Verbessertes 4-4-2 ein schwacher Trost – Austria nach 1:2 gegen Sturm nur Vierter
Bundesliga 12.Mai.2014 Alexander Semeliker 0
Am letzten Spieltag der Bundesligasaison 2013/2014 empfing die Wiener Austria den SK Sturm Graz. Für die Veilchen war es gewissermaßen ein Endspiel um den dritten Tabellenplatz, der zur Teilnahme am Europacup berechtigt. Zwar spielte der SV Grödig im Parallelspiel gegen den FC Wacker Innsbruck 3:3, aufgrund der eigenen 1:2-Niederlage fielen die Favortiner aber noch aus den Europacuorängen.
Vor rund 10.000 Zuschauer in der Generali Arena war die Austria im strömenden Regen zunächst das bestimmende Team, konnte aber ebenso wenig wie die konzentriert agierenden Gäste ein Tor erzielen. In der Schlussviertelstunde boten die beiden Teams jedoch ein Spektakel. Zunächst brachte Robert Beric die Grazer in Führung, dann glich der eingewechselte Tomas Jun aus, ehe Daniel Beichler postwendend den Siegtreffer erzielte. Danach vergab Alexander Grünwald per Elfmeter das 2:2.
4-4-2 ≠ 4-4-2
Während Sturm-Coach Darko Milanic trotz des Cup-Aus unter Woche gegen St. Pölten an seiner Startelf festhielt, stellte Herbert Gager verglichen mit der Niederlage in Grödig an mehreren Positionen um. Zudem änderte er die Grundordnung von einem 4-3-3 auf ein 4-4-2, in dem auch die Grazer antraten. Dabei konnte man ein weiteres Mal erkennen, dass die gleiche Formation keinesfalls die gleiche Ausrichtung zur Folge hat und dieser Begriff von jenem des Systems abzugrenzen ist.
Bei Sturm begann beispielsweise mit Daniel Offenbacher und Anel Hadzic ein Duo, das seine Stärke im Passspiel hat, während James Holland und David de Paula auf der anderen Seite Allrounder sind und vor allem mit taktisch guten Bewegungen auffallen. Den spontanen Schritt zum 4-4-2 traute sich in dieser Saison auch schon Nenad Bjelica im Oktober zu, was allerdings in einer Derby-Niederlage mündete. Vor allem wenn man das damalige Spiel als Vergleich heranzieht sieht man, dass schon scheinbar kleine Änderung weitreichende positive Wirkungen herbeiführen können.
Kamara ermöglicht Hosiner häufiges Ausweichen
Ein großes Problem damals war die unpassende Wahl des Sturmduos. Mit Philipp Hosiner und Roman Kienast zwei Akteure, die Probleme im Verbindungsspiel haben und sich kaum ergänzen. Gegen Sturm gab Ola Kamara sein Startelfdebüt und zeigte, dass er vom Bewegungsprofil besser zu Hosiner passt. Der Norweger agierte zwar ebenfalls in erster Linie auf der Zentralachse, ermöglichte aber durch intelligente Rückfallbewegungen seinem Partner ein häufigeres Ausweichen, was dessen Spielstil enorm entgegenkommt.
Hosiner positioniert sich immer wieder in den Schnittstellen der gegnerischen Viererkette und zieht dann von außen nach innen. Dabei nutzt er seinen starken Antritt und die Tatsache, dass er im Allgemeinen tornäher bzw. zentraler als sein Gegenspieler auf einen etwaigen Steilpass steht. Andererseits öffnete dieses horizontale Pendeln auch für Kamara Räume, da es dadurch ständig zum Übergeben innerhalb der Grazer Defensive kam, was einhergehend mit Zeitverlusten ist. Ein Paradebeispiel dafür war Hosiners Chance Mitte der ersten Hälfte.
Hollands hohe Grundposition kein zweischneidiges Schwert
Der zweite große Kritikpunkt im besagten Derby war die Doppelsechs. Auch hier war ein positionstreuer Personalwechsel Ausgangspunkt für eine Verbesserung – anstelle von Florian Mader spielte David de Paula. Der Spanier pendelt mit dem Ball am Fuß häufiger nach vorne, während Maders Stärke sein raumgreifendes Passspiel ist. Wichtiger war aber, dass de Paula defensiv stabiler ist und dadurch Holland gegen den Ball höher spielen konnte. Insbesondere die Wirkung des Gegenpressings wurde dadurch erheblich verbessert.
Holland rückte in den richtigen Momenten auf den Gegenspieler heraus, öffnete aufgrund seines guten Gespürs dafür aber kaum Räume. Da Sturm zudem ebenfalls mit nur zwei zentralen Mittelfeldspielern agierte hinterließ dies zudem auch keine Unterzahl in seinem Rücken. Wenn sich Sturm daraus befreien konnte, war dies der Verdienst der Ballsicherheit von Hadzic und Offenbacher.
Mehr Dynamik bei Sturm-Ballbesitz
Dass Sturm das eine oder andere Mal dennoch zentral gefährlich durchkam, lag an der schlechten gruppentaktischen Ausrichtung der Veilchen. Das Gegenpressing wurde zwar durchaus aggressiv und ballnah auch kompakt durchgezogen, es fehlte jedoch die Rückendeckung. So stand unter anderem auch bei David Schloffers Chance in der ersten Hälfte die Innenverteidigung zu tief, weswegen Sturm nach einem Pass in den Zwischenlinienraum das Tempo schnell anziehen konnte.
Generell hatte das Spiel mehr Dynamik wenn Sturm in Ballbesitz war. Während die Austria, wie erwähnt, nach Ballverlusten sofort nachsetzte, agierten die Grazer gegen den Ball abwartender. Sie formierten sich in einem recht passiven tiefen 4-4-2 und fingen die Angriffe erst spät ab. Die Stürmer positionierten sich dabei aber hoch, wodurch man die Konter entsprechend schneller setzen konnte und dabei auch mehr Räume vorfand.
Verbessert, aber nicht perfekt
Das 4-4-2 der Austria zeigte sich zwar in einigen Punkten verbessert, dennoch wurden nicht alle Schwächen ausgemerzt. Dass sich de Paula gut in offene Räume drehte und so das Spiel beschleunigte, sah man zu selten und wenn es der Fall war, spielte man sich auf den Seiten fest. Als Reaktion darauf kamen im Laufe der zweiten Halbzeit Grünwald und Sascha Horvath bzw. wurde Thomas Salamon auf die Linksverteidigerposition zurückgezogen.
Grünwald brachte mehr Struktur ins Zentrum, Horvath erhöhte im Vergleich zum schwachen Daniel Royer mit seinen Dribblings die Dynamik und Salamon zeigte sich ebenfalls offensiv stärker als Markus Suttner. Die Konsequenzen: sowohl der Ausgleich ist auf eine Hereingabe von der Seite zurückzuführen, als auch der Elfmeter. Da dieser aber nur ans Lattenkreuz ging, verpasste die Austria die Qualifikation für die Europa League.
Alexander Semeliker, abseits.at
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