Auf einen Derbytag freute man sich in letzter Zeit eher in Favoriten als in Hütteldorf. Aber das 304. Wiener Derby zwischen Rapid und der... Vorschau auf das 304. Wiener Derby zwischen Rapid und Austria (16 Uhr, Hanappi-Stadion)

StephansdomAuf einen Derbytag freute man sich in letzter Zeit eher in Favoriten als in Hütteldorf. Aber das 304. Wiener Derby zwischen Rapid und der Wiener Austria im Hanappi-Stadion schürt die ausgelutschte Derbylegende der eigenen Gesetze. Denn nach der langen Winterpause ist unklar, wo die beiden Teams stehen.

In der Vorbereitung auf die Frühjahrssaison bekleckerten sich beide Teams nicht immer mit Ruhm. Bei Rapid fiel auf, dass hinten wenig zugelassen wurde, andererseits verabsäumte man etwa in den Spielen gegen Silkeborg und Ruzomberok höhere Siege und wirkte weiterhin nicht immer ideenreich. Der Austria gelang mit dem 4:0 über Ruzomberok (vier Tore von Roman Kienast) zum Ende der Vorbereitungszeit ein Befreiungsschlag, nachdem die erste Garnitur davor etwa beim 2:2 gegen St.Pölten schlecht aussah.

Austria zuletzt in Derbies obenauf

Doch nun geht’s wieder um Punkte und alles was in den letzten knapp zwei Monaten passierte ist Makulatur. Und wenn’s um Punkte ging, war die Austria zuletzt stets die Derbymannschaft der Stunde. Rapid traf im Kalenderjahr 2012 kein einziges Mal ins Austria-Tor, das letzte Derby-Tor erzielte Guido Burgstaller am 23.Oktober 2011 – damals gab’s in der Generali Arena ein 1:1. Den letzten grün-weißen Derby-Sieg gab’s am 13.März 2011, als Hamdi Salihi beim 1:0 in Favoriten das Auswärts-Goldtor erzielte. Den letzten Derby-Sieg im Hanappi-Stadion feierte Rapid am 14.März 2010 (2:0), als Hofmann und Jelavic trafen.

Rapid muss siegen um dran zu bleiben

Nicht nur die Tatsache, dass Rapid auf heimischem Boden seit fast drei Jahren auf einen Derby-Sieg wartet, sondern auch die aktuelle Tabellensituation macht das heutige Aufeinandertreffen der Erzrivalen zu einer heiklen Partie. Wenn Rapid erneut nicht gewinnen kann, bleibt die Austria auch nach der 21.Runde außer Reichweite. Um den Anschluss an Salzburg, Rapids nächsten Gegner, zu wahren, muss ein voller Erfolg her. Bekanntlich darf in der kommenden Saison auch der Vizemeister in der Champions-League-Qualifikation ran.

Fragezeichen in Rapids Aufstellung

Bei den Hütteldorfern ist vor dem Derby der gesamte Kader fit und einsatzbereit. Die tatsächliche Aufstellung im 4-2-3-1 ist jedoch vorerst schwer zu erraten. Die offenen Punkte:

  • Im defensiven Mittelfeld haben Pichler und Boskovic die besten Karten auf Einsätze, doch auch Kulovits und Heikkinen sind im Derby immer nennenswerte Optionen.
  • Spielt Schöttel mit offensiver Grundausrichtung beginnt Trimmel als rechter Verteidiger. Wahrscheinlicher ist jedoch der Einsatz von Michael Schimpelsberger auf dieser Position.
  • Alar oder Boyd als Solospitze – wahrscheinlicher ist eine Variante mit Alar, da man diesen im Fall einer Boyd-Einwechslung ins offensive Mittelfeld zurückziehen kann.
  • Burgstaller oder Sabitzer auf der linken Mittelfeldseite – und damit einhergehend: Burgstaller oder Trimmel auf der rechten Seite.

 

Formschwacher Barazite als möglicher Starter

Austria-Trainer Peter Stöger muss im Gegensatz zu seinem Gegenüber die Ausfälle von Jun und Simkovic kompensieren. Da Marko Stankovic unter der Woche krank war und im letzten Test gegen Ruzomberok ausfiel, ist der Einsatz von Nacer Barazite von Beginn an im Rahmen des Möglichen. Allerdings dürfte der Niederländer, ebenso wie Boskovic bei Rapid, kein Mann für 90 Minuten sein. Die Monaco-Leihgabe ist noch nicht annähernd auf dem Gipfel seines Leistungspotentials angekommen und blieb in den Vorbereitungsspielen blass. Allerdings gilt Barazite als „Zirkuspferd“, der den Druck eines Punktespiels bzw. eines vollen Stadions braucht. Ungeachtet seiner ausbaufähigen Form ist Barazite ein für österreichische Verhältnisse außergewöhnlicher Spieler und es wäre beinahe als Luxus zu bezeichnen, ihn trotz des Ausfalls von Tomas Jun nur auf die Bank zu setzen.

Abstände gering halten

Die offensivere Grundordnung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Austria an den Tag legen. Um die Austria zu besiegen muss Rapid jedoch vor allem mit der Viererabwehrkette aus der Reserve kommen, da es wichtig sein wird, die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen gering zu halten. Gegen spielerisch überlegene Gegner wurde Rapid im Herbst immer wieder mit dem Problem konfrontiert, dass die Spitze in der Luft hing und das defensive Mittelfeld einige Meter zu defensiv platziert war, weil vor allem die Innenverteidiger nicht weit genug herausrückten. Klar nimmt man bei höherer Ordnung den einen oder anderen Konter in Kauf, aber offensive Antizipation der Defensivspieler ist die Basis um gegen eine kompakte Mannschaft wie die Austria Druck zu erzeugen und Ballbesitzspiel aufzubauen. Mit Boskovic verfügt Rapid zudem wieder über einen umsichtigen Spieler, der als Bindeglied zwischen den Positionen fungieren kann.

Mögliche entscheidende Zweikämpfe

Wie so oft wird es auch auf die „entscheidenden Zweikämpfe“ im Mittelfeld ankommen. Hier sind vor allem Holland und Mader auf der einen, Pichler und Boskovic auf der anderen Seite gefragt. Schimpelsberger und Trimmel werden aufgrund der Offensivstärke Suttners ebenfalls zu zahlreichen defensiven Zweikämpfen auf verschiedenen Feldpositionen gezwungen werden. Dies verhält sich auf der rechten Angriffsseite der Austria etwas anders, da das Duell Schrammel-Gorgon eher zu einer statischeren Man-on-Man-Show avancieren wird, als zu einem Fight über den ganzen Platz.

Kein Favorit bei tipp3

Die Buchmacher von tipp3 betrachten das Spiel im Voraus als ausgeglichen: Sowohl für einen Rapid-Sieg, als auch für einen Austria-Sieg erhält man den 2,5-fachen Einsatz zurück – die Quote für ein Remis steht bei 3,2. Als realistischstes Ergebnis gilt ein 1:1, das mit einer Quote von 6,0 beziffert wird.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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