Ilco Naumoski bricht nach der Saison 2012/13 und dem Abstieg des SV Mattersburg endgültig seine Zelte in Österreich ab und sucht nun seine letzte... Verdammt, verhasst, vergöttert – Das war Ilco Naumoskis Zeit in Österreich

Ilco NaumoskiIlco Naumoski bricht nach der Saison 2012/13 und dem Abstieg des SV Mattersburg endgültig seine Zelte in Österreich ab und sucht nun seine letzte große Herausforderung im Ausland. Seine bisherige Karriere war von Extremen geprägt, die von sensationellen Leistungen im Nationalteam über  wichtigen Cup-Toren für den SVM bis hin zu Würgeattacken gegen eigene Mitspieler reichten. Naumoski wird immer eine Wundertüte erster Klasse bleiben. abseits.at blickt nun auf seine Karriere in Österreich zurück und lässt ein letztes Mal seine Highlights, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne, Revue passieren.

Jugendjahre

Der Sohn jugoslawischer Einwanderer, die im Zuge des Bürgerkrieges nach Österreich kamen, begann seine Karriere beim ASC Korneuburg, wo er sowohl mit seinem Temperament als auch mit seinem Talent für Aufmerksamkeit sorgte. Infolgedessen erfolgte der logische Schritt, bei einem Top-Klub anzuheuern. Im Juli 1995 streifte er sich zum ersten Mal das Trikot des Rekordmeisters SK Rapid über und kickte zusammen mit Spielern wie Andreas Ivanschitz in der Jugendmannschaft. Dort  netzte er am laufenden Band, Eskapaden waren aber natürlich auch mit dabei. Dennoch zog er das Interesse internationaler Top-Klubs, wie etwa der AS Roma, auf sich. Der Durchbruch blieb ihm jedoch verwehrt, die Gründe dürften in seiner lebhaften Natur liegen.

Umweg Amateurfußball

Ilco Naumoski zog einen Schlussstrich, beendete das Kapitel SK Rapid und startete als 17-Jähriger Stürmer beim RLO-Klub SV Stockerau seine Profikarriere. In seiner ersten Saison konnte er 4 Treffer in 16 Partien verzeichnen und wechselte der Saison zum Ligakonkurrenten ASKÖ Klingenbach, wo er den Durchbruch schaffte. In 28 Pflichtspielen (27 Liga, 1 ÖFB-Cup) kam er auf insgesamt 16 Treffer, darunter netzte er gegen seinen späteren Arbeitgeber SV Mattersburg im ÖFB-Cup. Nach dieser Cup-Partie war für SVM-Boss Martin Pucher klar, dass Naumoski engagiert werden musste. Doch die Lockrufe aus Mattersburg verfehlten zunächst ihren Zweck: Naumoski unterzeichnete nach anfänglichem Transfer Hick-Hack seinen ersten Profivertrag beim Grazer AK.

Champions-League, Italien und Türkei

Seine Karriere beim GAK begann zunächst äußerst hoffnungsvoll, konnte er doch gleich bei seinem Bundesliga-Debüt in der 6. Runde der Saison 2002/03 einen Treffer erzielen. Der Gegner war niemand geringerer als der SK Rapid Wien. Seine erste Scorer-Punkteausbeute war beachtlich: In seinen ersten zwölf Bundesliga-Partien konnte er fünf Treffer und zwei Assists verbuchen. Die nächste Saison stand hingegen unter keinem guten Stern, Leistungen und Einsätze waren mangelhaft, was den Verein dazu veranlasste ihn  zu verleihen. Seine Leihen entpuppten sich als wahre Odysseen – er bestritt bei seinen Leih-Engagements bei Catania Calcio und Malatyaspor keine einzige Partie von Beginn, wurde nur dreimal in der türkischen Liga eingewechselt. Besonders bitter war sein Italien-Aufenthalt, da er dort aufgrund eines Modalitäten-Konflikts keine Spiele bestreiten durfte. Diese Odysseen brachten Naumoski dazu dem Lockruf aus Mattersburg zu folgen. Im Sommer 2005 war es so weit, die Tinte seiner Unterschrift unter dem gutdotierten Matterburger Vertrag war trocken.

Im ruhigen Burgenland kehrte Unruhe ein

Naumoskis Zeit beim SV Mattersburg war wohl die prägendste seiner Karriere. Hier feierte er Erfolge und Misserfolge, sorgte für Eskapaden und pflegte eine Hassliebe zu den Fans. Sein Start beim SVM verlief verheißungsvoll: Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase bombte er sich schnell ins Matterburger Fan-Herz, doch sein Übermut, der wohl der medialen Aufmerksamkeit geschuldet war, holte ihn rasch von seinem Höhenflug zurück auf den Boden der Tatsachen. Es folgte eine Durststrecke, die erst zu Saisonende mit drei Treffern beendet werden konnte. Seine neun Treffer in der ersten Saison für den SVM waren zwar nicht das Gelbe vom Ei, jedoch sicherte er mit seinen Toren wichtige Punkte.

Ein absolutes Highlight für den SVM und auch für ihn selbst waren seine zwei Cup-Tore in der Saison 2006/07 gegen Red Bull Salzburg im Halbfinale. Durch diese zwei Treffer konnte man die Partie sensationell 3:2 für sich entscheiden und man zog zum zweiten Mal ins Cup-Finale ein.

Naumoski baute aber kontinuierlich ab und traf nur sporadisch. Mit der Zeit wurde ihm der Part des Spielmachers zuteil, den er als hängende Spitze phasenweise hervorragend erfüllte.

Wo Licht ist, da ist auch Schatten

Naumoski sorgte unterm Strich viel zu oft für negative Schlagzeilen, die seinen Ruf massiv schädigten und seine Rolle als Spielführer nicht bestätigten. In Relation zu seinen erbrachten Leistungen, scheinen seine Eskapaden das bestimmende Element in Naumoskis Karriere gewesen zu sein. Ob der Mazedonier nun mehr Schaden als Nutzen brachte, sei dahin gestellt. Seine Eskapaden, die regelrecht zu Skandalen hochstilisiert wurden, schlugen in den Medien sehr hohe Wellen und bescherten ihm das Image des „Bad Boys“, das wohl bis zum Ende seiner Karriere – womöglich auch noch darüber hinaus –an seinen Fersen haften wird. Viele seiner Ausraster geschahen direkt auf dem Feld – vor den Augen der Öffentlichkeit -, die heftigeren Aktionen produzierte er in den eigenen vier Kabinenwänden. Wie aus Spielerkreisen zu vernehmen ist, war Naumoski nicht nur bei Schiedsrichtern, sondern auch bei seinen eigenen Mitspielern nicht immer beliebt. Kühbauer selbst forderte als Kapitän seinen Abgang, als dies jedoch nicht von Pucher umgesetzt wurde, beendete Kühbauer seine Karriere, die er gerne noch um ein Jahr bei Mattersburg verlängert hätte. Neben kleinen „Lausbubenstreichen“ wurde auch von richtigen Handgreiflichkeiten berichtet.

Naumoski polarisierte in der tipp3 Bundesliga wie kein Zweiter und stellte sich damit auf professioneller Ebene nicht selten ins Abseits. Wie der 29-Jährige aber selbst in einem Interview betonte: Die Liga wird den schrägen Vogel vermissen, zumal Spieler wie er immer seltener werden…

Benjamin Doppler, abseits.at

Benjamin Doppler

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