Im zweiten Teil über Österreichs ehemalige Legionäre, die teilweise mit der Last großer Vorschusslorbeeren in die heimische Bundesliga wechselten, diesen meist aber nie ganz... Von Super-Tchoyi bis zum gestrandeten Marketing-Japaner – das wurde aus Salzburgs Starlegionären

Im zweiten Teil über Österreichs ehemalige Legionäre, die teilweise mit der Last großer Vorschusslorbeeren in die heimische Bundesliga wechselten, diesen meist aber nie ganz gerecht wurden: Der Star- und Möchtegernstar-Friedhof Red Bull Salzburg, ein Team das 2005 begann in halb Europa zu transferwildern, ist dabei ein eigenes Kapitel wert.

Der nach internationalen Maßstäben wohl beste Spieler, der jemals für Red Bull Salzburg spielte, war der heute 28jährige Kameruner Somen Tchoyi. Bereits vor seinem zwei Jahre dauernden Engagement in Salzburg wurde der 15fache Teamspieler zu Norwegens Fußballer des Jahres gewählt, da er seine außergewöhnlichen, oft spielentscheidenden Fähigkeiten auch schon in Stabæk zeigte. Über das Sprungbrett Red Bull Salzburg, für das der exzentrische aber geniale Tchoyi 85 Pflichtspiele absolvierte und dabei 18 Treffer erzielte, gelangte er schließlich in die englische Premier League zu West Bromwich Albion. Tchoyi pendelte in seiner ersten Premier-League-Saison zwischen Bank und Spielfeld, erzielte aber respektable sieben Pflichtspieltreffer für „WBA“, unter anderem einen lupenreinen Hattrick beim 3:3 in der letzten Runde gegen Newcastle United. Der technisch starke, schnelle Kameruner wird auch nächste Woche eine Rolle im Team von Roy Hodgson spielen!

SENKRECHT NACH UNTEN: VARGAS WIEDER IN CHILE

Doch nicht für alle Spieler war Red Bull Salzburg ein gutes Sprungbrett. Der routinierte Chilene Jorge Vargas, der vor seiner Salzburg-Zeit immerhin eine Stütze in Teams wie Livorno oder Reggina war, startete in Salzburg den senkrechten Absturz seiner Karriere. Seine wohl markanteste Erinnerung an seine beiden Jahre in Österreich war wohl Erwin „Jimmy“ Hoffer, der ihm bei der legendären 0:7-Heimschlappe gegen Rapid um die Ohren lief. Nachdem Salzburg Vargas im Sommer 2008 ausmusterte, wickelte der heute 35 Jahre alte Innenverteidiger zunächst eine fehlerhafte Saison in Empoli ab, wechselte danach für ein halbes Jahr in die dritte italienische Liga zu Spezia, um danach wieder in seine Heimat Chile zurückzukehren: In San Luis entsprach er den Erwartungen nicht, beim Mittelständler La Serena ist er derzeit nur noch zweite Wahl. Im Laufe seiner Karriere sah Vargas übrigens mittlerweile zehn rote Karten – alleine drei davon in seiner Salzburg-Ära.

JAPANERN SCHMECKTE SALZBURG NICHT

Das Schicksal eines floppenden Verteidigers teilt Vargas mit den beiden Japanern, die bei Red Bull Salzburg unter Vertrag standen: „Marketinggag“ Tsuneyasu Miyamoto wurde in Japan wie ein Popstar verehrt und Dietrich Mateschitz versprach sich von der Verpflichtung des sprungstarken Abwehrspielers, dass sein Engagement in Wals-Siezenheim dazu beitragen könnte, die Marke Red Bull auf dem japanischen Markt präsenter zu machen. Doch Miyamoto blieb keine zwei Jahre in Salzburg, bestritt magere 24 Pflichtspiele, ehe er zum (gut verdienenden) Aushilfs-Amateur degradiert wurde. Im Frühjahr 2009 folgte der Retourwechsel nach Japan: Bei Vissel Kobe war der 34jährige zuerst noch Stammspieler, in den letzten 22 Monaten machte er jedoch nur noch zehn Spiele mit – die Zeichen stehen auf Karriereende. Dem in Brasilien geborenen Wahljapaner Alex erging es nicht besser. Er machte nur 21 Spiele für die Roten Bullen, wirkte divenhaft und wenig hungrig, wechselte im Frühjahr 2008 zurück nach Japan, wo er bei seinem Ex-Klub, den Urawa Red Diamonds, nicht mehr Fuß fassen konnte. 2009 ging’s innerhalb Japans weiter zu Nagoya Grampus Eight, wo Alex auch heute noch nur Ergänzungsspieler ist.

TORE ODER WEG – DAS SCHICKSAL DER STÜRMER

Wer als Angreifer in Salzburgs Millionenteam nicht schnell spurte, wurde bald wieder freigestellt. So erging es auch den Herren Lokvenc, Rakic und Ngwat-Mahop. Der 196cm große Tscheche Vratislav Lokvenc war einer der ersten Einkäufe, mit dem Red-Bull-Boss Didi Mateschitz aufhorchen ließ. Zunächst von den Gegnern mit Ehrfurcht bedacht, entpuppte sich der Transfer als laues Lüftchen: Lokvenc erzielte innerhalb von 2 ½ Jahren nur zehn Tore, wurde danach an Basel verliehen, das ihn sofort wieder ausmusterte. Danach kickte der heute 37jährige Tscheche in der 2.deutschen Bundesliga für den FC Ingolstadt, für den er zum Abschluss seiner Karriere nur noch magere sechs Törchen machte. Djordje Rakic (heute 25), ehemaliger OFK-Belgrad-Bomber, erging es kaum besser: Nach nur zwei Toren für Salzburgs Kampfmannschaft, einem erfolglosen halbjährigen Leihgeschäft mit Reggina Calcio und zehn Toren in einer Halbsaison für die zweitklassigen Red Bull Juniors, folgte der Wechsel zu 1860 München, wo er auch heute noch spielt. Doch auch bei den „Löwen“ lässt die Bilanz des Serben zu wünschen übrig: In 43 Pflichtspielen erzielte er nur acht Tore. Was allerdings mehr ist, als der Kameruner Louis-Clement Ngwat-Mahop in seiner gesamten Karriere in Ligaspielen für eine Kampfmannschaft erzielte. Als es im Sommer 2008 danach aussah, dass sich der damals 20jährige bei den Bullen durchsetzen könnte, holte er sich beim 2:2 im Auswärtsspiel gegen Rapid eine dumme rote Karte ab und verspielte damit seinen Kredit beim Trainer. Von hier an ging es abwärts und Ngwat-Mahop wechselte im Jänner 2011 zu Iraklis Saloniki, wo er in zehn Spielen drei Treffer erzielte, aber ebenfalls nicht entsprach. Ab der kommenden Saison 2011/12 kickt der mittlerweile 23jährige in der zypriotischen Liga, für Olympiakos Nicosia.

DIE ERFOLGREICHEN: VON CARBONI BIS ILIC

Doch in Salzburg tummelten sich auch Kicker, die heute noch unverzichtbare Stammkräfte für ihre aktuellen Klubs sind. Etwa Ezequiel Carboni, der drei Jahre in Salzburg spielte und einer der dominierenden defensiven Mittelfeldspieler der Liga war. Der Argentinier mit italienischem Pass wechselte im Sommer 2008 zu Catania Calcio, wo er auch heute noch zum Stammpersonal gehört. Auch der tschechische Langzeitreservist Karel Pitak (31), der des Öfteren von Verletzungen zurückgeworfen wurde, zeigt wieder Top-Leistungen: Nachdem er Salzburg im Sommer 2010 verließ, heuerte er beim FC Jablonec an, wo er 2010/11 in 27 Spielen neun Treffer erzielte. Der kroatische Außenverteidiger Manuel Pamic (24), der für Red Bull nur sechsmal auf dem Platz stand, ist heute Stammspieler bei Sparta Prag, wo er in 2 ½ Jahren gleich 89mal zum Einsatz kam und in der Europa League erst unter den letzten 32 Teams ausschied. Und dann wäre da noch Edeldribbler Sasa Ilic (33), der in Salzburg nur in seinem ersten Jahr bedingt überzeugte und über einen Umweg, den griechischen Klub Larissa, zu seinem Stammverein Partizan Belgrad zurückwechselte, mit dem er zuletzt zweimal Meister wurde.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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