nicht nur in der österreichischen Bundesliga, sondern auch im Red-Bull-Konzern.
Alexander Semeliker, abseits.at
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