Sportlich macht die Mannschaft von Meistermacher Christian Ilzer trotz der zwei Niederlagen in der UEFA Champions League einen soliden Eindruck. In der Bundesliga führt... Unruhe bei Sturm Graz: Zwei Baustellen neben dem Platz

Sportlich macht die Mannschaft von Meistermacher Christian Ilzer trotz der zwei Niederlagen in der UEFA Champions League einen soliden Eindruck. In der Bundesliga führt der SK Sturm immerhin nach acht Spieltagen mit 16 Punkten vor dem SK Rapid (15 Punkte) die Tabelle an. Der Vizemeister der abgelaufenen Saison, FC Red Bull Salzburg, folgt mit 13 Punkten auf Rang 3. Die Bullen erwarten allerdings aufgrund der Terminproblematik der Champions League Qualifikation sowie dem schweren Unwetter noch zwei Nachtragsspiele, die für Dezember terminiert sind. Im Cup steht Sturm Graz nach einer engen Erstrundenpartie gegen den Kremser SC (4:2 n. V.) und einem 3:1-Erfolg gegen den Zweitligisten SV Ried im Achtelfinale (29.10. gegen Blau-Weiß Linz). Doch neben den sportlichen Erfolgen der letzten Jahre hat der SK Sturm abseits des Feldes mit einigen Baustellen zu kämpfen, die nicht zuletzt beim UEFA Champions League „Heim“-Spiel gegen Club Brügge deutlich wurden.

Fans wüten über Stadionregelung in Graz

Der SK Sturm kann sich auf seine treuen Fans verlassen, auch wenn diese schon vor der Partie ihren Unmut über das Heimspiel in Klagenfurt äußerten. Über die komplette Spieldauer hinweg zeigten die Fans der Schwarz-Weißen insgesamt 17 Schriftzüge, um ihrem Ärger über die Zwei-Stadien-Lösung Luft zu machen. An Kreativität mangelte es den Anhängern dabei offensichtlich nicht, denn auf den Bannern stand beispielsweise „Uhrturm statt Lindwurm“ oder „Dank Politik ohne Sachverstand ist das halbe Steierland morgen früh im Krankenstand“. Für Sturm Graz-Trainer Christian Ilzer ist der Ärger der Fans durchaus nachzuvollziehen. „Es war ein ganz klarer Fingerzeig von den Fans, dass sich in der Stadt Graz aufseiten der Infrastruktur etwas bewegen muss“, stimmte er der Kritik der Fans zu. Auch von Seiten der Spieler hagelte es Kritik, so nahm Jusuf Gazibegovic kein Blatt vor den Mund und äußerte seinen Frust über die Problematik: „Es ist ein Sch…, dass wir nicht in Graz spielen. Das regt uns Spieler natürlich auch auf, auch wenn Klagenfurt ein guter Fleck für uns ist.“ Das Stadion als Ausrede für die zweite Champions League Niederlage zu nutzen, kommt für Meistertrainer Ilzer nicht infrage. „Es ist einfach Fakt, dass wir nicht in Graz spielen. Wir können herumplärren, was wir wollen. Es ändert nichts an der Situation“, zeigte sich Ilzer enttäuscht. Weiter bedauerte er, dass seine Mannschaft die angereisten Fans nicht mit drei Punkten belohnen konnte.

Der SK Sturm muss aufgrund der UEFA-Auflagen für die Champions League Spiele in ein anderes Stadion ausweichen, denn die Heimspielstätte von Sturm Graz besitzt weder die nötige Zuschauerkapazität noch die erforderlichen Stellplätze für TV-Übertragungswagen.  Im Liga-Alltag teilt sich der amtierende Meister das Stadion mit dem Stadtrivalen Grazer AK. Über eine Zwei-Stadien-Lösung wurde in der Politik hitzig diskutiert, dennoch werde es nach Absprachen mit den Vereinen kein zweites Stadion in Graz erbaut werden. Bereits 2021 kam es in der Grazer Stadtpolitik, mit zahlreichen Landespolitikern sowie der Bürgermeisterin Elke Kahr zu einem „Stadion-Gipfel“. Einen kleinen Lichtblick für die Fans des SK Sturm gibt es jedoch, denn das Stadion in Liebenau soll umgebaut werden. Nach den Maßnahmen wäre die Arena mit einem Fassungsvermögen von 20.000 Zuschauern auch Europacup tauglich und der Verein könnte seine Heimspiele wirklich zu Hause austragen.

Schicker nach Medienberichten mit der TSG Hoffenheim einig

Neben dem leidigen Thema der Stadionregelung könnte den SK Sturm noch während der Länderspielpause eine personelle Veränderung erwarten. Sportdirektor Andreas Schicker bekannte sich noch vor der Saison klar zu den Steirern und doch wird ihm noch immer großes Interesse vom deutschen Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim nachgesagt, mit denen er nach Medienberichten zu einer Einigung gelangt ist. Schicker galt nach dem großen personellen Umbruch bei der TSG schon im Sommer als absoluter Wunschkandidat. Nach der Champions League Begegnung äußerte er sich selbst zu dem Interesse der Hoffenheimer. „Es hat jetzt nach der Transferzeit wieder Kontakt gegeben“, bestätigte er gegenüber Canal+. Dennoch sei noch längst nicht entschieden. „Wir werden sehen, was in den nächsten Wochen passiert“, so der 38-Jährige.

Mit einer klugen Transferpolitik trägt der Sportdirektor einen maßgeblichen Anteil an der sportlichen sowie finanziellen Entwicklung der Steirer und weckte bereits vor der Saison das Interesse von Mannschaften aus der Deutschen Bundesliga. Das Interesse der ausländischen Klubs ist für den Sportdirektor, der vor vier Jahren die Zügel bei Sturm Graz übernahm, eine Auszeichnung für die ruhige und überlegte Arbeit, die er mit seinem Trainer Christian Ilzer verrichtete. Drei Titel in den vergangenen zwei Jahren und die Champions League Teilnahme in dieser Saison sprechen für sich. Diese Ruhe könnte man bei Hoffenheim nach dem großen Beben in der Führungsebene durchaus brauchen. Denn die Unruhe, die auf den Führungspositionen herrscht, scheint sich auch auf die sportliche Leistung der Mannschaft auszuwirken. Mit drei Punkten aus fünf Spielen befindet sich die TSG derzeit auf dem Relegationsplatz und liegt weit hinter den eigenen Ansprüchen zurück.

Andreas Nachbar