Beim in den letzten Jahren oft und stark gebeutelten Linzer ASK herrscht aktuell wieder ein Hochgefühl. Am und abseits des Platzes sind die Linzer... Vom Chaos- zum Vorzeigeklub – die Wandlung des LASK

Beim in den letzten Jahren oft und stark gebeutelten Linzer ASK herrscht aktuell wieder ein Hochgefühl. Am und abseits des Platzes sind die Linzer aktuell sowas wie der Vorzeigeverein im österreichischen Fußball. Mit finanziell vergleichsweise geringeren Mitteln wurde mit Kontinuität und viel Ehrgeiz dem ehemaligen Chaos-Klub eine neue Identität eingehaucht. Wir schauen uns heute an, warum der Verein trotz des rasanten Aufstiegs aus der Regionalliga auf gesunden Beinen steht, es sportlich richtig gut läuft und werfen auch schon einen kleinen Blick auf einen möglichen Stadionneubau voraus.

Bullenjäger #1

Rein finanztechnisch müssten eigentlich Sturm Graz, Rapid oder die Wiener Austria den ersten Bullenjäger geben. In der Tabelle finden sich aber auch nach 17 Spieltagen die Linzer in dieser Rolle.  Da steht der LASK als komfortabler Zweiter mit dem fast sicher gelösten Ticket für das obere Playoff optimal da.

Noch vor fünf Jahren duellierten sich die Schwarz-Weißen mit Kalsdorf, Wallern oder St. Florian auf den Plätzen der Regionalliga Mitte. Ein Präsidentenwechsel samt vollzogenem Kulturwandel führte die Athletiker bis in den Europacup. Dieser Höhenflug könnte durchaus noch etwas länger anhalten, ist er nämlich weniger dem Zufall geschuldet, sondern das (Zwischen)Ergebnis eines kontinuierlichen Prozesses. Mit vielen kleineren und größeren Puzzleteilen, die wir uns etwas hier teilweise näher ansehen möchten.

Der sportliche Mastermind: Oliver Glasner

Ein wesentlicher Bestandteil im funktionierenden LASK-Puzzle ist Oliver Glasner. Anfangs von der Fanbase ob seiner Rieder Vergangenheit misstrauisch beäugt, ist der 44-Jährige zum unumstritten Publikumsliebling aufgestiegen. Der längstdienende Coach der Liga setzt dabei auf einen klaren Plan, seine Ideen und Vorstellungen umzusetzen. „Seine“ Spieler gehen diesen Weg mit, setzen ihn um. So wirkte der LASK in den letzten Monaten wie eine verschworene Einheit, was in knappen Spielen den Unterschied ausmacht. Das hohe Pressing in der bevorzugten 3-4-3 Formation stellt fast alle Gegner vor Probleme und sorgt immer wieder für Spektakel.

Dem Coach werden aus seinem Umfeld sowohl fachlich als auch menschlich nur Blumen gestreut. Der Trainer und Sportdirekter in Personalunion soll da stets den perfekten Draht zu seinem Personal am und außerhalb des Platzes finden. Nach seiner zwei-Jährigen Lehrzeit bei Red Bull Salzburg könnte genau da eine Gefahr für die Linzer lauern. Würde der Bullen-Coach in nächster Zeit mal dem Ruf einer neuen Aufgabe folgen, wäre Glasner die logische Nachfolge-Alternative. Doch da sind wir ja im Konjunktiv, also nur reine Spekulation.

Der ausgewogene Kader

Der Kader wurde nach den Aufstiegen aus der Regional- und Ersten-Liga nie radikal umgebaut. Es wurde bzw. wird stets auf ein funktionierendes Gerippe um Spieler wie Ramsebner, Michorl oder Ranftl vertraut. Um dieses werden Neuzugänge wie Youngsters behutsam an die Mannschaft herangeführt. Kontinuität in der Personalwahl lautet hier das Zauberwort und hat oberster Priorität.

Als Trainer und Sportdirektor in Personalunion kann Glasner ruhig und ohne Hektik arbeiten. Als Credo gilt, ein funktionierendes Team sticht den Einzelspieler aus. Mit gut investierten Mitteln stellt man einen vergleichsweise billigeren, aber umso schlagfertigen und motivierten Kader. Durch die Erfolge wächst nicht nur das Selbstvertrauen, fast ausnahmslos alle Spieler entwickeln sich beim LASK weiter. Dazu wurde der notwenige personelle Umbruch der die Fahrt von Liga drei in den Europacup zwangsläufig benötigt, schleichend und nicht abrupt vollzogen. Eigentlich die Vorzeige-Blaupause für zahlreiche andere Klubs.

Die Transferstrategie

Transfers werden in Linz wohlüberlegt getätigt, auf Abenteuer ließ man sich bislang kaum ein. Neuzugänge werden vorab gründlich auf Kompatibilität zu System bzw. Mentalität gescannt und erwiesen sich bislang meist als Verstärkungen. Neue Spieler müssen in Glasners Spielphilosophie passen. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase schlagen dann neuen Spieler oft nach einigen Monaten richtig ein.

Umgekehrt schaffte man es auch bislang, Leistungsträger nicht an der Konkurrenz zu verlieren. Im Sommer verlor der damalige Überraschungsaufsteiger nur zwei Stützen: Rene Gartler wechselte nach St. Pölten und Kapitän Marco Pervan in die deutsche Bundesliga zu Wolfsburg. Bei solch einmaligen Chancen auf sportliche Karrieresprünge will der Verein seinen Spielern auch weiterhin keine Steine in den Weg legen.

Doch die Feuertaufe steht der Linzer Führungsriege wohl erst bevor. Die konstant starken Leistungen werden in den nächsten Transferzeiten vermehrt Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz hervorrufen.

Die Mentalität am und neben den Platz

Wird bei anderen Klubs gerne nach Ausreden gesucht, fügt man sich in Linz dem Schicksal und macht das Beste daraus. Als es im Sommer zur Doppelbelastung kam und man das Starensemble von Beşiktaş Istanbul bis wenige Sekunden vor Schluss am Rande des Ausscheidens hatte, lieferte man in diesen Wochen auch im graueren Alltag Bundesliga ab. Keine Spur von den da sonst oft üblichen Müdigkeits- oder gar Motivationsdefiziten. So etablierte man sich schnell am zweiten Tabellenrang hinter den Salzburgern.

Der neue Vorstand

Seit die „Freunde des LASK“ am Heiligen Abend 2013 das Kommando übernommen haben, wurde der Verein schrittweise professionalisiert. Mit einer geänderten Philosophie arbeitete man an einer soliden Gesundung des vorm Abgrund stehenden Vereins. Der neue Vorstand wurde auf eine breite Basis gestellt und auf Experimente verzichtet. Langfristig wurde als Ziel ausgegeben, auf die Wiener und Grazer Vereine aufzuschließen. Linz soll wieder in die Topebene des heimischen Fußballs geführt werden. Dazu wäre auch ein zeitgemäßes Stadion nötige, an dem bereits ambitioniert gebastelt wird.

So gesehen ist es keine große Überraschung, dass der LASK aktuell hervorragend dasteht. In den letzten Jahren wurde vieles richtiggemacht, die Momentaufnahme lässt kaum Platz für Kritikpunkte. Der Fußball ist schnelllebig, den Level zu bestätigen oder den Vorsprung vielleicht gar noch ausbauen wird in Zukunft zur schwierigen Bewährungsprobe. Rückenwind würde dafür ein neues Stadion geben. Doch da ist der Status aktuell gerade „kompliziert“. Gibt es doch mehrere Probleme und Bedenken die aus dem Weg zu schaffen wären. Mehr dazu morgen hier auf abseits.at

Werner Sonnleitner, abseits.at

Werner Sonnleitner

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