Vorschau Rapid – WAC: Mittels Angriffspressing Chancen kreieren
Bundesliga 6.Mai.2017 Stefan Karger 0
Der SK Rapid Wien empfängt in der 32. Runde der österreichischen Meisterschaft den Wolfsberger AC. Aufgrund der Tabellensituationen sollten die Hausherren unbedingt voll punkten, denn in den kommenden Runden warten mit den Spielen gegen RB Salzburg und dem SK Sturm schwierige Aufgaben auf die Wiener. Unterstützung werden die Grün-Weißen von knapp 20.000 Fans erhalten, denn gestern waren bereits 18.300 Karten verkauft. Wir sehen uns für euch die Voraussetzungen vor diesem Spiel an.
Der Angstgegner aus dem Süden
Die Duelle gegen den WAC standen für die Grün-Weißen seit dem Aufstieg der Kärntner in die oberste Spielklasse von Anfang an unter keinem guten Stern. In der Saison 2012/13 verlor der SK Rapid die ersten drei Saisonduelle und holte erst im vierten Anlauf ein mageres 0:0-Unentschieden. Erst im achten Aufeinandertreffen der beiden Teams feierten die Grün-Weißen den ersten Sieg – damals standen noch Akteure wie Terrence Boyd, Guido Burgstaller, Marcel Sabitzer und Christopher Trimmel in der Startelf.
Auch in der aktuellen grün-weißen Seuchensaison sind die Kärntner alles andere als ein Punktelieferant. Am fünften Spieltag erzielte ausgerechnet der Ex-Rapidler Philipp Prosenik knapp vor Spielende den Ausgleich zum 1:1-Endstand, nachdem Christoph Schösswendter die Gäste nach einer guten halben Stunden per Kopf in Führung brachte. Prosenik sorgte auch im darauffolgenden Duell am 14. Spieltag für das einzige Tor der Partie. Zuletzt setzen sich abermals die Kärntner mit 2:1 durch, wobei Routinier Joachim Standfest beide Treffer durch Tschernegg und Leitgeb vorbereitete.
Der WAC sammelte gegen keine andere Mannschaft in der höchsten Spielklasse so viele Punkte wie gegen den SK Rapid. In 19 Partien siegten die Kärntner achtmal, während sich die Rapid-Fans nur sechsmal über drei Punkte freuen durften. Fünfmal endete die Partie ohne Sieger.
Pressingstarke Gäste
Rapid-Trainer Goran Djuricin interessieren diese Statistiken nicht sonderlich, allerdings gab er bei der Pressekonferenz eine mögliche Erklärung für das schwache Abschneiden ab. Der WAC ist gegen Rapid stets besonders motiviert, steht tief und kompakt und lauert auf schnelle Konter. Es bleibt zu hoffen, dass sich der Rapid-Coach jedoch an das Auftreten der Kärntner im November 2016 erinnert. Damals zeigte der WAC ein starkes und intensives 4-4-2-Mittelfeldpressing, das den Spielaufbau des SK Rapid besonders in der Anfangsphase der Partie enorm erschwerte. Die Kärntner agierten dabei weder ungestüm, noch allzu passiv. In erster Linie war es das Ziel der Mannschaft vertikale Zuspiele des Gegners zu verhindern. Sie warteten geduldig auf aussichtsreiche Situationen, etwa auf ungenaue Zuspiele. Erst dann schnappte die Pressingfalle zu.
Kein gelernter Linksverteidiger vorhanden
Neben Schobesberger, Mocinic und Max Hoffmann muss der SK Rapid weiterhin auf Thomas Schrammel verzichten, der erst in etwa zwei Wochen wieder zur Verfügung stehen soll. Damit stellt sich die Frage, wer auf der linken Abwehrseite auflaufen wird, zumal Andreas Kuen zuletzt nicht überzeugen konnte, auch wenn Djuricin versicherte, dass seine Auswechslung gegen die Admira lediglich taktische Gründe hatte. Der Rapid-Trainer will bzw. muss wieder improvisieren und falls er nicht abermals auf Kuen zurückgreifen möchte, dann wäre eine Variante mit Wöber als Linksverteidger naheliegend. Der 19-Jährige ist zwar im Abwehrzentrum zuhause, dafür aber immerhin Linksfuß. Die Position ist für ihn keinesfalls neu, denn schon bei seinem Debüt, bei der 0:4-Niederlage gegen Valencia im Februar 2016, kam er auf der linken Abwehrseite zum Einsatz und zeigte eine ansprechende Leistung.
Schaub wieder fit
Ein weiteres Fragezeichen steht über einem möglichen Einsatz von Louis Schaub. Der technisch starke Mittelfeldspieler ist nach seinem Muskelfasereinriss wieder fit und trainierte zuletzt mit der Mannschaft mit. Djuricin lobte den 22-Jährigen, ist sich jedoch noch nicht sicher, ob er ihn von Beginn an spielen lassen wird. Gerade gegen den tiefstehenden WAC wären kreative Momente enorm wichtig, um den kompakten Abwehrverbund überraschen zu können. Im Sturm hat Trainer Djuricin wieder die Wahl zwischen Joelinton und Kvilitaia, wobei der Brasilianer momentan die etwas besseren Karten haben dürfte.
Wie knackt man den WAC?
Es stellt sich die Frage, ob der SK Rapid selbst mit einem fitten Schaub, dem sicherlich auch die Spielpraxis fehlen wird, sich überhaupt genug Chancen gegen die defensivstarken Gäste herausspielen wird können? Im Moment liefern die Grün-Weißen zum Leidwesen ihrer Fans keine spielerischen Feuerwerke ab und selbst die von Coach Djuricin hochgelobte erste Halbzeit gegen die Admira war alles andere als eine Offenbarung. Es wird also sehr schwer sein zwingende Chancen herauszuspielen.
Dennoch gibt es Mittel und Wege die Kärntner zu knacken, denn auch wenn sie im Spiel gegen den Ball zu den unangenehmeren Gegner in der Bundesliga zählen, sind sie bei Ballbesitz oftmals anfällig – selbst das hochgelobte Umschaltspiel nach Balleroberungen ist meist unsauber. Der SK Rapid sollte danach trachten, mittels hohem Angriffspressing Balleroberungen tief in der Hälfte der Gäste zu erzielen. In diesen Fällen steht die gegnerische Abwehr oftmals unsortiert und es müssten sich mittels schnellen Kombinationen Abschlussmöglichkeiten ergeben.
Weitere entscheidende Faktoren
Der WAC lebt sicherlich auch von der körperlichen Robustheit und der Zweikampfstärke seiner Spieler. Die Akteure des SK Rapid müssen den Kampf um die zweiten Bälle annehmen, gerade weil sich die Gäste im Spielaufbau oftmals nur mit weiten Bällen nach vorne helfen werden können. Aufpassen wird man auch bei Standardsituationen müssen, bei denen sich gerade der SK Rapid zuletzt immer wieder anfällig zeigte. Philipp Prosenik stand in den letzten Wochen nicht immer in der Startaufstellung, man darf jedoch davon ausgehen, dass der 24-Jährige von Beginn an gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber auflaufen wird. Immerhin erzielte er in dieser Saison schon zwei wichtige Saisontreffer gegen die Grün-Weißen und dürfte gegen seinen Ex-Verein besonders motiviert sein.
Der Mittelstürmer erzielte sein letztes Pflichtspieltor am 6. November 2016 und wartet seit 15 Partien auf einen Treffer. Es würde perfekt in den bisherigen Saisonverlauf der Hütteldorfer passen, wenn Prosenik ausgerechnet im Allianz Stadion wieder seine Form findet.
Stefan Karger, abseits.at
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Stefan Karger
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