Nach der Niederlage in der Europa League gegen Rijeka geht es für die Austria auch weiterhin Schlag auf Schlag. Nun stehen in der Liga... Vorschau: Austria vor dem „Derby-Doppel“

Nach der Niederlage in der Europa League gegen Rijeka geht es für die Austria auch weiterhin Schlag auf Schlag. Nun stehen in der Liga und im Cup zwei schwierige Begegnung gegen den Stadtrivalen Rapid vor der Tür, und das in einer Phase, wo man mit vielen Problemen zu kämpfen hat. Auf diese Probleme wollen wir näher eingehen und einen Ausblick auf die beiden Spiele wagen.

Späte Neuzugänge, Verletzungssorgen und fehlende Automatismen

Nachdem die Austria vor der Länderspielpause acht Spiele in der Liga ungeschlagen blieb und nur durch ein Abseitstor um einen Sieg in Athen gebracht wurde, schien man trotz der Verletzungssorgen auf dem richtigen Weg zu sein. Doch wurden auch bereits in dieser Zeit einige Probleme im Spiel der Veilchen offensichtlich, die jedoch zum Teil nicht überraschten. Umso beachtlicher, dass man trotz der vielen Verletzungen und wichtigen Abgänge sich vorne festsetzen konnte und die Europa-League-Gruppenphase erreichte, obwohl man mit großen Schwierigkeiten in die Saison startete. Nachdem man in den letzten beiden Spielen gegen Sturm und Rijeka ziemlich blutleere Auftritte hinlegte und damit denkbar schlecht in den heißen Oktober mit vielen schwierigen Aufgaben hineinkam, wurde der Unmut vieler Fans zuletzt wieder größer.

Dass die Probleme größtenteils mit den vielen Ausfällen zusammenhängen, sollte zunächst einmal unstrittig sein. Verstärkt wird es durch die zahlreichen Zu- und Abgänge, die darüber hinaus überwiegend in den letzten Wochen der Transferperiode stattfanden und dadurch die Neuverpflichtungen ohne Vorbereitung zur Mannschaft stießen. Exemplarisch für die hohe Fluktuation im Kader war dabei das Bild der Mannschaft vom letzten Jahr im Spiel gegen Roma, welches zuletzt durch die Medien ging, bei dem im Vergleich zu heuer aktuell nur noch drei (!) Spieler auf dem Platz standen. So müssen viele Spieler bereits frühzeitig ins kalte Wasser geworfen werden, ohne viel Eingewöhnungszeit zu erhalten, geschweige denn das System kennenzulernen. Spieler wie Lee oder Alhassan kamen von anderen Kontinenten nach Wien und benötigen zum Teil aufgrund fehlender Sprachkenntnisse Dolmetscher, absolvierten dennoch bereits nach kurzer Zeit viele Spiele und mussten quasi auf Knopfdruck funktionieren. Das gleiche gilt für Ruan, der eigentlich erst langsam herangeführt werden sollte, da er angeschlagen zur Mannschaft stieß. Durch die Ausfälle musste er trotz körperlicher Probleme frühzeitiger ran und zog sich prompt eine schwere Muskelverletzung zu.

Auch deshalb muss Trainer Fink die Stammelf ständig umstellen und notgedrungen improvisieren, wodurch kaum ein fester Stamm zustande kommt. Trauriger Höhepunkt war wohl das Rückspiel gegen Osijek, wo man aus Mangel an Alternativen sogar Salamon ins zentrale Mittelfeld beordern musste. Am besten lässt sich diese Problematik jedoch im defensiven Mittelfeld bzw. der zentralen Achse festmachen. Holzhauser und Serbest haben in den letzten zehn Partien nur zweimal miteinander im Zentrum begonnen, da Serbest durch die Ausfälle in der Abwehr aushelfen musste oder zum Teil selber ausfiel. So muss die Mannschaft ohne wichtige Säulen und Spieler auskommen, die eine gewisse Konstanz mitbringen, wie es im letzten Jahr Kayode, Filipovic, Larsen oder Grünwald taten.  Durch die Verletzungssorgen kommt ein weiterer Aspekt negativ zum Tragen, nämlich die Entscheidung keinen weiteren defensiven Mittelfeldspieler zu verpflichten. Zwar hatte man mit Leskovic von Dinamo Zagreb ein Objekt der Begierde im Auge, jedoch platzte der Wechsel kurz vor Transferschluss und kam letztlich nicht zustande. Dies rächt sich jetzt auch, da einerseits die Alternativen auf dieser wichtigen Position fehlen und man mit Serbest de facto nur einen nominell defensiveren Mittelfeldspieler zur Verfügung hat, aber andererseits auch nicht rotieren kann auf der Position. Holzhauser und Serbest müssen in den anstrengenden Wochen überhaupt jedes Spiel absolvieren und können gar keine Pausen bekommen. Da diese Problematik bereits im letzten Jahr vorhanden war, muss sich Sportdirektor Wohlfahrt den Vorwurf schlecht geplant zu haben gefallen lassen, auch wenn der Transfer des Wunschspielers im letzten Moment scheiterte.

Diese zahlreichen Aspekte machen die Aufgabe für das Trainerteam rundum Thorsten Fink nicht gerade einfacher. Zeit um gewisse Automatismen einzutrainieren hat man ebenfalls keine, da bis auf Regeneration und Abschlusstrainings kaum Zeit bleibt, um an Problemen zu arbeiten. Dass die Kritik an Trainer Fink aufgrund der Spielweise zunimmt, ist nur zum Teil verständlich. Die Probleme im Spielaufbau sind kaum zu übersehen und die Anbindung des Zentrums gestaltet sich weitestgehend unbefriedigend. Das hängt natürlich auch mit den Verlusten von Filipovic, Larsen und Grünwald zusammen, die in der Spieleröffnung wichtige Rollen einnahmen. Das kaschierte einige strukturelle Defizite im System, die jetzt immer offener zu Tage treten. Auf diese Fragen muss Trainer Fink Antworten finden, was aufgrund der Umstände jedoch eine Mammutaufgabe wird. Eher wird man versuchen, sich mit dem dünnen Kader in die Winterpause zu retten, um dann mit der Rückkehr einiger Leistungsträger und der vollen Vorbereitung vorne anzugreifen. Für das Umfeld der Austria bedeutet das wohl die nächsten Wochen Ruhe zu bewahren, wofür die Anhänger jedoch nicht gerade bekannt sind.

Was wird gegen Rapid vonnöten sein, um zu bestehen?

Nun empfängt man also in den nächsten beiden Spielen den Erzrivalen aus Hütteldorf. Dabei kommt Rapid mit wesentlich mehr Selbstvertrauen in das Happel-Stadion, nachdem man immerhin die letzten drei Spiele gewinnen konnte. Auch deshalb, gehen die Grün-Weißen zumindest laut den Wettanbietern als klarer Favorit ins Spiel. Von Vorteil sollte es zweifellos sein, dass sich Rapid die ganze Woche auf das Spiel vorbereiten konnte, während die Austria nur ein Abschlusstraining zur Verfügung hat. Den Violetten bleibt also wenig Zeit, um die Kräfte zu bündeln und wieder in einer guten Verfassung auf den Platz zu gehen. Um die Serie an ungeschlagenen Derbys zu prologieren, wird im Vergleich zu den letzten beiden Spielen eine massive Leistungssteigerung nötig sein. Rapid verfügt vor allem in der Offensive über viel Qualität, hat aber auch in der Defensive immer wieder Probleme.

Die Ausgangslage wird aufgrund der dünnen Personaldecke zusätzlich erschwert. Pires wird wegen seiner Rot-Sperre zumindest in der Liga ausfallen und damit vor allem mit seinem Tempo abgehen, mit dem er die vergangenen Derbys für viel Wirbel sorgte. Ebenfalls fehlen wird De Paula, der sich eine Muskelverletzung zugezogen hat und somit das Lazarett nochmal vergrößerte. Dadurch stellt sich die Mannschaft eigentlich von selbst auf. Prokop, Tajouri und Alhassan werden wohl wieder in die Mannschaft rutschen und damit einige neue frische Kräfte. Interessant wird definitiv sein, wie Trainer Fink die Mannschaft ausrichten wird. Man wird wohl eher nicht allzu offensiv agieren und auf viel Ballbesitz setzten, sondern eher aus einer gesicherten Defensive versuchen, Nadelstiche nach vorne zu setzten. Grundsätzlich wäre es von Vorteil, wenn man bei dem 4-1-4-1 System bleibt und Holzhauser eine flexiblere Rolle ermöglicht, damit dieser seine Qualitäten in höheren Zonen einbringen kann.

Man sollte sich jedenfalls nicht zu weit nach hinten fallen lassen, sondern die Defensive von Rapid beschäftigen. Interessant wird auch sein, ob man im Ballbesitz versuchen wird das Pressing der Hütteldorfer zu umspielen, oder lieber kein Risiko eingehen will und vermehrt auf lange Bälle zurückgreift. Für beides bedarf es jedoch genauere Pläne, wie man das zum eigenen Vorteil ausnutzen kann. Wenn man das Pressing umspielen möchte, wird man ein gutes Passspiel benötigen, gute Verbindungen in der Spieleröffnung und versuchen müssen, das Feld breit zu machen, um die Formation des Gegners zu strecken. Wenn man es schafft, hinter die erste Pressinglinie von Rapid zu kommen, würden dahinter offene Räume lauern, die man im Anschluss bespielen könnte. Jedenfalls hätte man mit Prokop und Holzhauser durchaus Spieler in den eigenen Reihen, die enge Situationen mit ihrer technischen Klasse auflösen könnten. Sollte man auf lange Bälle zurückgreifen, wird dem Spiel um den zweiten Ball eine hohe Bedeutung zukommen, um für einen passenden Zugriff und viele Ballgewinne zu sorgen. Dementsprechend sollte man immer konsequent nachrücken und sich strategisch optimal positionieren, um daraus Vorteile für sich zu ziehen. Im Sturm sollte eher Monschein den Vorzug erhalten, um zumindest mehr Tiefe im eigenen Spiel zu haben, da Pires ja nicht zur Verfügung steht.

Gegen den Ball wird es wichtig sein, sich besser auf mögliche Spielverlagerungen einzustellen, als es in den vergangenen Spielen der Fall war. Rapid-Kapitän Schwab sollte man nicht die Möglichkeit geben, Raum und Zeit zu haben, um seine gefährlichen Pässe nach vorne zu spielen. Generell sollte man vor allem das Zentrum unter Kontrolle bringen, um speziell den Zwischenlinienraum zu verschließen. Mit Schaub, Murg und Schobesberger verfügt Rapid über gute Spieler, die auf engem Raum Situationen erfolgsstabil lösen können. Sollte man ihnen zu viel Raum gewähren, wird dies wohl nicht unbestraft bleiben. Darum ist es wichtig, dass die Abwehr gut nachschiebt und den Kontakt zum Mittelfeld hält, um dem vorzubeugen. Saubere Abläufe, ein gutes Stellungsspiel und viel Konzentration wird vonnöten sein, um hinten wenig zuzulassen.

Alles in allem wird es wohl ein enges Duell werden, wo auch die Tagesverfassung entscheiden wird, wer letztlich die Oberhand behält. Beide Teams haben ihre Qualitäten in der Offensive und hinten Probleme, weshalb ein torloses Unentschieden wohl eher ausgeschlossen sein wird. Die Austria wird sich im Vergleich zu den beiden letzten Spielen deutlich steigern müssen, wenn man denn einen Derbysieg einfahren will. Wenn es gelingt, die Null hinten zu halten und damit die Offensive von Rapid in Schach zu halten, wäre das schon mal mehr als nur die halbe Miete, um die drei Punkte zu holen. Möglichkeiten in der Offensive wird man bestimmt bekommen.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic

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