Viele Umschaltmomente, schlechte Entscheidungen und treffsichere Joker – Admira besiegt Rapid 2:1
Bundesliga 17.Februar.2014 Alexander Semeliker 0
Im Sonntagsspiel der 23. Runde der tipp3-Bundesliga empfing Admira Wacker Mödling den SK Rapid. Die Wiener wollten den Schwung von letzter Woche, als man die Austria im Derby 3:1 besiegte, mitnehmen und wieder zum zweitplatzierten SV Grödig aufschließen. In der Südstadt mussten sie sich jedoch mit 1:2 geschlagen geben.
Matchwinner für die Niederösterreicher war Benjamin Sulimani. Der 25-Jährige, der in der Wintertransferperiode aus Norwegen zurückkehrte, wurde nach einer Stunde eingewechselt und brachte sein Team mit zwei Toren in Führung. Für Rapid traf mit Terrence Boyd ebenfalls ein Wechselspieler, allerdings erst in der Nachspielzeit. Davor sahen rund 5.500 Zuschauer zahlreiche Umschaltmomente, allerdings auch viele Fehlentscheidungen im letzten Drittel.
Falsche Neun ≠ falsche Neun
Vor dem Spiel fragte man sich, ob Rapid-Trainer Zoran Barisic im Sturmzentrum mit Boyd, der letzte Woche gesperrt war, auf einen klassischen Mittelstürmer oder erneut auf eine moderne Variante mit einem beweglicheren Spieler setzen würde. Geworden ist es Letzteres, was bedeutete, dass Rapid mit der gleichen Startaufstellung wie im Derby ins Spiel ging. Guido Burgstaller und Marcel Sabitzer nahmen dabei abwechselnd die Rolle des nominellen Stürmers ein. Auch aufseiten der Gastgeber begann mit Rene Schicker ein falscher Neuner. Allerdings ist nicht jeder falscher Neuner gleich falsch, was man auch in diesem Spiel erkennen konnte.
Rene Maric widmete sich dieser Thematik auf spielverlagerung.de bereits ausführlich. Auch im Spiel zwischen Atletico Madrid und dem FC Barcelona konnte man den Unterschied erkennen. Während dieser dort zwischen dem spielmachenden Lionel Messi und dem raumschaffenden Cesc Fabregas durchaus groß war, beschränkte er sich in diesem Spiel hauptsächlich darauf, welche Räume die Stürmer besetzten. Schicker agierte stark ausweichend und horizontal. Damit wollte die Admira die Räume hinter den aufgerückten Rapid-Außenverteidigern ausnutzen. Burgstaller und Sabitzer blieben hingegen mehr im Zentrum, ließen sich situativ aber oft fallen und attackierten dann mit Sprints hinter die Abwehr offene Räume.
Admiras 4-3-2-1-Pressing mit Vor- und Nachteilen
Admiras Trainerteam wechselte verglichen mit der letzten Partie an einer Position. Anstelle von Thorsten Schick begann Issiaka Ouedraogo, was eine offensivere Grundformation erahnen ließ. Tatsächlich blieb es aber beim gewohnten 4-1-4-1, das Pressingverhalten in diesem war aber außerordentlich interessant. Anstelle einer 4-3-3-Pressingordnung, die man aufgrund der offensiv besetzten Flügel erwarten konnte, war es mehr ein 4-3-2-1, mit dem die Admira das gegnerische Aufbauspiel leiten wollte. Es waren allerdings nicht die Flügelspieler die einrückten, sondern die beiden Achter schoben nach vorne.
Mit Branko Boskovic hatte Rapid im Zentrum einerseits einen spielstarken Akteur, andererseits drängten auch die Flügelspieler immer wieder in die Mitte. Deshalb wollte Admira durch das angesprochene Hochziehen von Stefan Schwab und Lukas Thürauer die Passwege dorthin konsequent zustellen. Gelungen ist es ihnen, wie man in der obigen Grafik erkennt, weitestgehend gut. Die beiden Innenverteidiger und vor allem der abkippende Thanos Petsos, der in erster Linie für die Spieleröffnung zuständig ist, brachten kaum zentrale Zuspiele ins zweite Drittel.
Der Spielaufbau wurde so auf die passschwächeren Innenverteidiger gesteuert und diese griffen dann oft zu langen, unpräzisen Bällen. Im Laufe des Spiels konnte Rapid aber zusehends die Schwächen des 4-3-2-1-Pressings der Admira bespielen. Aufgrund der hohen Achter und dessen, dass sich die Flügelspieler zu den Außenverteidiger von Rapid orientierten, musste Thomas Ebner als alleiniger Sechser viel Platz abdecken. Konnte Rapid also die erste Pressingreihe kontrolliert umspielen, nahm das Spiel schnell Tempo auf und es ergaben sich potenziell gefährliche Szenen.
Rapid stark im offensiven Umschaltspiel
Besonders problematisch wurde es nach Umschaltmomenten. Im Pressing gingen die Außenverteidiger mannorientiert auf die einrückenden Flügelspieler und verfolgten diese in die Halbräume. Im eigenen Offensivspiel geschah dies naturgemäß nicht. Stephan Zwierschitz und Stephan Auer rückten zuweilen mit auf, sodass Rapid über die Halbräume schnell nach vorne kam. Generell präsentierten sich die Hütteldorfer im Umschaltspiel erneut stark, sodass die besten Szenen genau auf diesen Umstand zurückgehen. Zur Demonstration sehen wir uns drei Beispiele an.
Zwar erfolgt die Balleroberung nicht immer in höchster Ordnung, durch das starke ballseitige Verschieben schafft Rapid aber ständig lokale Überzahlsituationen, kann so den Ball erobern und anschließend offene Räume bespielen. Ebenfalls zu sehen ist die anfangs erwähnte Rolle des Stürmers. Burgstaller steht im Allgemeinen tief und läuft dann mit Tempo auf die Verteidiger zu. Der Preis dieses exzessiven Raumverengens war, dass Admira am passiven Flügel und teilweise auch im Zentrum Platz hatte, die sie nach Verlagerungen bespielen konnte.
Rapids Gegenpressing, ein zweischneidiges Schwert
So dominant Rapid im offensiven Umschaltspiel war, so problematisch war dieses nach Ballverlusten. Barisic betont immer wieder, wie wichtig es ihm ist, dass sein Team schnell ins Gegenpressing kommt, was ballnah mittlerweile sehr gut funktioniert. Besonders die vier Offensivspieler ziehen sich umgehend zusammen und erhöhen dadurch sprunghaft den Druck. Auch die beiden Sechser reagieren meist schnell und schieben nach vorne, jedoch sind ihre Positionen nicht immer ideal. Ein Beispiel dafür sieht man hier.
Boskovic zog mit einem Diagonalsprint von halbrechts nach links um das Spiel breit zu machen. Petsos will den Montenegriner anschließend einsetzen, spielt aber einen Fehlpass und die Admira kann einen Konter setzen. Aufgrund der hohen Positionen der beiden Sechser müsste die Abwehr ebenfalls hoch stehen, was in dieser Szene jedoch nicht der Fall ist. Dadurch kann der Gegner schnell viel Raum überbrücken und das Spiel schnell machen. Aufgrund der Antrittsstärke der Innenverteidiger ist diese Verhalten zwar bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar, jedoch führte eine ähnliche Szene im Derby letzte Woche zu einem Gegentor.
Schlechte Entscheidungsfindung im letzten Drittel
Auch der Szene, die zum Ausschluss von Boskovic führte, ging ein ähnliches Szenario voraus. Nach einem Ballverlust im Mittelfeld hinterließ die tiefe Position der Abwehr ein Loch, was Schwab ausnutzte. In Unterzahl agierte Rapid dann etwas abwartender und passiver, was Admira das 1:0 einbrachte. Das Tor zeigte zudem auch den größten Unterschied zwischen den beiden Teams. Während die Admira sieben erfolgreiche Pässe in den gegnerischen Strafraum spielte, von denen fünf zu Torchancen führten, brachte Rapid nur deren zwei an. Bei den Hütteldorfern fehlte trotz reiferer Spielanlage der viel zitierte letzte Pass.
Alexander Semeliker, abseits.at
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